Jede Menge schöner Aussichten

Etappe 5: Manderscheid - Großlittgen · Die Eifelsteig-Etappe Manderscheid - Großlittgen bietet alles, was ein Wandererherz begehrt: Schmale Pfade im bergigen Gelände, tolle Ausblicke auf Burg und Tallandschaften, naturnahe Bäche und als krönenden Abschluss eine Klosterschänke, in der es sich bestens wieder auftanken lässt.

Die Eifelsteig-Etappe Manderscheid - Großlittgen starten meine beiden Begleiter und ich im Manderscheider Kurpark. Das gepflegte Grün dort ist einladend, doch was auf dieser Wanderung folgt, ist viel schöner. Da sind diese Ausblicke. Atemberaubend. Der erste begegnet uns nach kurzer Wegstrecke im Wald am Aussichtspunkt Leo-Börner-Allee. Umrahmt vom Laub der Bäume zeigen sich Ober- und Niederburg sowie die paar Häuser von Niedermanderscheid von der schönsten Seite. Was hier noch ein wenig stört ist der Autolärm. Doch auch der hat bald ein Ende. Wir graben uns tiefer in den Wald hinein und hören außer Vogelgezwitscher und gelegentlichem Geraschel nichts mehr.

Dafür begegnen uns Hütten mit schönem Blick ins steile, bewaldete Liesertal: Balduinshütte, Schmitthütte, Robertskanzel. Eine Besonderheit rund um Manderscheid. "Bereits Ende des Jahrhunderts wurde ein Hüttennetz in Manderscheid aufgebaut, das bis heute erhalten geblieben ist" , sagt Rainer Schmitz, Leiter der Manderscheider Tourist-Information und einer meiner Begleiter. Die andere Besonderheit befindet sich schon die ganze Zeit unter unseren Füßen. Wir laufen auf dem Lieserpfad. Und je länger wir laufen, desto besser verstehe ich Manuel Andrack, einst Stichwortgeber von TV-Moderator Harald Schmitt und großer Wanderfan. Er nannte den Eifelpfad den "schönsten Wanderweg der Welt". Recht hat er.

So richtig alpin schlängelt sich der schmale Pfad zum Teil am Hang entlang und muss an manchen Stellen mit Geländern gesichert werden. Mal lugt der Fels aus dem Untergrund hervor, mal gilt es, kleine Brücken über naturnahe Bäche zu überqueren. Mal führt der Weg durch niedrigen Eichenwald, mal durch hohen Buchenwald. Gelegentliche Wegweiser zu anderen Wanderwegen sind das einzige hier, was an Zivilisation erinnert. Da lässt sich abschalten. Gemütlich geht das bis zur Falbachbrücke, die über die Lieser führt und die Gemarkungen Manderscheid und Oberöfflingen verbindet. Bis dahin war die Strecke eben oder führte bergab. Doch nun ist Schluss mit lustig. Von nun an geht's steil bergauf. Hier zeigt sich, wer ein geübter Wanderer ist. Rainer Schmitz überwindet die Höhenmeter mit der Leichtigkeit einer Bergziege. Wir schnaufen kräftig und kommen doch kaum hinterher.

Was die Höhenmeter angeht, ist die Gesamtstrecke fast ausgeglichen. 630 Meter geht's bergab, rund 700 Meter berghoch. Doch der Aufstieg nach der Falbachbrücke lohnt sich. Bereits auf halber Höhe ist Erholung auf der Bank des Aussichtspunkts Beilseit angesagt. Wir befinden uns auf Oberöfflinger Gebiet, haben einen schönen Blick ins Wiesental und auf Hänge mit Nadelwald. Am Horizont ist der 543 Meter hohe Berg Holzbeul bei Bettenfeld auszumachen. Noch mehr Aufs und Abs bringen uns zu schönen Plätzen. Wir kommen vorbei an weitauslaufenden Feldern und an der alten Karl-Kaufmann-Brücke über die Lieser, an der ein paar Wanderer sich zur Rast ins Gras gelegt haben. Auf dem anschließenden Burgberg dann der schönste Ausblick, weil er auch so weit ist: Zu sehen sind nur steile, bewaldete Hänge rund um das schmale Liesertal. Hier sollen Holz-Liegen für die müden Wanderer aufgestellt werden. Ein idealer Ort dafür. Wenn nur das Aufstehen irgendwann dann nicht noch mal sein müsste. Auch ohne Liegen fällt das nach dem Picknick schon schwer genug.

Doch das Himmeroder Kloster ruft. Es sind noch rund neun Kilometer bis dorthin. Bis zur kleinen Ilgenbachbrücke sind wir auf dem Lieserpfad unterwegs, dann wechselt der Eifelsteig auf einen Rundwanderweg von Karl und andere Wege. Vorbei an Wiesen mit schönem Blick auf Großlittgen, und zum Schluss durch sehr alten Wald gelangen wir nach Himmerod. Welche Erlösung! Nicht unbedingt spiritueller Art. Denn nach mehr als 18 Kilometern Auf und Ab in etwa fünfeinhalb Stunden freuen sich meine Füße auf Erholung und Bauch und Kehle auf Stärkung. Die Klosterschänke ist dafür der ideale Ort. Schöner kann eine schöne Wanderung nicht enden.

EXTRA: Weglänge: 18,2 Kilometer, Wanderzeit: 5 bis 6 Stunden, Steigung: 634 Meter, Gefälle: 705 Meter, Niveau: anspruchsvoll

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