Trockenbauer im OP-Anzug

Bitburg · Die ganze Vielfalt der Berufe unter einem Dach: In der Theobald-Simon-Schule in Bitburg haben sich rund 1500 Schüler über mögliche Ausbildungen bei Firmen, in Hochschulen oder anderen Institutionen informiert.

Bitburg. Sanft massiert Saskia das Gesicht einer Freundin. Mit kreisenden Bewegungen gleitet ihre Hand von den Schläfen bis zum Kinn. Direkt daneben sitzen an einem Tisch zwei junge Frauen, die Hände massieren. Das ist aber kein Kosmetikstudio, sondern die Theobald-Simon-Schule (TSS), die dieses Jahr zusammen mit dem St.-Willibrord-Gymnasium die zweite Berufsorientierungsmesse veranstaltet. In Klassenräumen und Fluren präsentieren sich mehr als 50 Firmen, Hochschulen und Institutionen.
Saskia ist 16 Jahre alt und besucht die TSS mit Schwerpunkt Gesundheit und Pflege. "Ich möchte Krankenschwester werden, mir gefällt es Menschen zu helfen", sagt sie. Die Gesundheitsberufe werden besonders anschaulich präsentiert. Am Stand der Marienhaus-Klinik zieht sich Daniel, der eigentlich im Trockenbau arbeiten möchte, einen OP-Anzug an - mit Kittel, Maske und Handschuhen. Im selben Raum probiert Jonas einen ungewöhnlichen, schweren Anzug. Eine gelbe Plastik-Schicht bedeckt sein Gesicht. Das ist ein Alterungsanzug. Damit kann er erproben, wie sich alte Menschen fühlen. "Alles fällt schwerer", sagt er. Er sieht schlechter durch die Schicht. Gewichte sorgen dafür, dass Arme und Beinen schwerer sind.
Überall wird gefragt, erklärt, probiert. Die KFZ-Mechatroniker zeigen im Untergeschoss, wie Motoren aufgebaut sind, Aussteller aus dem Einzelhandel erklären im Erdgeschoss, welche Ausbildungen sie anbieten, genauso wie die Gastronomen, die duftende Waffeln backen. TSS-Schüler bieten auch die Möglichkeit, einen Eignungstest zu machen. "Das wird plötzlich im Bewerbungsgespräch gefragt", erklärt Thorsten, "darauf ist man selten vorbereitet, wir zeigen hier, wie es geht, um das zu vermeiden".
Birgit Derber, Mitglied der Schulleitung der TSS, ist sehr zufrieden: "Schon kurz vor der Eröffnung um 10 Uhr sind Schüler hereingestürmt." Auch Marlen Meyer, Lehrerin am St.-Willibrord-Gymnasium und Initiatorin der Messe, freut sich über den Erfolg. "Wir haben ungefähr 1500 Besucher aus unserer Region, das ist ein tolles Ergebnis", sagt sie. Auch die Stände von Hochschulen, wie die Universität und die Hochschule Trier, und Institutionen, wie die Arbeitsagentur und die Polizei sind gut besucht. Der 16-jährige Tung Tran interessiert sich zum Beispiel für eine Laufbahn bei der Polizei. "Alle Männer in meiner Familie sind Polizisten", sagt er selbstsicher. "Ich will es auch machen". Das ist auch das Ziel der Messe. Dass Jugendliche sich ein klares Bild darüber verschaffen, was sie wollen. Denn Möglichkeiten haben sie viele, wie diese Messe zeigt. Extra

"Ich habe hier zum ersten Mal ausprobiert, wie man Insulin spritzt. Ich möchte Krankenschwester werden." "Ich besuche die Theobald-Simon-Schule und weiß, was ich danach machen möchte: Ich will Metzger werden." "Ich finde, dass die Messe eine gute Idee ist. Nach der Schule würde ich gerne als Erzieherin arbeiten."

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