Hochbeiner ohne Design-Allüren

Köln · Im Test überzeugt das SUV Ssangyong XLV mit vorbildlichen Platz- verhältnissen und gut- mütigem Fahrwerk. Der Dieselmotor erweist sich als recht behäbig.

 Obwohl viel harter Kunststoff zum Einsatz kommt, wirkt das Cockpit recht ansehnlich. Fotos: Ssangyong

Obwohl viel harter Kunststoff zum Einsatz kommt, wirkt das Cockpit recht ansehnlich. Fotos: Ssangyong

 Der Blick aufs Heck verrät bereits, dass der XLV eine hohe Ladekante hat. Das erschwert das Beladen.

Der Blick aufs Heck verrät bereits, dass der XLV eine hohe Ladekante hat. Das erschwert das Beladen.

Produktion der Seite:
Martin Lindemann
Inge Meyer
Köln Erwähnt man im Freundes- oder Bekanntenkreis die Marke Ssangyong, erntet man meist fragende Blicke. Denn der südkoreanische Autohersteller, der zum indischen Mahindra & Mahindra-Konzern gehört, ist hierzulande wenig bekannt. Es lohnt sich aber, in dessen etwas exotischer Fahrzeugpalette aus Minivans, Pick-ups und SUVs zu stöbern, nicht nur, wenn man einen geräumigen Hochbeiner sucht. Der 4,44 Meter lange XLV erfüllt mit dachhoch gut 1,4 Kubikmeter Laderaum vielfältige Wünsche für Stapeleien aller Art.
Wie er aussieht: Von nichts kommt nichts! Ein bisschen wuchtig wirkt er schon, vor allem in den hinteren Regionen. Das rührt unter anderem daher, dass er 24 Zentimeter länger ist als sein bis zur mittleren Dachsäule identischer Bruder mit dem klangvollen Namen Tivoli. Dass wir die kastige Karosserie unterm Strich als ganz passabel gezeichnet empfanden, lag vielleicht an den mit Kunststoff ummantelten Radhäusern und Schwellern, die einen ebenso praktischen wie ansehnlichen Kontrast zur Lackierung des Wagens bilden.
Was er kann: Kisten schleppen, Personen transportieren, kleines Umzugsgepäck an seinen Bestimmungsort bringen - der XLV ist nicht wählerisch, wenn man ihn kurzerhand zu Ladezwecken einsetzt. Allerdings sollte man nicht unter Zeitdruck stehen, denn der 115 PS/85 kW leistende 1,6-Liter-Dieselmotor gehört zur Art der etwas behäbigeren Triebwerke und dreht auch höchstens 3500 Umdrehungen pro Minute, also 500 weniger als die meisten seiner Konkurrenten. Mag sein, dass die damit verbundene Sechsstufen-Automatik unseres Testwagens den Eindruck der schiffsähnlichen Fortbewegung noch verstärkte.
Sofern es aber um zuverlässiges Dahingleiten geht, kann man dem Ssangyong gar nichts vorwerfen, wobei auch sein Fahrwerk Vorteile im Alltag hat, das gutmütig Unebenheiten aller Art schluckt.
Wie's innen zugeht: Noch einmal ein Lob auf die Platzverhältnisse, vorn sowieso, aber auch im Fond sitzt man bequem mit ordentlich Kopf- und Beinfreiheit. Allerdings ist die mittlere Kopfstütze hinten zu kurz, so dass bei Auffahrunfällen gefährliche Genickschläge drohen. Hier sitzen also nur Kinder sicher.
An der relativ hohen Ladekante 78 Zentimeter über dem Boden lässt sich leider nichts ändern. Nachdem die im Verhältnis 60:40 geteilten Lehnen der Rücksitze umgelegt sind, entsteht immerhin eine ebene Fläche, um den langen Raum hinter den Vordersitzen bis unters Dach füllen zu können. Sehr praktisch: In die Türablagen passen große Flaschen und etlicher weiterer Krimskrams hinein. Das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Selbst in größeren Vehikeln sucht man oft vergebens nach diesen griffgünstigen Verstaumöglichkeiten. Soll man sich über die düsteren Innenraumflächen und die bescheidenen Ideen bei der Gestaltung der Armaturentafel noch groß Gedanken machen? Wohl kaum, denn der koreanische Kumpel hat es eben nicht mit modischen Design-Allüren, sondern setzt auf Praxisnutzen.
Was er kostet und verbraucht: Für einen mittelgroßen Hochbeiner ist ein Einstiegspreis von 17 490 Euro günstig. In dem Fall arbeitet ein 128 PS/95 starker 1,6-Liter-Benziner unter der Haube. Der einzig verfügbare, von uns getestete XLV Diesel - natürlich mit Euro-6-Schadstoffnorm - kostet in bester Sapphire-Ausstattung 27 590 Euro. Das Sechsstufen-Automatikgetriebe schlägt obendrein mit 2000 Euro zu Buche. Wer Allradantrieb haben möchte, kann diesen für noch einmal 2000 Euro ordern. Mit 6,5 Litern Testverbrauch lagen wir nur 0,6 Liter über dem Normwert.
Aus unserem Testtagebuch: Ein Thema, das uns immer wieder am Herzen liegt, ist die Übersichtlichkeit. Man mag denken, dass einen die XLV-Kastenform das direkte Umfeld gut überblicken lässt. Wegen der breiten hinteren Dachsäulen und des hohen Heckfensters entpuppt sich aber der Blick nach hinten als typische Achillesferse. Unser Tipp: Ausstattung unbedingt mit Rückfahrkamera bestellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort