Tagestour: Der Schmetterlingspark in Grevenmacher

Grevenmacher · Aus Eiern werden Raupen, werden Puppen, werden Kokons – und schließlich schlüpfen die schönsten, wundersamsten und farbenprächtigsten Schmetterlinge. In Grevenmacher kann dieser faszinierende Lebenskreislauf mit eigenen Augen bewundert werden.

 Die Weiße Baumnymphe (Idea leuconoe) gehört zu der Familie der Edelfalter und ist in Südasien verbreitet.

Die Weiße Baumnymphe (Idea leuconoe) gehört zu der Familie der Edelfalter und ist in Südasien verbreitet.

Foto: Ariane Arndt

Kaum stößt der Besucher die Tür auf, beginnt das große Flattern um ihn herum: leichte, verhuschte Flügelschläge, schneller als ein Wimpernschlag. Das Auge kommt kaum hinterher, um die Akteure dieses lebhaften Treibens in den Fokus zu nehmen. Grüngestreifter Schwalbenschwanz, Weiße Baumnymphe, Blauer Morpho - so lauten einige Namen der zarten Insekten, die im Schmetterlingsgarten anzutreffen sind. Je nach Saison flattern andere durch den mehr als 600 Quadratmeter großen Garten. In aller Welt sind sie beheimatet, die meisten stammen aus Südasien. Jede Woche kommen in Grevenmacher 300 neue Schmetterlingspuppen an - mal aus Costa Rica, mal von den Philippinen. Arten aus Afrika und Australien bezieht Biologin Lydia Reuter über einen Verteiler in Großbritannien, der Gärten wie den in Luxemburg beliefert.

Aber keine der Arten, die in Grevenmacher zu sehen sind, stände unter Artenschutz, betont Reuter. Seit 22 Jahren, also seit der Eröffnung des Gartens, betreut die Biologin dieses kleine tropische Paradies. Sie übernimmt auch die Führungen beispielsweise von Kindergruppen. Ihre Erklärungen passt sie dem Wissensstand der kleinen Besucher an - je nachdem, ob sie zum Beispiel in der Schule schon etwas über die Metamorphose der Raupe zur Puppe und schließlich zum Schmetterling gelernt haben. Dort, am Anfang des Falterlebens, beginnt auch die Führung der Biologin. In einem Glaskasten wächst ein kleines Orangenbäumchen. Ist die Tür geöffnet, dauert es nicht lange, bis einer der Falter ein Blatt ansteuert, landet und ein winziges Ei hinterlässt.

Manche muss Lydia Reuter wieder entfernen - das langsam wachsende Orangenbäumchen kann nicht so viele Raupen ernähren. Auch würden es sonst zu viele Falter, denn der tropische Garten ist auch für die Schmetterlinge paradiesisch: Ihre natürlichen Feinde haben sie dort nicht zu fürchten. Kunstvoll gesponnene Kokons Einen Glaskasten weiter hängt das Leben im Wortsinn am seidenen Faden: Die kunstvoll gesponnenen Kokons werden an einem ihrer Seidenfäden an einem Tau mit einer Nadel festgepinnt. Kaum vorstellbar, dass aus diesen schrumpeligen und runzligen Gehäusen einmal jene empfindsamen, farbenprächtigen, zarten Schmetterlinge entstehen, die den Besucher auf Schritt und Tritt umschwirren - und ab und an auch schon einmal eine Zwischenlandung auf Kopf oder Schulter wagen. Vorsicht ist deswegen geboten: Auch wenn die Falter ganz nah kommen, dürfen sie nicht angefasst werden. "Wir Schmetterlinge sind empfindsam und zart. Bitte berührt uns nicht, da sonst unsere Flügel zerbrechen", bittet eine Schildaufschrift am Eingang des Gartens.

Die Unbekümmertheit der Falter erlaubt es, das wundersame Konstrukt dieser Insekten ganz aus der Nähe zu betrachten und dabei zuzusehen, wie sie beispielsweise mit ihrem Saugrüssel Nektar aus den Blüten ziehen. Oder wie sie an den gegorenen Äpfeln und Erdbeeren naschen, die an einem Faden für sie aufgefädelt wurden. Die Falter, die diese alkoholhaltige Mahlzeit dem Blütennektar vorziehen, leben länger, sagt die Biologin. Vier bis sechs Wochen werden sie alt - ihre Artgenossen lediglich zwei bis drei Wochen. Das liege an dem höheren Energiewert der Obstsäfte, erklärt Reuter. Und daran, dass diese Falter weniger fliegen. Mehr als 200 Pflanzenarten Die zweite Pracht, die der Besucher bestaunen kann, sind die zahlreichen tropischen Pflanzen, die im Garten wachsen und blühen. Mehr als 200 Arten sind es mittlerweile.

So kann beispielsweise die Blüte des Purpurkranzes, des Fackelbuschs oder der Prinzessinnenblume bewundert werden. Mit den Jahren seien immer wieder neue Pflanzen hinzugekommen, erzählt Reuter. Manche Samen hat sie selbst aus dem Urlaub mitgebracht. Andere stammen aus Spezialgärtnereien und dem botanischen Garten in Saarbrücken, wieder andere haben Privatleute dem Garten vermacht. Die blauen, weißen und rosafarbenen Orchideen sind allerdings nur zur Zierde da: Den Faltern schmecken sie nicht.

Mittendrin in diesem Flora- Paradies hockt ein Chamäleon. Oskar senior ist mittlerweile so alt, dass er für die flinken Schmetterlinge keine Gefahr mehr darstellt: Seine Schleuderzunge ist nicht mehr schnell genug. Im Gegensatz zu Oskar junior: Er ist noch jung und voller Energie und darf nur unter der Aufsicht von Lydia Reuter sein Terrarium verlassen. Schildkröten dösen am Teich Neben den beiden Oskars leisten auch noch andere Tiere den Faltern Gesellschaft: Den Luftraum teilen sie sich mit einigen Vögeln, über den Boden hüpfen Chinesische Zwergwachteln. Schildkröten dösen am Ufer des kleinen Teichs, während beim Bienenvolk im Glaskasten geschäftiges Treiben herrscht.

Damit all diese Lebewesen, Pflanzen wie Tiere, sich wohlfühlen, muss auch das Klima stimmen: Deswegen liegt die Temperatur im Schmetterlingsgarten konstant bei 27 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit beträgt 70 Prozent. Einzig für den Menschen sind das keine paradiesischen Bedingungen. Aber für das Schauspiel, das sich den Augen dort bietet, nimmt man das gern in Kauf.EXTRA SERVICE

Öffnungszeiten: Täglich von 9.30 bis 17 Uhr (1. April bis 16. Oktober) Eintrittspreise: Erwachsene: 6,50 Euro; Kinder: 3,50 Euro; Gruppen (ab zehn Personen): Erwachsene 5,50 Euro; Kinder (bis 14 Jahre): 2,50 Euro. Bei Gruppen ab 20 Personen wird um vorherige Anmeldung gebeten. Führungen für Gruppen bis 20 Personen (auf Anfrage): 10 Euro. Kontakt: Schmetterlingsgarten, Route de Trèves, Grevenmacher (Luxemburg); Telefon: 00352/758539.
www.schmetterling.luEXTRA LEITUNG

 Die Eulenfalter (Caligo memnon) ziehen gegorenes Obst dem Blütennektar vor.

Die Eulenfalter (Caligo memnon) ziehen gegorenes Obst dem Blütennektar vor.

Foto: Ariane Arndt


Die Yolande Coop, Mitglied des Netzwerkes der sozialen Elisabeth-Einrichtungen, hat die Geschäftsführung des Gartens, der seit der Gründung im Jahr 1989 im Besitz der Sektkellerei Caves Bernard-Massard war, übernommen und nutzt ihn seit diesem Jahr als geschützte Werkstatt für Menschen mit einer Behinderung.
www.yolandecoop.lu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort