Dem Teufel auf der Spur

Trier · Verkleidet als Mönch führt der Schauspieler Jan Krüger neugierige Einheimische und Touristen durch das mittelalterliche Trier. Zusammen mit seinen Besuchern spürt er dem Satan nach, der in Trier sein Unwesen treibt. Von unserem Mitarbeiter

 Auf der Suche nach dem Teufel, verbrennt Jan Krüger in der Judengasse die Götzen. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Auf der Suche nach dem Teufel, verbrennt Jan Krüger in der Judengasse die Götzen. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Foto: Max Henning Schumitz

Im Frankenturm ist es finster. Auf der Empore steht ein Mönch in brauner Kutte. Die Kapuze hat er tief ins Gesicht gezogen. Gebannt warten die Zuhörer, was der Kirchenmann ihnen zu erzählen hat.

"Ein unheimliches Wesen treibt in der Stadt sein Unwesen", begrüßt der Mönch mit finsterer Stimme seine Gäste. "Ich bin beauftragt, dieses Wesen zu suchen und seinem Treiben ein Ende zu bereiten."

Der Kleriker entzündet eine Fackel. Schon setzt er sich mit seinem Gefolge in Bewegung. Ihr erstes Ziel: ein Ort, an dem angeblich der Teufel haust: die Judengasse. Dort stehen die Häuser dicht gedrängt. Vor Triers ältestem Haus bleibt der Mönch stehen und erzählt von den Menschen, die im Mittelalter in dem Viertel lebten. "Die Juden stehen hier unter dem Schutz des Bischofs", erklärt Schauspieler Jan Krüger. Er verkörpert den Geistlichen auf der Erlebnistour "Der Teufel in Trier". "Doch auch der Bischof war machtlos, als Papst Urban II. 1099 die Mächtigen Europas zur Befreiung Jerusalems aufrief." Auch in Trier war dies der Beginn der ersten mittelalterlichen Judenverfolgungen.

Obwohl die Trierer Juden im Dom Zuflucht fanden, wurden viele vom Mob während des Pogroms ermordet. Andere sprangen von den Türmen des Trierer Doms in den Tod.

Auf der Suche nach dem Teufel zieht die Gruppe weiter in die Windstraße, zum Nebeneingang des Doms. Dort feilscht der Mönch mit einem Bettler um einen Edelstein, kauft ihn schließlich für sehr wenig Geld. Aber auch hier wird er nicht fündig. Vom Teufel keine Spur. Stattdessen: Nur römische Mauerreste, die sich am Langschiff ausmachen lassen.

Nur ein paar Meter weiter, am Haupteingang des Doms, fasst der Mönch ängstlich an den Torknauf. "Der Dom ist noch gar nicht fertiggestellt", erzählt er und grübelt: "Es gibt nur einen, der es schafft, den Dom zu vollenden, und zwar bis zum morgigen Tage." Und mit dem geht der Dombaumeister einen Pakt ein. Macht ihm, dem Satan, weis: "Ich brauche deine Hilfe für den Bau eines Bordells." Als der Teufel kurz vor der Fertigstellung des Gotteshauses erkennt, dass er angelogen wurde, schleudert er wutentbrannt einen Stein auf den Dom. Wie durch ein Wunder wird das Gotteshaus nicht zerstört. Vielmehr zeugt der Domstein bis in die Gegenwart hinein davon, wer am Bau dieser Kirche mitgewirkt hat.

Versteckt im Frankenturm

Danach geht es zurück zum Frankenturm. Der Mönch ist sich sicher, dass der Teufel sich dort verbirgt. Auf der Treppe zögert er, hadert mit seinem Bischof. Schließlich traut er sich dennoch in den Frankenturm hinein.

Ängstlich schaut er sich um. Draußen regnet es. Die Regentropfen hämmern laut auf das Dach. In rotes Licht eingetaucht, sinniert er über eine dreizackige Gabel: "Teufelswerkzeug!" Wenig später sitzt auf dem Bischofsstuhl der neu gewählte Bischof. "Oh Schreck!", ruft der Mönch. "Der Bischof ist ja eine Frau."

Auf diesen Schock hin zweifelt der Mönch an seiner Mission. Aus seinen Taschen kramt er wieder den Edelstein hervor, den er zuvor dem Bettler am Dom abgekauft hat. Nachdenklich schaut er ihn an: "Neulich habe ich in den Trierer Gassen ein Gerücht über einen Edelstein vernommen. Ob hier ein Zusammenhang besteht?"

Das wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Um das Rätsel zu lösen, muss sich der Leser selbst auf die Spuren des Teufels in Trier heften.

Nach knapp zwei Stunden endet die Erlebnisführung. Geschrieben hat das Drehbuch dazu Alexander Etzel-Ragusa, der es auch für die anderen drei Erlebnisführungen in Trier verfasst hat.

"Manche Szenen sind sehr emotional", schildert Krüger seine Erfahrungen mit den Führungen. Dass zwischendurch auch mal gelacht werde, zeichne die Erlebnisführungen aber aus. "Wir wollen, dass die Leute Spaß haben und nebenbei eine neue Seite von Trier entdecken."

Extra:

Termine: Die Erlebnisführung wird von Mai bis Oktober jeden Freitag um 21 Uhr angeboten.

Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 11,50 Euro. Kinder (6 bis 14 Jahre), Schüler und Studenten kosten 8,50 Euro. Für Familien mit bis zu vier Kindern zahlen 29 Euro. Für Gruppen gibt es spezielle Preise.

Tipp: Weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist, sollten sich auch Einzelgäste vorher anmelden. Das geht telefonisch unter der Telefonnummer 0651/97808-0 (während der Öffnungszeiten der Tourist-Information Trier).

Kontakt: Touristinformation Trier, An der Porta Nigra, 54290 Trier, Telefon 0651/978080, E-Mail: info@erlebnisfuehrungen.de, im Internet unter www.erlebnisfuehrungen.de

Weitere Vorführungen: Neben "Der Teufel in Trier" gibt es noch weitere Erlebnisführungen: Das Geheimnis der Porta Nigra, Verrat in den Kaiserthermen und Gladiator Valerius.

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