Spiel und Kampf in der Arena

Trier · Geschichtsstunde ganz ohne Langeweile: Die Erlebnisführung "Der Gladiator Valerius" verbindet ein spannendes Schauspiel im Trierer Amphitheater mit vielen Informationen rund um das jahrhundertealte Bauwerk.

Trier. Es ist kühl im Keller, eng und feucht. Auf einer Holzkonstruktion gehen Menschen an den Pfützen entlang. Fackeln an den Wänden sorgen für spärliches Licht. Aus Lautsprechern durchdringen ungewohnte Töne wie jubelnde Menschenmassen und aneinander schlagende Schwerter den Raum - ein Echo alter Kämpfe, das durch Bilder von Artefakten verstärkt wird, die auf ein Laken mitten im Raum projiziert werden.

Rund 25 Besucher haben sich am frühen Abend im Keller des Amphitheaters versammelt, um das Bauwerk bei einer Führung besser kennenzulernen. Die Gruppe unterhält sich über die Fotografien von Gemälden und Steinkrügen, auch der Keller ist Gesprächsthema. "Es riecht muffig", sagt ein Mann.

"Ja, so war das damals hier", sagt plötzlich eine laute Stimme. Die Gäste verstummen. Aus den Tiefen eines Tunnels kommt ein Mann auf die Gruppe zu. Er stellt sich als Valerius vor; vor rund 1800 Jahren sei er einer der Gladiatoren gewesen, die um Ruhm und Ehre kämpften. "Kommt, ich zeige euch meine Gladiatorenschule", fordert er die Besucher auf und schnappt sich das Laken.

Er führt die Gruppe unter, um und durch das Amphitheater am Fuße des Petrisbergs und erzählt dabei, wie das Leben war - damals, als er in Trier unter Kaiser Marc Aurel zum angesehenen Kämpfer aufstieg. Zunächst war er ein einfacher Sklave, bis sein Herr ihn in die Freiheit entließ. Seinem Temperament hat es der einst schmächtige Mann zu verdanken, dass er schließlich in die Gladiatorenschule des Lanista Severus kam, wo er zum kräftigen Kämpfer ausgebildet wurde.

Seit zehn Jahren wird die Erlebnisführung "Der Gladiator Valerius" im Amphitheater aufgeführt. "Das sind bis heute rund 1300 Vorstellungen mit etwa 40 000 Besuchern", sagt Jan Hoffman von der Tourist-Information Trier. Die Führungen finden am späten Nachmittag und Abend statt - Dämmerung und Nacht unterstützen die packende Atmosphäre der Vorstellungen. Die Geschichte des Gladiators selbst ist zwar erfunden. "Doch die historischen Zusammenhänge wurden behutsam recherchiert und Trie rer Historiker mit einbezogen", sagt Markus Friedmann, der dieses Mal Valerius verkörpert. Insgesamt wechseln sich fünf Schauspieler in der Rolle ab.

Weiter geht's bei der Vorstellung: Valerius stürmt vom Keller ins Freie, mitten in die Arena. Die Gruppe folgt ihm zögerlich; die Gäste unterhalten sich angeregt über das gerade Gehörte. Draußen erzählt der Gladiator, wie er sein tägliches Training absolvierte, gute Nahrung erhielt und sich mit dem Gladiator Methellus anfreundete, der sein Mentor wurde. Gebannt hören ihm die Besucher zu, wie er voller Enthusiasmus seine Geschichte, und damit auch die des Amphitheaters erzählt und der alten Spielstätte so neues Leben einhaucht. Doch der ehemalige Kämpfer stellt fest: "Alles ist so zerfallen, so verändert." Die Worte hallen laut in der leeren Arena nach.

Valerius klettert nach oben, auf die höchste Erhebung des Bauwerks. "Kommt!", fordert er seine Gäste auf, die ihm - deutlich gemächlicher - über einen Pfad nach oben folgen. Langsam setzt die Dämmerung ein. Von oben bietet die nun beleuchtete Arena einen imposanten Anblick. Weiter sein Laken schwingend, erzählt Valerius von "dem großen Tag", an dem er endlich als Gladiator vor einer jubelnden Menschenmenge kämpfen kann.

Überall im Amphitheater findet die Figur des Gladiators Anhaltspunkte, die ihn an die Vergangenheit erinnern. Dabei erklärt er die Funktionen der Kerker, der Verließe und der aufziehbaren Tribüne. Sogar ein Elefant kommt in der Geschichte vor. "Der ist aber nicht historisch belegt", lacht Friedmann. Stattdessen kämpften die Gladiatoren in diesen Breitengraden eher mit Bären oder Wölfen.

Es wird dunkel, die Gruppe behilft sich mit einer Fackel. Der Weg führt über einen kleinen Pfad zwischen hohen Bäumen - es ist ruhig. Man fühlt sich an eine Nachtwanderung erinnert, bei der Schauergeschichten erzählt werden. Die Gruppe erfährt, dass das ruhmreiche Leben als Gladiator auch gravierende Nachteile hat.

Denn ausgerechnet Valerius' Freund und Vertrauter Methellus wird der erste Gegner im lange erwarteten Kampf des ehrgeizigen Gladiators sein. Ein emotionales Drama zeichnet sich ab, mit dem der Schauspieler seinem Publikum noch einige Gänsehaut-Momente bescheren wird. Doch wie es endet? Das soll eine Überraschung bleiben.

Die schönsten Ziele der Region stellt die Volksfreund-Redaktion freitags auf der Seite "Tagestour" vor.

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