Die Rückkehr des Meuchelmörders

Italien, 15. Jahrhundert, ein junger Adeliger: Als Ezio Auditore da Firenze seine Familie durch eine teuflische Intrige verliert, führt ihn sein Durst nach Rache auf den Pfad der Assassinen - und den Spieler im Ubisoft-Titel Assassin's Creed II in eine Geschichte mit bisher selten erreichter Grafikpracht und atmosphärischer Dichte.

 Kein Blick für die Schönheit: Im lebensfrohen Italien der Renaissance lässt sich ein junger Mann zum Attentäter ausbilden. Er will seine Familie rächen.Foto: Ubisoft

Kein Blick für die Schönheit: Im lebensfrohen Italien der Renaissance lässt sich ein junger Mann zum Attentäter ausbilden. Er will seine Familie rächen.Foto: Ubisoft

Trier. Es fällt dem Spieler im zweiten Teil von Assassin's Creed wesentlich leichter als im ersten, die Handlungen und Motivationen des Protagonisten nachzuvollziehen. Altair, Hauptdarsteller des ersten Teils, war schon zu Spielbeginn ein ausgebildeter Attentäter, dessen Orden ihn im Jerusalem des Jahres 1191 auf seine tödlichen Missionen schickte. Ezio dagegen ist zunächst einmal ein völlig normaler junger Mann, der im Florenz der Renaissance ein schönes Leben als Spross einer reichen Familie führt.

Das Spiel beginnt mit Ezios Geburt und zeigt dann in Zeitsprüngen und Momentaufnahmen kleine Kapitel seiner Entwicklung. Der Spieler lernt auch Ezios Familie kennen. Nette Menschen. Doch die Idylle ist natürlich nicht von Dauer. Ezio wird aus seinem Lotterleben gerissen und muss mit ansehen, wie Teile seiner Familie hingerichtet werden. Verantwortlich sind die Pazzis, Todfeinde der Auditores.

Für Ezio zählt ab sofort nur noch eines: Vendetta. Blutrache. Und so wird er zum Assassinen. Ezio erlernt die Kunst des Mordens.

Assassin's Creed II führt den Spieler über eine lineare Missionsstruktur. In den Hauptmissionen nähert sich Ezio Schritt für Schritt dem Verräter, der seine Familie in den Tod gerissen hat. Jede Zielperson verrät dem Assassinen neue Hintergründe und Namen.

Zeitreise in das Italien des Spätmittelalters



Parallel dazu bietet das Spiel, vergleichbar mit der Struktur von Grand Theft Auto IV, Nebenmissionen an.

Die sind zwar für die Haupthandlung unerheblich, bieten aber Gelegenheit, das von Ubisoft erschaffene mittelalterliche Italien zu erforschen - damals weniger ein geeintes Land als vielmehr eine Ansammlung an Stadtstaaten, in denen Familien mit politischem Einfluss und finanziellen Möglichkeiten begannen, die Macht über Städte wie Florenz und Venedig an sich zu reißen.

Die grafische und atmosphärische Darstellung dieser Städte ist zurzeit die beste ihrer Art auf dem Softwaremarkt. Das Rennaissance-Italien ist keine sterile Bühne für Ezios Attentate, sondern eine lebendige virtuelle Welt, in der an jeder Ecke etwas passiert.

Ezio beherrscht die Elemente und erklimmt Häuserfassaden wie Spider-Man. Er schlägt blitzschnell aus dem Wasser zu oder nutzt den Flugapparat seines Mentors Leonardo da Vinci. Das Verschwinden in der Masse erleichtert Ezios Aufgaben, die Zusammenarbeit mit anderen Charakteren kann sowohl eine Belohnung bedeuten als auch für unvorhergesehene Konsequenzen sorgen.

Das Kampfsystem hat sich gewaltig verbessert. Altairs müheloses Kampfbalett im ersten Teil war zwar schön anzusehen, aber spieltechnisch belanglos. Ezio muss sich deutlich mehr anstrengen, denn die Wachen stellen eine ernste Bedrohung für den Assassinen dar. Er kann seine Gegner elegant entwaffnen, doch hier ist präzises Timing nötig. Das Systen gleicht dem in Batman: Arkham Asylum.

Fazit: Was der erste Teil von Assassin's Creed falsch gemacht hat, läuft im zweiten wesentlich besser. Mit dabei ist wieder Desmond Miles, ein Barkeeper des 20. Jahrhunderts, in dessen DNA die Erinnerung an seine Vorfahren Ezio und Altair gespeichert ist. Doch obwohl diese inhaltliche Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit durchaus ihre Reize hat, könnte die Serie darauf verzichten.

Assassin's Creed II (Ubisoft): Xbox 360 (getestet) und Playstation 3. Eine PC-Version soll im Januar 2010 folgen.

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