Für Asphalt-Cowboys

Trier · Im TV-Fahrbericht der Woche eine Automobil-Legende: der Ford Mustang V8.

Trier. Der Mustang ist eine amerikanische Institution. Wie Coca-Cola, wie McDonald's. Oder eben Ford. Er ist das Muscle-Car der "schönen neuen Welt" schlechthin. 1964 präsentierte die Ford Motor Company auf der Weltausstellung in New York die real gewordene Vision des Mustang-Erfinders Lee Iacocca. Ein Auto wie das Land, das ihn gebar: unvorstellbar groß, stark, mächtig, laut. Kaum zu bändigen. Versehen mit einem Namen, der all das in sich vereinte. Die Weite der Prärie, die rassige Schönheit des wilden, animalischen Individuums
Die sechste Generation des Mustang, aufgelegt 2014 und damit genau 50 Jahre nach der Premiere, war erstmals rund um den Globus erhältlich. In zwei Karosserie-Varianten (Fastback und Cabrio) und mit zwei verschiedenen Antrieben: einem 2,3 Liter Turbo Vierzylinder mit 309 PS und dem Achtzylinder mit fünf Litern Hubraum und 426 "Pferden." Letzterer befeuerte auch unseren Testwagen, einen feuerroten Fastback GT.
Als Ford den Mustang für den Rest der Welt domestizierte, stand man vor der Aufgabe, einen Spagat bewältigen zu müssen. Man durfte das Fahrzeug nicht seiner Wurzeln, und damit seiner Proportionen, seiner Dynamik, Kraft und Einzigartigkeit berauben. Schließlich sollte das einstmals brachiale und nur schwer zu bändigende puristische Fahrzeug allen modernen Sicherheits-Anforderungen und gängigen Komfortnormen genügen. Die Aura der Fahrmaschine für harte Cowboys durfte jedoch nicht angetastet werden. Und schließlich sollte der neue Mustang nicht nur Imageträger der Ford Motor Company sein, sondern er sollte durchaus ein paar Dollar in die Kassen spülen.
Der aktuelle Ford Mustang ist kein auf neu getrimmtes Retromobil der 1960er Jahre. Ford hat eine Fahrzeug-Architektur gefunden, die mit einem Mix aus beiden Stilepochen etwas Neues erschaffen hat. Der lange Vorbau ist geblieben, daran führte kein Weg vorbei. Flanken und Front zieren feine, aber nicht zu wuchtige Sicken. Nichts Überflüssiges lenkt von der satten Machtdemonstration des gesamten Körpers ab. Die schnöden Glühbirnen der frühen John-Wayne-Jahre am Heck wurden durch sechs vertikale LED-Streifen ersetzt. Gruß und Hommage an das neue Jahrtausend.
Die Vorfreude auf das Fahr-Erlebnis beginnt bereits beim Betätigen des Anlasser-Knopfes. Es ist dieses tiefe, unverwechselbare Brabbeln, das jedem Big Block zu eigen ist. Eine akustische Visitenkarte, die eindrucksvoller in ihrer Klang-Virtuosität nicht sein könnte. Der Mustang, und genau das wollte Ford trotz aller verbesserten Fahrwerks-Konstruktionen und Verstrebungen erreichen, soll und muss immer noch mit großer Aufmerksamkeit bewegt werden. Aber der 4,78 Meter lange GT, dessen Front vom Fahrersitz aus nie zu enden scheint, ist beherrschbar. Er verleiht dem "Cowboy" am Lenker das Gefühl, die "Zügel" in der Hand zu haben.
Das liegt vor allem an der aufwendigen Mehrlenker-Konstruktion der Hinterachse. Sie ist im Vergleich zum herkömmlichen, starren Fahrwerk aller vorherigen Mustang-Generationen ein technischer Sprung über Jahrzehnte hinweg. Verloren von seiner Ursprünglichkeit hat der Mustang nichts. Gewonnen hat er an Handling, an Fahrfreude. Sowie am Gefühl und dem Wissen, die schiere Kraft beeinflussen und dirigieren zu können. Zwar nicht mehr wie weiland die Viehtreiber des Wilden Westens bei flackernder Lagerfeuer-Romantik mit einem Schenkeldruck. Dafür aber im Verbund mit dem Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung passiver Sicherheit und aktiver Assistenz.
Herausgekommen ist dabei ein Coupé für den Asphalt-Cowboy des neuen Jahrhunderts.Extra: TECHNISCHE DATEN FORD MUSTANG GT 5.0


Ausführung: zweisitziges, viertüriges Sportcoupé L / B /H: 4,78 / 1,92 / 1,38 Meter Motor: Achtzylinder Saugmotor, Benziner Hubraum: 5.0 Liter Max. Drehmom.: 530 Nm bei 4.250 U/min Leistung: 426 PS Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Antrieb: Hinterrad Getriebe: Sechsgang manuell Abgasnorm: Euro 6 Kofferraumvolumen: 408 Liter Verbrauch: (Ford / TV) 13,5 / 15,5 Liter auf 100 km Preis: ab 42 000 Euro

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