Das hilfreiche Froschauge

Trier · 60 Jahre ist es her, dass ein neues, geschlossenes Führerhaus der Zugmaschine Unimog den Spitz namen Froschauge einbrachte. Albert Friedrich, ein ehemaliger Konstrukteur von Flugzeugmotoren, hatte 1945 das Ur-Modell mit Klappverdeck entworfen.

 Ein Unimog 401 in geschlossener Ausführung, wie er von 1953 bis 1956 produziert worden ist. Foto: Daimler

Ein Unimog 401 in geschlossener Ausführung, wie er von 1953 bis 1956 produziert worden ist. Foto: Daimler

Trier. Die Geschichte des legen dären Nutzfahrzeugs Unimog beginnt so abenteuerlich wie die Zeit, in der dieses Automobil zur Welt kommt. Sein Erfinder ist Albert Friedrich, ehemaliger Leiter der Flugmotorenkonstruktion der damaligen Daimler-Benz AG. Er hatte sich schon während des Zweiten Weltkriegs mit der Idee einer kompakten Arbeitsmaschine beschäftigt. 1945 beginnt Friedrich mit der Entwicklung.
Gedacht als landwirtschaftliches Fahrzeug soll es sich jedoch erheblich von klassischen Traktoren unterscheiden. Als Partner für die Entwicklung findet der Ingenieur unter anderem seinen ehemaligen Mitarbeiter Heinrich Rößler. Dieser war in der PKW- und Motorenentwicklung von Daimler-Benz beschäftigt gewesen. Rößler schlägt sich seit Kriegsende als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft durch und kann daraus viele Erfahrungen einfließen lassen. Erste Zeichnungen Friedrichs zeigen ein "Motorgetriebenes Universal gerät für die Landwirtschaft" - die Bezeichnung Unimog gibt es noch nicht. Allradantrieb und vier gleich große Räder kennzeichnen das schlichte Fahrzeug.
Mit 25 PS/18 kW ist es als Schlepper gedacht, zum Antrieb landwirtschaftlicher Geräte und stationärer Maschinen sowie als Lieferfahrzeug für die Agrarwirtschaft. Sechs Gänge bis 50 km/h sind geplant, Antrieb für Geräte vorn, Zugeinrichtung hinten, Laderaum in der Mitte. Alles zusammen ein simples, aber trotzdem ungewöhnliches Konzept.
Friedrich knüpft Kontakte zur amerikanischen Besatzungsmacht und erwirbt im Oktober 1945 eine Production Order, also eine Erlaubnis zur Fertigung. Partner für Entwicklung und Produktion wird die Firma Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd, eine Gold- und Silber warenfabrik.
Die Konstrukteure denken praktisch: 1,27 Meter Spurweite entsprechen zwei Kartoffelreihen. Ende 1946 gibt Hans Zabel dem Fahrzeug dessen Namen: Aus dem Begriff Universal- Motor-Gerät wird kurz Unimog.
Einen geeigneten Dieselmotor steuert ab 1947 Daimler-Benz bei. Es ist der OM 636, der bereits im 170er Mercedes der Vorkriegszeit Dienst getan hat. 1948 rückt der Unimog bei der ersten Nachkriegsausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Frankfurt ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Im August desselben Jahres beginnt bei der Maschinenfabrik Gebrüder Boeh ringer in Göppingen die Serienfertigung. Und nicht nur die Landwirtschaft interessiert sich für das Fahrzeug. Auch Behörden fordern passende Anbaugeräte. Es entwickelt sich die bis heute fruchtbare und enge Zusammenarbeit mit der Geräteindustrie.

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