Kaiser, Krimis und Korea

1. Etappe: Mirbach - Hillesheim · 25,5 Kilometer lang ist die Etappe von Mirbach nach Hillesheim. Damit ist der Abschnitt im Grenzgebiet von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen einer der längsten - und einer der abwechslungsreichsten.

Mirbach/Hillesheim. Erst kommt die Ruhe, dann der Marsch. Nach einer Kurzvisite in der Miniaturausgabe der Gerolsteiner Erlöserkirche treffe ich vor der Mirbacher Erlöserkapelle auf die Weggefährten für die offiziell 25,5 Kilometer lange Wanderung nach Hillesheim: Berthold Becker vom Eifelverein Hillesheim sowie Alois Groß, Klaus Rollmann und Wolfgang Schegner. Die letztgenannten drei Herren sind Mitglieder des Eifelvereins Üxheim.

Dass die Herren wandertauglich sind, wird schon nach wenigen Hundert Metern klar. Klaus Rollmann hat beispielsweise ein GPS-unterstütztes Gerät dabei, das nahezu alles weiß: Die momentane Höhe über dem Meeresspiegel, die Steigung des Weges und die Länge der Wegstrecke. Und Berthold Becker berichtet von einer 20-Kilometer-Wanderung, die er aufgrund fehlenden Mobiltelefon-Empfangs unfreiwillig und durstig verlängern musste. Ich dagegen kann mich an meine letzte 20-Kilometer-Wanderung nur schemenhaft erinnern. Und meine Uhr sagt mir höchstens, dass wir noch einige Stunden vor uns haben.

Schweißtreibender Weg in den Eifeler Wäldern

Inzwischen führt der aus dem nordrhein-westfälischen Blankenheim kommende Eifelsteig erneut durch Nordrhein-Westfalen. Nach wenigen Hundert Metern markiert ein Bach mit mehreren Trittsteinen erneut die Grenze zwischen den Bundesländern. Ohne Wegmarkierung oder ortskundige Führer würde sich spätestens dort mein Weg in den Eifeler Wäldern verlieren.
Zig Schweißtropfen später erreichen wir die Grillhütte oberhalb von Leudersdorf. Eine kurze Rast lohnt dort aus drei Gründen: Die bisherige Wegstrecke fordert ihren Tribut, die Wanderführer Becker und Groß berichten von Resten einer römischen Villa, und die Aussicht lohnt sich auch trotz leicht bedeckten Himmels. "Die Kräne dort rechts sind von der Baustelle am Nürburgring. Auf dem Hügel daneben steht die Nürburg", sagt Alois Groß und zeigt Richtung Osten.

Ein Stück Zeitgeschichte: der Korea-Steinbruch

Weniger malerisch präsentieren sich anschließend mehrere Steinbrüche. Eins der Löcher im Berg lässt mich ratlos zurück. Die Mitwanderer sprechen dauernd von einem Korea-Steinbruch. Was dieser Name denn bedeute, will ich wissen, während wir Richtung Wasserfall Dreimühlen bei Nohn marschieren. "Ganz einfach", sagt Berthold Becker, "dort wurde zur Zeit des Koreakriegs in den 50er Jahren mit dem Abbau begonnen."

Rastplatz und einer der Höhepunkte der Tour ist der Wasserfall am Ahbach. Der entstand durch den Bau der Eisenbahn von Hillesheim nach Jünkerath und wächst und wächst und wächst. Nachdem wir von Berthold Becker gelernt haben, dass der in eine Höhle im Wasserfall fliegende Vogel eine Wasseramsel ist, geht es auf schmalem und rutschigem Pfad Richtung Niederehe. Dieser Streckenabschnitt habe auch Wanderpapst Rainer Brämer sehr gefallen, sagt Becker. Recht hat der Mann.

Wenig später ist es erst einmal vorbei mit der schattigen Talaue. Parallel zum neuen Kalkeifel-Radweg geht es in der heißen Mittagssonne nach Niederehe, wo wir uns die Klosterkirche ansehen. Von nun an begleiten uns die Geo-Route und der Krimi-Wanderweg. Geologisch wird es an einem Steinbruch am Wegesrand, wo sogenannter Zisterzienser-Marmor gewonnen wurde. Wobei es richtigerweise aufgrund der Nähe zum Kloster Prämon-stratenserinnen-Marmor heißen müsste. Aber wer kann das schon fehlerfrei aussprechen?

Kriminelle Anstiege und Ortsnamen

Kriminell sind die Anstiege nach Kerpen und von Kerpen Richtung Berndorf aufgrund ihrer Länge und der zu absolvierenden Höhenmeter. Dem Verbrechen auf der Spur sind wir dort auch, da wir fast schon über Schauplätze der Siggi-Baumeister-Krimis von Jacques Berndorf stolpern.

Der Ort, der für das Pseudonym Michael Preutes Pate stand, liegt mehrere Schweißperlen später friedlich in der Nachmittagssonne vor uns. Dabei gibt es in Berndorf gar eine Wehrkirche, an der der Eifelsteig entlangführt.
Wir vier Wanderer, ein Weggefährte musste uns wegen eines Termins verlassen, haben nun gut 20 Kilometer hinter und den letzten Anstieg zur Schwedenschanze über der Stadt Hillesheim vor uns.

Womit wir wieder in der Bildungsabteilung angekommen wären. Denn Berthold Becker berichtet, dass diese Anhöhe zwar angreifenden Truppen während des Dreißigjährigen Kriegs als Stützpunkt diente, die Truppen aber nicht aus Schweden kamen. Es sollen Hessen und Protestanten gewesen sein. Alle Nicht-Katholiken seien damals unter dem Begriff "Schweden" zusammengefasst worden. Eher an das, was unter dem Begriff "Erfrischung" zusammengefasst wird, denken wir vier Wanderer dann beim Abstieg nach Hillesheim. Siebeneinhalb Stunden und gut 26 Kilometer liegen hinter uns. Die Männer vom Eifelverein Üxheim genehmigen sich deshalb ein Bier, während mich Berthold Becker mit dem Auto nach Mirbach zurückfährt. Gut zehn Minuten brauchen wir für die neun Kilometer lange Strecke. Das ist zwar ein Klacks im Vergleich zur Wanderung, bloß lange nicht so interessant wie die Etappe auf dem Eifelsteig.

EXTRA

Die Etappe in Kürze:
Länge: 25,5 Kilometer
Wanderzeit: 6,5 Stunden
Summe Steigung : 536 Meter
Summe Gefälle: 545 Meter
Maximale Höhe: 532 Meter
Minimale Höhe : 373 Meter
Rucksackverpflegung ist angebracht, da es auf der Strecke nur wenige Einkehrmöglichkeiten gibt.
GPS-Daten für die 1. Etappe

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