Der Herr der Pläne

Maring-Noviand · Vom Koch zum Projekt entwickler und Immobilienmanager: Der 48-jährige Hans-Jürgen Lichter hinter lässt in der Region Trier deutliche Spuren. Sein General thema ist es, attrak tive Nutzungen für wichtige Bauten zu finden. Kloster Machern an der Mittelmosel oder St. Paul in Wittlich sind Beispiele dafür.

Sein jüngstes "Kind" entsteht in Konz: Ende kommenden Jahres soll das neue Saar-Mosel-Einkaufszentrum fertiggestellt sein, mit Apotheke und Ärztehaus, mit Gastronomie und Shoppingmall, mit einem Wasserband im Außenbereich, das im Winter als Schlittschuhbahn fungiert, und einem Wellnessbereich auf dem Dach. "Jedes Projekt ist anders, also muss ich bei jedem Projekt auch eine unverwechselbare Nutzung finden", schildert Hans-Jürgen Lichter die Hauptanforderung in seinem Beruf: Kreativität. Seit rund sieben Jahren ist er Vorstandsvorsitzender der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung sowie mehrerer Tochterunternehmen und zeichnet so verantwortlich für Immobilien, die zumeist von großem öffentlichen Interesse sind und nicht selten historische Bausubstanz mit neuem Leben aufwerten.

Lichter blickt zurück auf eine Kindheit an der Mosel, in der er sich selbst als entdeckungsfreudigen Jungen erfuhr. Eine Eigenschaft, die notwendig ist, um Visionen für Projekte zu entwickeln. "Den brennenden Ehrgeiz, es beruflich zu etwas zu bringen, entwickelte ich erst in meiner Ausbildung", gesteht er. "Ich habe mir damals nicht vorgestellt, eine Laufbahn einzuschlagen, wie ich es dann getan habe."

Visionen müssen umsetzbar sein



Zwei Träume habe er gehabt: entweder Architekt oder Küchenchef werden. Er entschied sich für Letzteres: Gemeinsam mit Johann Lafer absolvierte er in Bad Kreuznach die Meisterprüfung. Als 21-Jähriger war Lichter der jüngste Küchenmeister in Rheinland-Pfalz und hatte Führungsverantwortung im Kurhotel Krone in Bad Münster am Stein. "Parallel habe ich Managementseminare besucht und Lektüre zur Betriebswirtschaftslehre gewälzt, einfach weil es mich interessierte."

1989 kehrte er ins Moselland zurück und übernahm die Leitung des Partyservice und Gastronomiebereichs der Firma Bungert in Wittlich. Eine Lebensphase, in der er Ideen und Organisationstalent einbringen konnte: Er erfand für seinen Arbeitgeber das Wittlicher Oktoberfest, der Cateringservice avancierte überdies zu einem der größten seiner Art in Rheinland-Pfalz. Das "Längste Büffet der Welt" geht ebenso auf Lichters kreatives Konto wie das "Längste Winzerfest der Welt" in Kröv an der Mosel oder das Bitburger Bierfest.

Der Erfolg seiner Arbeit brachte es mit sich, dass Lichter dem Seniorchef einer der weltweit größten Sektkellereien auffiel: Günther Reh. Der hatte das operative Geschäft an seine Kinder weitergegeben und suchte eine geeignete Persönlichkeit für die Leitung seiner Stiftung. "Es ging um die Fortführung seines Lebenswerks", erzählt Lichter. Zwischen ihm und dem Stifter entwickelte sich eine vertrauensvolle Beziehung. "Nach wie vor ist Günther Reh eines meiner Vorbilder, die mich prägen." Zugleich gelte es in den sich stark wandelnden Zeiten, eigene Akzente zu setzen und sich zu emanzipieren. "Mit der Position, die ich innehabe, ist eine große Etatverantwortung verbunden. Um dem gerecht zu werden, muss man Neues schnell auffassen."

Doch nicht nur die Intuition für Trends im Immobiliensektor und das Gespür für die ökonomisch richtigen Entscheidungen gehören zum Erfolgsrezept des einstigen Küchenmeisters. Die Bodenständigkeit dieses Handwerks und der Sinn für Lebensqualität und Genuss dürfen nicht fehlen. "Ich habe noch immer eine Affinität zur Gastronomie", sagt Lichter. "In manchen Projekten wie beim Kloster Machern drückt sich das besonders aus. Aber prinzipiell braucht jedes Vorhaben eine unverwechselbare Lösung, jede Immobilie eröffnet andere Nutzungsmöglichkeiten und hat andere Standortbedingungen." Eine persönliche Handschrift, die jedes Konzept gleichermaßen präge, habe er daher nicht. Überall jedoch gelte es, realistisch zu sein: Priorität habe die Umsetzbarkeit und Praxistauglichkeit der Ideen.

"Der Prozess bis zum fertigen Projekt ist wie das Zusammenfügen eines Puzzles, bis alles passt."

Es gibt Bauprojekte in verschiedenen Bundesländern, doch der Schwerpunkt ist die Region Trier. Da kommt es Lichter zugute, dass er als Moselaner die Mentalität jener Menschen, die später mit den Gebäudenutzungen leben, gut kennt und teilt. Inspirationen für innovative Details und Trends bezieht er durchaus von Reisen ins Ausland.

Zum Beirat der Stiftung, der als Aufsichtsgremium dient, gehört immer auch eine Persönlichkeit, die nicht aus der Region Trier stammt und somit die externe Sicht auf die Vorhaben einbringt. Der Blick über den Tellerrand ist dem Stiftungsvorsitzenden wichtig, beispielsweise für das Konzept, in St. Paul neben Seniorenresidenz, Autobahnkirche, Kita, Hotellerie und Gastronomie sowie Wellness auch eine Klinik für traditionelle chinesische Medizin anzusiedeln. "Das Netzwerk, das man für die Umsetzung derart vielschichtiger Projekte braucht, funktioniert nur mit Bodenhaftung, Zuverlässigkeit und der Orientierung am Team", betont er. "Meine Partner und Kollegen verlassen sich darauf, dass mein Wort gilt." Gleiches erwartet er umgekehrt. Und nur selten wird er enttäuscht. "Dann muss man einen klaren Schnitt machen."

Lichter holt sich auch Rat von Freunden. Risiken eingehen und Entscheidungen verantworten müsse er als unternehmerisch denkender und handelnder Manager selbst, aber er ist sicher: Ein selbstherrlicher Einzelkämpfer wäre in seinem Tätigkeitsfeld fehl am Platz. Rückhalt gibt das Menschliche. "Mein Ruhepol ist die Familie und auch die gute Nachbarschaft an meinem Wohnort. Es ist nicht immer möglich, Beruf und Privates ganz strikt zu trennen, aber letztlich macht es großen Spaß und die Belastung ist für mich nicht negativ spürbar."

ZUR PERSON

 Hans-Jürgen Lichter

Hans-Jürgen Lichter

Foto: Roland Morgen



Hans-Jürgen Lichter wurde 1962 in Lieser geboren, ist verheiratet und Vater zweier Kinder, er lebt in Maring- Noviand (beides Landkreis Bernkastel-Wittlich). Als herausragendes Projekt seiner bisherigen Arbeit für die Stiftung bezeichnet er die Umgestaltung des ehemaligen Klosters der Steyler Missionare St. Paul bei Wittlich. Neuestes Vorhaben ist das Saar- Mosel-Einkaufszentrum in Konz. Der ehemalige Küchen chef kocht noch immer gern - privat für besondere Gäste.

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