Orgeltouristen entdecken Klangwelten

Sie gilt als die Königin der Instrumente: die Orgel. Auf der Orgelwanderfahrt des Förderkreises Kirchenmusik haben die Teilnehmer gleich fünf dieser adligen Damen in kleinen Konzerten kennengelernt.

Trier/Saarburg/Schweich/Rachtig. Plötzlich ist es in der Welschnonnenkirche still. Nur noch ein leises Klacken der Tasten der Kirchenorgel ist zu hören. "Ziehen!", flüstert die Organistin dem Mann zu ihrer Rechten zu. Sie zeigt auf zwei dicke Lederbänder, die in die Orgel hineinführen. Der Mann ist zunächst verwirrt, zieht aber dann doch an einem der Bänder. Damit füllt er die Blasebälger im Inneren des Instruments mit Luft, die schwere Steine langsam wieder herunterdrücken. Und siehe da: Die Orgel ertönt in strahlendem Klang.

Normalerweise kommt ein Laie gar nicht erst dazu, diese Orgel zu bedienen. Doch auf der jährlichen Orgelwanderfahrt des Förderkreises Kirchenmusik St. Marien Rachtig ist alles anders. Die 55 Teilnehmer können im Rahmen des Mosel Musikfestivals nicht nur Konzerte auf fünf verschiedenen Kirchenorgeln in Saarburg, Trier, Rachtig und Schweich hören, sondern auch die Stumm-Orgel (benannt nach ihrer Bauwerkstatt) in der Welschnonnenkirche von innen betrachten, die sich noch ganz traditionell von Hand bedienen lässt.

Schon am frühen Morgen erwartet die Teilnehmer - unter anderem aus Köln und Düssedorf - in der Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg die Weimbs-Orgel mit einem Glockenspiel, das an diesem sonnigen Tag irgendwie an Weihnachten erinnert. Im Trierer Dom geht es später andächtiger zu. Die Rachtiger Organistin Theresia Thiesen sitzt an der Chororgel, während ihr Ehemann und Kollege Josef Thiesen an der Schwalbennestorgel auf seinen Einsatz wartet. Bereits seit über zehn Jahren begleitet das Ehepaar die Tour. Sind denn die Gäste alle Orgelexperten? "Nein", sagt Thiesen. "Das ist ein ganz normales Konzertpublikum. Es macht Spaß, ihnen all die Orgeln zu zeigen - und auch mal Stücke ohne sakralen Bezug zu spielen."

Die Teilnehmer sitzen derweil im Altarraum, während im Dom der ganz normale Touristenalltag weiterläuft. Eigentlich sollte Domorganist Josef Still hier spielen, doch ein Armbruch kam ihm in die Quere. Macht nichts: Die Thiesens erarbeiteten kurzerhand auch für den Dom ein Programm. Bei Bachs "Präludium und Fuge in D-Dur" zieht Josef Thiesen auf der Hauptorgel alle Register, nutzt die Kapazitäten des Instruments voll aus. "Einfach toll", sagt Martha Eltges aus Rachtig. "Das geht ganz tief in den Körper rein."

Die Gruppe zieht weiter nach Schweich. Draußen ist es mittlerweile heiß und hektisch, in der Pfarrkirche St. Martin aber ist es kühl und ruhig. "Wie in einer anderen Welt", staunt Eltges. Hier ist die Gruppe ganz unter sich. Ein Mann legt seinen Arm um seine Frau - die zwei verbleiben das ganze Konzert über in dieser zärtlichen Position. "Seit den Anfängen dieser Wanderfahrt bin ich dabei", sagt Josef Neumann aus Beuren (Kreis Cochem-Zell) hinterher. "Nach über einem Jahrzehnt bin ich immer noch begeistert."

Mit dem Bus geht es nach Rachtig. Die Teilnehmer haben die Saarmündung, die Mosel, später auch kleine Orte gesehen und Trier kurz erkundet. Eine Kombination, die Teilnehmer Heinrich Bockholt aus Koblenz zu schätzen weiß. "Die Musik ist wirklich erstklassig; aber wir lernen hier nicht nur Kultur, sondern auch noch Land und Leute kennen."

Extra

Die nächsten Konzerte: Donnerstag, 8. Juli, 20.30 Uhr: Auftakt Sommerliche Orgelkonzerte, Konstantin-Basilika, Trier (sonst immer mittwochs) Freitag, 9. Juli, 20 Uhr: Johannes Moser & Ewa Kupiec, Rokokosaal Kurfürstliches Palais, Trier Samstag, 10. Juli, 21 Uhr: Zauber einer Sommernacht - Broadway Dreams, Schwimmende Moselbühne, Kröv Alle Termine im Internet unter www.moselmusikfestival.de, Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich. (eg)

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