Der Hochwald ist in Narrenhand

Hermeskeil/Kell · Da war jeder Widerstand zwecklos: Den Bürgermeistern in Kell und Hermeskeil ist es am Weiberdonnerstag an den Kragen gegangen. Sie haben nicht nur ihre Schlipse, sondern auch die Macht verloren. In beiden Orten drangen die Narren erfolgreich in die Rathäuser ein und zwangen die hohen Herren Politiker zum Abdanken.

Hermeskeil/Kell. Im Hochwald ticken die Uhren anders. Es ist 11.11 Uhr - in vielen karnevalistischen Hochburgen wird in dieser Minute das Startsignal für den Sturm auf die Rathäuser gegeben. Doch nicht so in Hermeskeils Zentrale der Macht. Der große Sitzungssaal ist gähnend leer. Von den Rädelsführern der angekündigten Revolution ist weder etwas zu sehen noch zu hören. Der Karnevalsverein lässt sich Zeit, obwohl er doch "Ruck-Zuck" heißt. Der Grund: Die närrische Meute ist in der Stadt noch voll mit dem Eroberungszug durch zwei Banken, die Polizei und das Gericht beschäftigt.
Doch dann schlägt es zwölf, und es wird ernst. Stadtchef Udo Moser hat sich inzwischen aus seinem Büro gewagt, während VG-Bürgermeister Michael Hülpes unauffindbar bleibt. Also muss sich Moser allein der närrischen Übermacht stellen, obwohl er weiß: Sein Schicksal ist schon besiegelt. Gleich werden die Putschisten ihn zum Abdanken zwingen. Und so kommt, was kommen muss. Die Ruck-Zuckler haben einen simplen, aber perfekten Schlachtplan ausgeheckt. Der blau-weiße Pulk der Gardemädchen und der Elferrat sind die Eskorte für das Prinzenpaar Alexander II. und Silke II. und die Kinderprinzen Max I. und Mara I. Sie stürmen rein ins Rathaus, flugs geht\'s die Treppe hoch, und kurz darauf haben sie im Saal das Kommando. "Zu schwach war euer Widerstand. Das Rathaus ist nun fest in Narrenhand. Bis Aschermittwoch, was auch passiert, hier das Prinzenpaar regiert", ruft Alexander, und alle jubeln ihm zu. Da bleibt Moser nur die Kapitulation.
Völlig chancenlos ist auch in Kell der Bürgermeister. Werner Angstens einziger Trost besteht darin, dass ihm eine etwas längere Galgenfrist gewährt wird. Doch am Nachmittag startet auch dort im Rathaus die närrische Invasion. Gegen die geballten karnevalisitischen Sturmtruppen ist es auch für Angsten ein aussichtloses Unterfangen, sich an die Macht zu klammern. Mit Rückendeckung der Narren aus Greimerath, Mandern, Schillingen, Heddert, Lampaden und Zerf entreißt ihm das Prinzenpaar vom Keller Karnevalsklub den Rathausschlüssel. Doch der erzwungene Abgang wird Angsten versüßt. Denn die neuen Majestäten Sebastian II. und Stefanie I. geben - frei nach Asterix - die Parole aus: "Wir befinden uns im Jahre 2013 nach Christus. Der ganze Hochwald soll von Hermeskeilern besetzt werden. Der ganze Hochwald? Nein, ein von unbeugsamen Kellern besetztes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Bevor Kell sich mit Hermeskeil vereint, das die das nicht verstehen, wird am Ende so noch die Welt untergehen!" Kein Wunder, dass Angsten nach diesen Worten beruhigt in den Ruhestand gehen kann und vorher noch schnell verkündet. "Ihr Leut, ihr werdet es sehen, das Keller Amt wird noch 100 Jahre bestehen."

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