Im Kuhstall mit Kollege Roboter

Groß Kreutz · Tierwirte sind überall dort, wo Nutztiere gehalten werden. Sie züchten und versorgen Kühe, Schweine, Hühner, Schafe oder Bienen. Dabei helfen ihnen vollautomatische Roboter und spezielle Datensysteme.

 Statt mit Schemel und Kanne wird in vielen Betrieben halbautomatisch an Melkständen gemolken. Foto: dpa

Statt mit Schemel und Kanne wird in vielen Betrieben halbautomatisch an Melkständen gemolken. Foto: dpa

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert (dpa-tmn)

Groß Kreutz (dpa) Kein Tag vergeht für Lukas Schmidt ohne frische Luft und die Arbeit mit einer ganzen Herde Kühe. Seit seiner Kindheit hat der 20-Jährige einen starken Bezug zu Tieren. "Meine Eltern halten Kühe und Pferde", erklärt er. Einen Schreibtischjob konnte er sich nie vorstellen. In seiner Freizeit reitet er leidenschaftlich gerne Dressur. Doch da ihn Kühe besonders interessieren, ist er nun angehender Tierwirt in der Fachrichtung Rinderhaltung.
Mit Schemel und Milchkanne ist heute kaum ein Tierwirt anzutreffen. Gemolken wird in vielen Betrieben halbautomatisch an Melkständen. In anderen Ställen muss gar nicht mehr selbst Hand angelegt werden. Schmidt arbeitet bei der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg.
Seine Ausbildung findet in Kooperation mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz im Westen von Brandenburg statt. Hier übernehmen vollautomatische Roboter das Melken. Ein Transponder, eine Art Funkgerät, an der Kuh speichert die Einstellungen, damit der Roboter passgenau am Euter sitzt. Die Maschinen werden von Tierwirten überwacht und gewartet.
Andere Aufgaben sind weniger digitalisiert: "Auch das Ausmisten der Liegeboxen gehört zum festen Alltag im Kuhstall", sagt Schmidt. Die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg beschäftigt sich auch mit der Zucht. Deshalb hat Schmidt sich für die Ausbildung in Groß Kreutz entschieden.
Tierwirte arbeiten überall dort, wo Nutztiere gehalten werden. Schon vor der Ausbildung müssen sich Interessierte für eine der fünf Fachrichtungen - Schäferei, Imkerei, Rinder-, Schweine- oder Geflügelhaltung - entscheiden. 1976 wurden die Fachrichtungen zu dem Beruf des Tierwirts zusammengefasst. Die Ausbildung dauert drei Jahre, kann mit Abitur aber auf eineinhalb Jahre reduziert werden.
Während der Ausbildung lernen Jugendliche, wie sie die Tiere artgerecht halten. Dazu zählen etwa die Fütterung und Unterbringung, aber auch die Tierhygiene und Züchtung. Aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen des Tierschutzes spielen eine große Rolle. Wer diesen Beruf ergreifen will, sollte verantwortungsbewusst sein, so Martin Lambers vom Deutschen Bauernverband. Die Tiere werden rund um die Uhr beobachtet und versorgt. Geburten richten sich nicht nach festen Arbeitszeiten. Deswegen ist ein hohes Maß an Flexibilität nötig.
"Der Beruf wird immer weiter technisiert", erklärt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Mit moderner Technik werden etwa Bewegungsprofile von Kühen auf der Weide erstellt, es werden Liegezeiten und die Häufigkeit des Wiederkäuens erfasst. Abweichungen von der Norm können auf Probleme hinweisen. "Durch die Datenerfassung und Datenverarbeitung sollen Krankheiten früh erkannt werden", erklärt Bretschneider.
Nach der Ausbildung haben Tierwirte gute Aussichten: Viele Absolventen werden übernommen, sagt der Experte. Schmidt will nach seiner Lehre noch Veterinärmedizin studieren. Auch dafür vermittle die Ausbildung sehr gute Grundlagen.VERGüTUNG VON FACHRICHTUNG ABHäNGIG


Extra

(np) Tierwirt ist ein dreijähriger Ausbildungsberuf in der Landwirtschaft mit den Fachrichtungen Schäferei, Imkerei, Rinder-, Schweine- oder Geflügelhaltung. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes je nach Ort, Fachrichtung, Größe des Betriebs und Lehrjahr zwischen 550 und 800 Euro brutto monatlich. Das Gehalt nach der Lehre wird nach Angaben von Martin Lambers, Referent für Berufsbildung und Bildungspolitik beim Deutschen Bauernverband, mit knapp unter 2000 bis 2500 Euro brutto pro Monat beziffert. Es könne im Einzelfall auch deutlich weniger sein. Infos unter <%LINK auto="true" href="http://www.ti.bund.de" text="www.ti.bund.de" class="more"%> und <%LINK auto="true" href="http://www.landwirtschaftskammern.de" text="www.landwirtschaftskammern.de" class="more"%>

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