Das Allgäu vor der Haustür

Thalfang · Skifahren kann man nur auf den Gipfeln Österreichs oder der Schweiz? Irrtum: Auch am Erbeskopf im Hunsrück kommen alpine Sportler auf ihre Kosten. Drei Pisten und zwei Schlepplifte sorgen für das Schneeerlebnis. Der TV hat das Wintersportzentrum auf der höchsten Erhebung in Rheinland-Pfalz getestet.

Das Allgäu vor der Haustür
Foto: Mandy Radics

Die Bretter unter den Füßen liegen fest in der Spur. Während der Schlepplift den Skifahrer nach oben zieht, bleibt Zeit für einen Blick nach links und rechts: Die Bäume entlang der Piste hat der Schnee mit einem weißen Kleid bedeckt, auf dem Berg tummeln sich die alpinen Sportler. Kalte Luft strömt in die Nase - die Vorfreude auf die Abfahrt verdrängt alle Gedanken an die Kälte. Nach knapp fünf Minuten ist er endlich da: der Gipfel. Ein kurzer Zwischenstopp am Pistenrand, um Handschuhe, Stöcke und Helm in Position zu bringen, und es kann losgehen: Die Skier gleiten über den Schnee. Es knirscht bei jedem Schwung unter den Brettern. Wer nun denkt, diese Zeilen seien nach einem Ausflug in die Schweizer oder österreichische Bergwelt entstanden, der irrt. Alpines Skivergnügen ist auch am Erbeskopf im Hunsrück möglich - auf 800 Metern Höhe.

Fünf Maschinen sorgen für Kunstschnee



Siegfried Schäfer aus Trier kommt regelmäßig zum Skifahren in das Wintersportzentrum bei Thalfang. Auf den Brettern ist der 75-Jährige ein echter Profi. In den 1970er Jahren war er Rheinland- Meister im Skifahren. Seit damals hat sich der Erbeskopf kontinuierlich weiterentwickelt. "Heute ist von der technischen Seite her gesehen alles viel professioneller als früher", sagt er.

Die technische Seite - damit meint Schäfer vor allen Dingen den Luxus von zwei Schleppliften, die 1968 und 1972 gebaut wurden. Außerdem ist das Wintersportzentrum schneesicherer geworden. Seit 2003 sorgen fünf moderne Schneekanonen dafür, dass bei Temperaturen um den Gefrierpunkt genügend weiße Pracht auf dem Erbeskopf liegt. "Nur 60 bis 80 Stunden brauchen wir dafür, die grünen Hänge in weiße zu verwandeln", sagt Klaus Hepp, Betriebs leiter am Erbes- kopf.

In dieser Saison waren die Maschinen bisher nur selten im Einsatz. Der frühe und heftige Wintereinbruch im Dezember hat für genügend echten Schnee gesorgt und viele Besucher angelockt. "Wir liegen bei 120 000 Besuchern in den ersten fünf Wochen dieser Saison", berichtet Hepp. Während die Sportler früher ausschließlich auf zwei Brettern die Piste herunterfuhren, hat Hepp in den vergangenen Jahren einen weiteren Trend beobachtet: "Immer mehr junge Leute fahren Snowboard. Auch viele Senioren wagen sich mittlerweile auf das breite Brett", erzählt Hepp. Allen Besuchern rät er, möglichst abends auf den Erbeskopf zu kommen - Flutlicht ermöglicht Abfahrten bis in die späten Abendstunden (siehe Extra). "Es lohnt sich, auch mal nach der Arbeit für zwei, drei Stunden auf die Bretter zu steigen", meint Hepp.

Egal ob Snowboard oder Skier: Das A und O für alle alpinen Sportler ist die richtige Ausrüstung. Wer keine eigene hat, kann sich am Erbeskopf direkt an der Piste mit Skiern, Snowboard, den passenden Schuhen, Stöcken und Helm eindecken. In dem knapp 100 Quadratmeter großen Raum steigt dem Besucher der Geruch von verschwitzten Schuhen in die Nase. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter ist damit beschäftigt, Kinder und Erwachsene mit der passenden Ausstattung zu versorgen. Jeannette (40), Rolf (46) und Nele (7) Marell brauchen noch Skischuhe. Die dreiköpfige Familie ist aus Homburg angereist, um den Erbeskopf zu testen. "Das Allgäu war uns einfach zu weit", erzählt Jeannette Marell, während sie versucht, die Schuhschnallen in die richtige Position zu bringen. Für den eintägigen Skiausflug reiche die höchste Erhebung in Rheinland-Pfalz vollkommen. "Wir wollten einfach nur mal wieder Schnee schnuppern", sagt sie und mit einem Blick auf ihre Füße: "Die passen. Ski Heil´!"

Alle zwei Wochen stellt der TV auf der Seite "Tagestour" die schönsten Ziele der Region vor.

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