Wenn der Erhabene auf die Pauke haut

Zwei aktuelle Titel aus dem Hause Sony beweisen, wie man mit simpelsten grafischen Mitteln aus einer Spitzenidee hervorragende Spiele zimmern kann. "Echochrome" setzt dabei auf räumliches Vorstellungsvermögen, "Patapon" auf Rhythmusgefühl.

Trier. Man muss sie einfach mögen. Die Patapons sind Wesen, die nur aus einem Auge und vier Strichen, die jeweils zwei Arme und Beine darstellen, bestehen. Die über den Bildschirm wuselnden Strichmännchen sind überaus gläubig. Sie brauchen eine höhere Macht, die sie lenkt, in die Jagd und durch den Kampf führt. Diese Macht beten sie dann auch brav an.

Die Rolle des "Erhabenen" darf natürlich der Spieler übernehmen. Bevor er das tut, sollte er sich über zwei Dinge klar werden. Erstens: Die Patapons haben die Errungenschaften moderner Hardware ignoriert und bewegen sich wie in der Steinzeit der Videospiele in 2D von links nach rechts über den Schirm. Zweitens: Der Spielspaß ist trotzdem enorm hoch, und die Steuerung ist geradezu innovativ.

Die Patapons lieben Musik über alles



Denn die Patapons lassen sich nicht mit direkten Befehlen der Marke "gehe dorthin, tue dieses" steuern. Dafür lieben sie Musik über alles. Der Spieler als "Erhabener" lenkt die kleinen Gestalten mit fetzigen Trommel-Rhythmen. Sobald die Kleinen die göttliche Trommel hören, werden sie aktiv. Jede einzelne der vier Tasten der Playstation Portable steht für einen bestimmten Schlag. Vierer-Kombinationen, die die Patapons dem Spieler brav vorsingen, setzen die Kleinen in Bewegung. Wenn "Pata-Pata-Pata-Pon" ertönt, marschieren sie los. Trommelt der Erhabene "Pon-Pon-Pata-Pon", gehen sie auf alles los, was sich gerade in Sichtweite befindet. Nach jeder Mission landet man im Dorf des Stammes und kann seine Patapons zu Speerwerfern, Bogenschützen und Axtschwingern ausbilden. So führt der Erhabene seinen Stamm zu Ruhm, Ehre und Wohlstand, trainiert dabei sein Rhythmusgefühl und sieht mit Vergnügen, wie seine Strichmännchen den Schlägen seiner Trommel folgen. Das kurzweilige Spiel ist ideal für die lange Bus- oder Zugfahrt, es gibt viel zu entdecken, die Präsentation ist herausragend gut.

In "Echochrome" wird nicht getrommelt und auch nicht gejagt oder gekämpft. Im Gegenteil: Das Spiel treibt den Adrenalinspiegel nicht nach oben, sondern wirkt schon fast therapeutisch beruhigend - vergleichbar mit einem Puzzle-Abend, in dessen Verlauf man versucht, zu leisen klassische Klängen im Hintergrund aus 5000 Teilen ein Bild zu formen.

"Echrochrome" zeigt dem Spieler in jedem Level ein dreidimensionales Konstrukt aus Gängen, Treppen, Sprungplattformen und Fallgruben. Die Aufgabe ist simpel: Eine selbstständig marschierende kleine Spielfigur soll das Konstrukt komplett durchqueren. Der Spieler kann diese Figur nicht steuern, aber er kann das Konstrukt in Höhe, Breite und Tiefe drehen - und dadurch eine neue Perspektive schaffen. Diese Perspektive ist der Schlüssel zur Lösung eines jeden Levels, denn in "Echochrome" sind die Dinge immer genau so, wie sie aussehen.

Ein Beispiel: Ein Gang ist durch eine Lücke unterbrochen, die Spielfigur kann nicht weiterlaufen und kehrt wieder um. Der Spieler dreht das Bild so weit, bis diese Lücke von einem anderen Gang oder einer Treppe verdeckt wird und nicht mehr zu sehen ist. Was man nicht sieht, existiert nicht: Die Spielfigur marschiert durch. Genauso funktioniert der Umgang mit Fallgruben und Sprungfeldern: Die Figur landet immer auf dem Element, das über oder unter ihr - je nach Perspektive - zu sein scheint. "Echochrome" ist ein idealer Pausenfüller und fasziniert trotz minimalistischer Schwarz-Weiß-Grafik.

Playstation Portable

Sonys Handheld-Konsole kam 2005 auf den Markt. Bisher wurden weltweit 38 Millionen Exemplare verkauft. Ihr Prozessor ist eine 32-Bit-Dual-CPU, ihr Laufwerk liest ausschließlich Spiele- und Film-Disks im UMD-Format (Universal Media Disk). Die Konsole hat ein 95 mal 54 Millimeter großes Display im 16:9 Widescreen-Format. Der TFT-LCD-Schirm kann eine Auflösung von 480 mal 272 Pixel bei gleichzeitiger Darstellung von 16,7 Millionen Farben verarbeiten. Die Playstation Portable kann auf einem Memory-Stick gespeicherte Filme und Musikvideos, die man vorher in das Format MPEG 4 konvertieren muss, wiedergeben. (jp)

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