Trierer Rosenmontagszug wie aus dem Bilderbuch

Trier · Allen Unkenrufen zum Trotz hat Petrus nicht auf Spaßbremse gemacht: Pünktlich zum Start des Trierer Rosenmontagszuges hörte der Regen auf. Zehntausende von Zuschauern konnten entlang der fünf Kilometer langen Zugroute die rund 1900 Akteure in den knapp 100 Zugnummern zeitweilig bei strahlendem Sonnenschein bejubeln.

Trierer Rosenmontagszug wie aus dem Bilderbuch
Foto: Friedemann Vetter

Stadtpatron und Wettermacher Petrus ist ganz offensichtlich auf Wiedergutmachung aus. Nach Schneegestöber und Bibbertemperaturen beim Rosenmontagszug 2013 herrschen diesmal deutlich bessere Bedingungen. Um 12 Uhr verwandelt sich der Regen in leichtes Nieseln. Eine knappe Viertelstunde später, als Zugleiter Georg Heinen den Startschuss gibt, verziehen sich die dicken Wolken. Gut so, denn alles andere wäre jammerschade gewesen. So bunt und fantasievoll wie am Montag hat sich schon lange kein Trierer Rosenmontagszug mehr präsentiert.

Hippies, Zombies, Polizisten

Vielleicht auch eine Frage des Mottos "Circus Treverorum". Den Trier-Zirkus interpretieren die meisten der knapp 100 Fußgruppen und Wagenbesatzungen in Freistil-Manier und großer Lust. Von Käse-Frau Antje über Samba-Schule, Flowerpower-Hippies, Star-Wars-Giganten (leider ohne Prinzessin Leia) bis hin zu netten Zombies ist alles dabei. Auch die Polizei macht eine gute Figur. "Aha, die Trachtengruppe Schömann", ulkt ein Scherzkeks beim Anblick uniformierter Beamter, die den Narren-Treck eskortieren.

Aber die Kollegen von Polizeipräsident Lothar Schömann werden bei der Prämierung der besten Zugnummern leer ausgehen. Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), die den größten Narrenumzug der Region organisiert, zeichnet verdiente Überraschungssieger aus. Zum schönsten Wagen kürt die ATK-Jury den der Pfalzeler 3-Tage-Narren ("Die Besten aus dem Westen"). Als Träger der schönsten Kostüme dürfen sich Akteure des TuS Euren ("Zirkus Halli Galli") feiern lassen. Originellste Kostüme: "Eiskalte Schneeflocken" der Eurener Saupäns. Die Zweiergruppe "Haarvitrine Thonet" beeindruckt die Chefjuroren Christa Bölte und Uli Krugmann so sehr, dass diese spontan noch einen Ehrenpreis vergeben.

Gäbe es einen Preis für Provokation, dann wäre Helmer Litzke, der gemeinsam mit ATK-Präsident Andreas Peters und Vize Stefan Feltes auf dem Hauptmarkt als Moderator fungiert, ein heißer Kandidat. Der RTL-DJ trägt Handschuhe aus dem Fan-Shop des FC Bayern München.

Apropos Hauptmarkt: Frisch dort angekommen, strahlt Zugleiter Heinen "Et läuft richtig gut!" Aber von wegen. Eine geschlagene Viertelstunde lang läuft jetzt erst einmal gar nix, weil der Zug zu lang ist. Die Spitze steht an der Porta, das Zugende mit dem Wagen von Prinz Marc II. steckt aber noch in der Saarstraße. Das darf nicht sein, sagt die Polizei, die nicht gleichzeitig beide Hauptkreuzungen des Alleenrings für den Zug sperren will. Also sind erst einmal Aufrücken und Stauchen angesagt, ehe die Zugspitze mit Schirmherr Werner Dellwing in die Paulinstraße einziehen darf.

Der Stau stört die Narren nicht - ganz im Gegenteil. Schließlich spielen auf einer Strecke von etwas mehr als einem Kilometer fünf Kapellen - die größte Live-Musik-Dichte seit vielen Jahren beim Rosenmontagszug.

Die Polizei Trier meldet einen vollkommen störungsfreien Rosenmontagsumzug. Während die Wagen, Gruppen und Kapellen von Süden nach Norden unterwegs waren, habe es keinen einzigen Zwischenfall, keine Störung, keine Schlägerei gegeben. Als sich Teilnehmer und Zuschauer dann nach Auflösung des Zuges am Nachmittag traditionsgemäß in der Arena Trier versammelten, registrierte die Polizei zwei Körperverletzungen. Alle Streithähne standen laut Mitteilung der Polizei Trier unter Alkoholeinfluss, ein Beteiligter erlitt einen Jochbeinbruch und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Die Zahl der Zuschauer sei wie immer enorm schwer zu schätzen. Nach Ansicht der Einsatzleitung wurde der Rosenmontagszug vom Vorjahr jedoch klar übertroffen, vor allem aufgrund des zum Teil schönen Wetters. 2013 war das Wetter mit Schnee und Kälte wesentlich unangenehmer.red/jp

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