Von Augen, Toten und Schluchten der Eifel

4. Etappe: Daun - Manderscheid · Eine Schleife an drei Maaren vorbei, traumhafte Ausblicke von Eifelbergen und ein Stück auf dem angeblich schönsten Wanderweg Deutschlands - das ist die vierte Etappe des Eifelsteigs in der Region Trier, die der TV heute beschreibt.

 Vulkanisches Erbe: Das erste "Auge der Eifel" auf dieser Etappe des Eifelsteigs ist das Gemündener Maar bei Daun. TV-Foto: Michael Schmitz

Vulkanisches Erbe: Das erste "Auge der Eifel" auf dieser Etappe des Eifelsteigs ist das Gemündener Maar bei Daun. TV-Foto: Michael Schmitz

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 Blühende Eifel: Schönste Wanderzeit ist die Ginsterblüte. Foto: Michael Schmitz

Blühende Eifel: Schönste Wanderzeit ist die Ginsterblüte. Foto: Michael Schmitz

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 Mitunter ganz schön steinig: Unterwegs auf dem Lieserpfad. Foto: Michael Schmitz

Mitunter ganz schön steinig: Unterwegs auf dem Lieserpfad. Foto: Michael Schmitz

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 Gut gesichert: Holzstege schützen die Engstellen des Wanderwegs. Foto: Michael Schmitz

Gut gesichert: Holzstege schützen die Engstellen des Wanderwegs. Foto: Michael Schmitz

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Kühl und klar, sprudelnd mit natürlicher Kohlensäure quillt das Wasser aus vulkanischen Tiefen empor und lässt sich im Dauner Kurpark direkt aus der Quelle genießen. Dann geht es steil bergauf quer durch den Wald auf den Mäuseberg - der Anfang dieser Etappe des Eifelsteigs zeigt schon gleich auf, was uns Wanderer zwischen Daun und Manderscheid heute erwartet: Die Ursprünge der vulkanischen Eifel im Wechsel mit einem Auf und Ab über mal sanfte, mal schroffe Eifelhöhen.
Wer sich vor dieser Etappe im Dauner Kurpark die Trinkflasche mit dem eiskalten Wasser füllt, der hat die Eifel nicht nur unter den Wanderschuhen, sondern auch im Gepäck. Und die Sehnsucht gleich mit dabei: die nach den Dauner Wassertretbecken, die man sich unterwegs auf den rund 23 Kilomentern das eine oder andere Mal herbeisehnt, um die dann doch langsam qualmenden Füße im Wasser zu kühlen. Denn der Weg von den Maaren und über den nördlichen Teil des Lieserpfades ist recht anspruchsvoll, entschädigt dafür aber immer wieder mit tollen Ausblicken.

Auf dem Mäuseberg die Seele baumeln lassen

Schon gleich nach dem ersten steilen Marsch vom Gemündener Maar auf den 561 Meter hohen Mäuseberg hinauf kann der Wanderer die Seele wieder baumeln lassen - im wahrsten Sinne des Wortes: denn eine mächtige Holzschaukel lädt mit Blick ins Pützbachtal zum Verweilen ein. Noch weiter geht der Blick, wenn man gleich nebenan auf den Dronke-Turm steigt. Benannt ist er nach Adolf Dronke, dem Trie8rer Gymnasiallehrer, der 1888 den Eifelverein gründete und dessen erster Vorsitzender wurde. Auf dem Mäuseberg soll einer seiner Lieblingsplätze gewesen sein, weshalb der Eifelverein ihm 1902 mit dem Turm ein Denkmal setzte. Wer ihn besteigt, weiß, warum der heute noch von Eifelvereinsmitgliedern respektvoll "der Doktor" genannte Dronke sich so gerne hier niederließ: Das Panorama ist herrlich. An klaren Tagen reicht der Blick über weite Teile der Eifel bis zu zweien ihrer höchsten Punkte. Fern im Nordwesten ist die Hohe Acht zu erkennen, mit 747 Metern der höchste Berg des Mittelgebirges. Im Nordosten bei Kirchweiler ragt die höchste Spitze der Eifel in die Höhe: auf dem 691 Meter hohen Scharteberg steht eine 302 Meter hohe SWR-Antenne.
Nach so viel Weitblick folgen der Abstieg und eine erste Einkehr - nicht im Gasthaus, sondern in der Kapelle am Weinfelder Maar, auch Totenmaar genannt. Rund 10.500 Jahre alt ist auch dieser Vulkankrater und 51 Meter tief. Der Name Totenmaar, der maßgeblich auf die Schriftstellerin Clara Viebig zurückgeht, spielt auf das Schicksal des verschwundenen Dorfes an, dessen Bewohner 1563 von der Pest hinweggerafft wurden. Die kleine Kapelle mit dem Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes mit sieben Schwertern in der Brust blieb zurück und hat sich zu einem Wallfahrtsort entwickelt, wie die vielen Täfelchen mit Fürbitten zeigen. Für Wanderer ein Ort, um Kraft und Ruhe zu tanken.

Schönste Wander-Zeit: Wenn der Ginster blüht

Auf dem kleinen Friedhof zwischen Maar und Kapelle liegt nicht nur der 1966 gestorbene, bekannte Eifel-Maler Pitt Kreuzberg begraben, hier finden heute noch die Schalkenmehrener ihre letzte Ruhe.

Vom Weinfelder Maar führt der Weg weiter zum dritten "Auge" der Eifel, das der Wanderweg kreuzt, dem Schalkenmehrener Maar. Ebenfalls rund 10.000 Jahre alt ist es, 21 Meter tief und eigentlich ein Doppelmaar, dessen östlicher Teil zum Hochmoor wurde. Unser fachkundiger Wanderführer Aloys Mayer, Eifelvereins-Vorsitzender aus Daun, erzählt Wissenswertes und Anekdötchen über die Maare, kurz vor Schalkenmehren versuchen wir, ein paar entlaufene Schäfchen wieder auf ihre Wiese zurückzubringen - der Eifelsteig ist hier die reinste Idylle. Durch Schalkenmehren führt er ein Stück über die ganz normale Straße. Lukrativ für die Gastronomie, eher ungewöhnlich für einen Premiumwanderweg, aber angesichts der liebevoll restaurierten Fachwerkhäuschen keine schlechte Route.
Wer Ende Mai/Anfang Juni die richtige Zeit erwischt, kann vor allem auf dem folgenden Stück des Wanderwegs den Ginster in voller Blüte erleben. Duftende, goldgelbe Sträucher überall entlang der Strecke, die dann Richtung Altburg-Klinik und vorbei an einem angeblichen "Grafengrab" im Wald führt, ehe es stark abwärts hinein durch einen schönen Buchenwald Richtung Liesertal geht. Nach gut 13 Kilometern ist Zeit für eine Rast, zu der in der Üdersdorfer Mühle deftige "Kleinigkeiten" einladen, mit denen sich allerdings auch größerer Hunger gut stillen lässt.

Die Stärkung ist auch nötig, denn auf dem zweiten Teil der Strecke ist wanderungstechisch gesehen Schluss mit lustig. Zunächst führt der Eifelsteig noch rechts der Lieser entlang an saftig grünen Wiesen vorbei durchs Tal, doch dann geht es durch den Wald bergauf. Immer enger wird der Weg, seinem Namen als Lieserpfad macht er schließlich alle Ehre. Immer wieder erstaunlich, wie abwechslungsreich dieses Stück Eifel ist. Eben noch im Tal über eine romantische Brücke den Fluß gequert, dann schon wieder auf dem kaum einen Meter breiten Weg eng am Felsen vorbei marschiert. Beim Blick nach unten zeigt sich das eben noch weite Tal bald wie eine Schlucht in den Alpen. Der Weg ist teils gesichert mit Holzstegen - mit gutem Grund angesichts der steilen Abhänge. Der Lieserpfad strengt an, geht in die Beine. Doch Schlappmachen ist an vielen Wegstrecken hier schlicht nicht möglich. Zu abgeschieden und fern jeder Zufahrt schlängelt sich die Lieser durchs Tal.

Der Lieserpfad macht seinem Namen alle Ehre

Mal Wiese, mal federnder Waldboden, mal Felsen, die reinste Freude für Wanderfreunde, die uns auf diesem Teil des Weges auch häufig begegnen. Auf der "Urpferdchen-Brücke" nahe Eckfeld treffen wir Touristen aus Lörrach, die wegen vorhergesagten Regens ihren Urlaub statt im Piemont im Raum Daun verbringen. Die Schönheit der Eifel preisen sie in höchsten Tönen, zum Eifelsteig befragt, meinen sie nur: "Es gibt einfach nichts zu meckern." Ein Fazit, dem wir uns nach einem weiteren Panoramablick von der Kobeslochhütte und den letzten, steinigen wie kurvenreichen Kilometern auf dem Liesertal einfach nur anschließen können, während wir uns, erschöpft aber glücklich zwischen den Manderscheider Burgen die Dauner Kurpark-Quelle wieder herbeiwünschen. dr

Extra
Die Etappe in Kürze
Länge: 22,83 Kilometer Wanderzeit: 7 Stunden
Summe Steigung: 679 Meter
Summe Gefälle: 737 Meter
Maximale Höhe: 561 Meter Minimale Höhe: 320 Meter
Niveau: Anspruchsvoll
GPS-Daten

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