Birresborner Eishöhlen: Im Inneren des Fischbachvulkans

Birresborn · Römischer Steinbruch vulkanischen Ursprungs, Zufluchtsstätte während des Kriegs und Winterquartier für Fledermäuse: Die Birresborner Eishöhlen haben eine bewegte Geschichte. Wer die Schächte des Fischbachvulkans in der Nähe des kleinen Eifel-dorfs besuchen will, sollte an festes Schuhwerk denken - und sich nicht im Dunkeln fürchten.

Eine Autotür schlägt zu, man hört das Profil der Schuhsohlen auf dem trockenen Kiesboden. Brunhilde Rings ist auf dem großen Parkplatz angekommen. Sie wirft einen letzten Blick von der Anhöhe oberhalb von Birresborn hinab auf den Ort, dann folgt sie einem kleinen Pfad und verschwindet im Wald, um sich dort die Birresborner Eishöhlen anzusehen, von Menschenhand geschaffene Kammern im Vulkangestein der Eifel.

"Kein Wunder, dass sich die Menschen hier versteckt haben", sagt Brunhilde Rings, Eifeler Gästeführerin, "es ist ja auch ganz schön weit ab vom Schuss." Sie spielt auf die Birresborner Dorfbewohner an, die sich während des Zweiten Weltkriegs in die drei verschlungenen Höhlen mit ihren verwunschenen Eingängen zurückgezogen haben. "Und das waren längst nicht die ersten Menschen, die das Gestein des Fischbachvulkans zu schätzen wussten."

Nun heißt es Klettern: Denn die wackeligen Geländer, die an den Eingängen der drei Höhlen stehen, führen den Besucher lediglich bis zum Schutztor aus Metall. "Die Tore sind dafür gedacht, dass niemand die Ruhe der Fledermäuse stört, die hier überwintern", sagt Brunhilde Rings. Für das Wohl der Fledermäuse sorgt der Deutsche Naturschutzbund. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit, eines der kleinen Säugetiere hier anzutreffen, sehr gering. Auch andere Tiere findet man nicht, und zwar aus gutem Grund: "Hier gibt es nichts zu fressen."

Der erste Schritt in die Höhle geht mit einem Temperatursturz einher. Während der Vorplatz von der langsam untergehenden Abendsonne gewärmt ist, herrschen in den Höhlen Kühlschranktemperaturen. Diese Tatsache hat den Höhlen ihren Namen beschert - Birresborner Eishöhlen.

Stille macht sich breit, von draußen ist nichts mehr zu hören. Dazu eine Dunkelheit, die alles verschluckt. "Man muss unbedingt genügend Taschenlampen dabeihaben", sagt Brunhilde Rings. Der Gedanke, mitten in einer der gewundenen Gänge zu stehen und nicht mehr hinauszufinden, ist ein wenig beunruhigend, aber auch spannend. Auch für Brunhilde Rings, die die Höhlen schon mehr als 50 Mal besucht hat und gut kennt.

Sie gehört zu den Eifeler Gästeführern, die die unterschiedlichsten Touren und Wanderungen für Touristen anbieten - und für Menschen aus der Region, die ihre Heimat besser kennenlernen wollen. Die Gruppen, die die Hersdorferin zu den Eishöhlen begleitet, sind ganz unterschiedlich. Betriebsausflüge, Kegelvereine, Schulklassen: "Für Kinder ist die Führung durch die Eishöhlen eine tolle Sache", sagt sie, "die können sich hier so richtig austoben und Höhlenforscher spielen." Meist seien es die Väter, die die Kinder auf der abenteuerlichen Tour ins Innere des Bergs begleiteten. "Die Mütter sind manchmal ein bisschen verängstigt." Wer gerne wandert, für den verknüpft Brunhilde Rings den Besuch der Eishöhlen mit einer geführten Wanderung durch die Vulkaneifel. "In den umliegenden Orten gibt es auch schöne Möglichkeiten zur Einkehr."

Doch die Eishöhlen wurden ursprünglich weder als Verstecke noch zum Vergnügen angelegt. "Man weiß, dass hier schon zu Römerzeiten Mühlsteine abgebaut wurden", erklärt Brunhilde Rings. Bestimmte Nebenprodukte des Basalts, die beim Ausbruch vor einer Million Jahren entstanden sind, seien besonders geeignet für die Arbeit in den Getreidemühlen.

Auch heute sieht man sie noch, die Reliefs und Halbreliefs unfertiger Mühlsteine. Überall in den Höhlen liegen sie auf dem Boden, hängen an der Wand. Sie wurden vergessen oder schlichtweg nicht mehr gebraucht. Die letzten Steine wurden im 19. Jahrhundert abgetragen, seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stehen die Birresborner Höhlen unter Naturschutz. "Und das ist auch ein Grund dafür, dass wir rund um die Höhlen einen besonders schönen Bestand an Buchen haben", sagt Brunhilde Rings.

Auch heute noch haben die Birresborner einen engen Bezug zu ihren Eishöhlen, auch wenn sie sich dort nicht mehr verstecken müssen. Einmal pro Jahr findet auf dem Vorplatz das Eishöhlenfest statt.Die schönsten Ziele der Region stellt die Volksfreund-Redaktion freitags auf der Seite "TV-Tagestour" vor.

Service:

Anfahrt: Birresborn liegt in der Vulkaneifel, zwischen Gerolstein und Kyllburg, zu erreichen über die L 24 oder L 30. Wer zu den Eishöhlen möchte, folgt der Straße „Im Steinreich“ vom Ort aus bis an den Waldesrand, wo sich ein ausgeschilderter Parkplatz befindet.

Öffnungszeiten: Die Birresborner Eishöhlen sind von April bis Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Winter dienen sie verschiedenen Fledermausarten als Quartier und sind in dieser Zeit gesperrt.

Besuch: Zum Besuch der Birresborner Eishöhlen sind Helme und Taschenlampen sowie festes Schuhwerk unbedingt erforderlich. Es empfiehlt sich, an einer Führung der Gästeführer teilzunehmen.

Tour der Gästeführer: Gästeführerin Brunhilde Rings bietet die Führung an jedem zweiten Freitag im Monat an, sie beginnt um 18 Uhr. Weitere Termine nach Vereinbarung. Die Teilnahme kostet 5 Euro für Erwachsene, 2 Euro für Kinder, 12 Euro für Familien.

 Im Frühjahr findet man mit etwas Glück riesige Eiszapfen in den Höhlen. Sie entstehen durch das eintropfende Wasser. Foto: Brunhilde Rings

Im Frühjahr findet man mit etwas Glück riesige Eiszapfen in den Höhlen. Sie entstehen durch das eintropfende Wasser. Foto: Brunhilde Rings

Weitere Informationen: Brundhilde Rings, 06553/3289, per E-Mail an eifel-gast@web.de oder im Internet unter www.eifel-gast.de

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