Kia will Vorreiter bei Elektro-Autos werden

Frankfurt · Der koreanische Automobilhersteller Kia will vorne mit dabei sein, wenn es um die Elektrifizierung des Automobils geht.

 Das kompakte SUV Kia Niro ist derzeit mit Hybridantrieb zu haben. Ab kommendem Jahr soll es auch eine reine Elektro-Version geben. Fotos (3): Kia

Das kompakte SUV Kia Niro ist derzeit mit Hybridantrieb zu haben. Ab kommendem Jahr soll es auch eine reine Elektro-Version geben. Fotos (3): Kia

Foto: MAGROUND GmbH

Frankfurt Die koreanischen Autobauer Hyundai und Kia, die zum selben Konzern gehören, sind zielstrebig. Als sie vor einigen Jahren ankündigten, viertgrößter Autohersteller der Welt werden zu wollen, wurden sie allenthalben belächelt. Aber seit 2011 lächelt niemand mehr, denn damals haben sie hinter Volkswagen, Toyota und General Motors Platz vier bereits erreicht und bis heute gehalten. Jetzt hat die Marke Kia das Ziel bekannt gegeben, bis 2020 zu einem der führenden Anbieter emissionsarmer Fahrzeuge zu werden.
Die koreanischen Hersteller sind jedoch nicht die Einzigen, die solche Parolen verkünden. Denn nicht erst seit dem Diesel-Skandal steht die Fahrzeugindustrie weltweit unter verschärfter Beobachtung. Umweltsorgen belasten Bewohner in Stadt und Land. Fieberhaft wird an zukunftsträchtigen Mobilitätskonzepten getüftelt, wobei weithin das individuelle Vorankommen im Auto oberste Priorität hat.
Dabei scheint aus heutiger Sicht die Elektromobilität ein gewisses Zukunftspotenzial zu besitzen. Allerdings kommt sie aktuell nicht wirklich in die Gänge. Dennoch setzt Kia gezielt auf Elektrifizierung, während die Partnermarke Hyundai eine Pionierrolle in Sachen Wasserstoff und Brennstoffzelle einnimmt. Ganz gleich, wie der technische Wettlauf ausgeht, bei Bedarf können beide Marken auf die Erfahrung der jeweils anderen zurückgreifen.
So sieht es auch Kia-Deutschland-Geschäftsführer Steffen Cost. Ein Königsweg sei derzeit schwer auszumachen, aber "wir gehen davon aus, dass über einen längeren Zeitraum unterschiedliche umweltfreundliche Antriebskonzepte im Wettbewerb stehen werden", erklärt er und verweist in puncto Elektromobilität auf die derzeitigen Hybrid- und Elektro-Modelle der Marke. Als reiner Stromer ist der kastig-kultige Kompaktvan Kia Soul EV seit Anfang 2015 in Deutschland erhältlich. Sein Elektromotor leistet 110 PS/81 kW und entwickelt aus dem Stand ein Drehmoment von 285 Newtonmetern. Die maximale Reichweite gibt Kia mit 250 Kilometern an, in der kalten Jahreszeit und an Steigungen wird man mit weniger zufrieden sein müssen. Damit die mögliche Fahrtstrecke unterwegs nicht allzu drastisch schrumpft, ist die Höchstgeschwindigkeit auf 145 km/h begrenzt.
An der heimischen Steckdose muss mit mindestens sechs Stunden Ladedauer gerechnet werden. In eiligen Fällen kann man die Batterie an einer Starkstromsäule binnen einer guten halben Stunde zu 80 Prozent aufladen. Wer das öfter macht, tut damit seiner Batterie auf Dauer allerdings nichts Gutes. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurde der Soul EV 1356 -mal zu Listenpreisen ab 29 490 Euro verkauft, wovon derzeit 4000 Euro der sogenannten Umweltprämie abgezogen werden können.
Für einen kompakten Niro Hybrid haben sich 2255 Kunden entschieden. Im Gegensatz zum kantigen Soul, den es wahlweise auch mit Verbrennungsmotoren gibt, wird der eher rundlich daherkommende Niro ausschließlich mit einer Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb angeboten. Die Motoren leisten 105 PS/77 kW beziehungsweise 45 PS/33 kW. Rein elektrisch fährt das Hybridauto allerdings höchstens zwei Kilometer weit. Der Normverbrauch liegt bei 3,8 Litern Super (CO{-2}-Ausstoß: 88 g/km), im Alltagsbetrieb wird man mit fünf Litern rechnen müssen. Der Niro kostet ab 24 990 Euro.
Anderthalb Nummern größer ist die Limousine Optima, die als Plug-in-Hybrid bis Ende Juli nur 56 Käufer fand. Der Optima konkurriert mit dem VW Passat. Interessanterweise war Kia-Chefdesigner Peter Schreyer vor seiner Tätigkeit für die koreanische Firma bis 2006 bei Volkswagen beschäftigt, wo er unter anderem für den Golf IV verantwortlich zeichnete.
Die Verkaufszahlen für den Optima Plug-in werden im zweiten Halbjahr deutlich steigen, weil mittlerweile auch der Kombi mit dem Beinamen Sportswagon im Programm ist. Da die Batterie vor dem Losfahren an der Steckdose aufgeladen wird, kann sich die rein elektrische Reichweite von 62 Kilometern sehen lassen. Sie bringt also mehr als das kurzzeitige lautlose Anfahren wie beim Niro, weshalb sich Käufer des Optima Plug-in-Hybrid beim Erwerb 3000 Euro Umweltprämie gutschreiben lassen können. Damit stehen unterm Strich noch 37 490 Euro für die Limousine und 1500 Euro mehr für den Kombi auf der Rechnung.
Unter der Haube bietet der 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor 156 PS/115 kW auf, die E-Maschine steuert 68 PS/50 kW bei. Der angegebene Normverbrauch von 1,6 Liter Super ist freilich eine Mogelpackung. Der Wert kommt bestenfalls auf den ersten 100 Kilometern nach dem Laden an der Steckdose zustande und kann vielleicht von Pendlern erreicht werden, die jeden Abend daheim den Ladestecker einstöpseln.
Derzeit bestreitet Kia hierzulande immerhin rund zehn Prozent seiner Verkäufe mit mehr oder weniger elektrifizierten Fahrzeugen. Damit liegt die koreanische Marke deutlich über dem hiesigen Markt-Durchschnitt von drei Prozent. Für die kommenden drei Jahre ist ein weiterer Plug-in-Hybrid angekündigt. Zudem sind drei reine Stromer und ein Brennstoffzellenfahrzeug in Planung.

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