Gran Turismo 5: Edel-Rennsimulation für die Playstation

Trier · Ob nun mit einem äußerst schwachen Fiat 500 oder einem ungleich schnelleren Ferrari: Fans rasanter Kurvenjagden haben in Gran Turismo 5, dem neuesten Ableger der legendären Renspielserie, die Qual der Wahl, um ihr Rennen am Bildschirm zu gewinnen - oder zu verlieren.

 Gran Turismo 5. Screenshot: Sony

Gran Turismo 5. Screenshot: Sony

Foto: Sony
 Gran Turismo 5. Screenshot: Sony

Gran Turismo 5. Screenshot: Sony

Foto: Sony

Es ist still im Eifelort Ahrweiler nahe Köln. Die Straßen sind verwaist, die Läden geschlossen. Nichts lenkt ab vom Star auf vier Rädern, der auf dem Hauptmarkt steht: ein Honda Civic R - eines der Fahrzeuge, mit dem Spieler die ersten Kurvenerfahrungen, Niederlagen und Siege in Gran Turismo 5 erzielen können. Blickwinkel festsetzen, Zoom hinaus, Blitz, und der Schnappschuss vor der Kulisse der Ahrgemeinde liegt auf der Festplatte der Playstation 3. Willkommen bei Gran Turismo 5 (GT), dem "wahren Rennsimulator", wie der Titelanhang vollmundig verspricht.

Bescheidenheit war noch nie ein Wesenszug der schon legendären Spielserie: Seit Erscheinen des ersten Gran Turismo im Jahr 1998, damals noch für die erste Playstation-Generation, standen realitätstreue Umsetzung von Strecken, Fahrzeugen und Fahrverhalten im Fokus der GT-Macher - der kommerzielle Erfolg gab Entwickler Kazunori Yamauchi, der Produktionsfirma Polyphony Digital und dem Publisher Sony Recht: Seit Serienstart gingen 60 Millionen Kopien des Rennspiels über die Ladentheke - allein vom neuesten Ableger der Kult-Reihe wurden seit seinem Erscheinen vor wenigen Wochen gleich 5,5 Millionen Exemplare verkauft, meldete Sony jüngst.

Bei über 1000 detailgenau modellierten Fahrzeugen, von liebenswerten Oldtimern wie dem kleinen Fiat 500 oder der legendären Chevrolet Corvette (1960) bis hin zu modernen Rennern wie einem Audi R8, dürfte das Fotoshooting-Gimmick, dass übrigens im gesamtem Spiel zur Verfügung steht, ein begehrtes Spiel im Spiel sein - und demonstriert die grandiose Optik des Spiels : Die Karrosserien der Fahrzeuge glänzen, die Umgebung spiegelt sich auf der Motorhaube wieder, die Innenansicht zeigt penibel nachgebildete Cockpits (allerdings nur bei einem Fünftel der Fahrzeuge), Reifenqualm, Regen oder Sonnenuntergang wirken bemerkenswert echt, und die Landschaft, die am Fahrer vorbeizieht, ist grandios nachgebildet - ob nun auf dem Formel-1-Parcours des Nürburgrings, einer staubigen Strecke in der italienische Toskana oder den engen Stadtstrecken in Rom und Madrid. Wer während des Rennens keine Zeit hat, diese Umgebung zu bewundern, ruft die Wiederholung auf, die zudem weitere Blickwinkel als nur aus dem Cockpit, von hinten oder von der Motorhaube erlaubt.

Gleiches gilt für das eigentliche Fahrerlebnis: Idealerweise steuert man GT5 mit einem Lenkrad - aber schon mit einem normalen Joypad kommt beim Spielen das Gefühl auf, wirklich in einem entnervend langsamen 500 oder einem rasen schnellen Ferrari zu sitzen - Schleudertrauma inklusive, wenn das eigene Fahrzeug auf abrupte Bremsmanöver ebenso abrupt nach links oder rechts unkontrolliert reagiert.

Wie bislang kommen auch bei GT5 Arcade-Liebhaber, die ein schnelles Spiel ohne viel Firlefanz bevorzugen - Auto und Strecke auswählen und losrasen -, und Simulationsfreaks gleichermaßen auf ihre Kosten: Gran Turismo erlaubt sowohl Fahrer- als auch Managerkarrieren, bei denen neue Strecken und Autos erst nach Erreichen eines bestimmten Erfahrungswertes oder Siegpunkte freigeschaltet werden, beinhaltet Neu- und Gebrauchtwagenhändler und die Möglichkeit, in der Garage am Lieblingsauto bis zu einem gewissen Grad herumzuschrauben.

Weitaus weniger ansprechend und mitreißend ist die vergleichsweise biedere Menueführung und Ergebnispräsentation - Spiele wie Need for Speed oder MotorStorm sind da wesentlich netter und auch reißerischer verpackt. Dass die Zuschauer am Streckenrand seltsam lieblos gezeichnet wirken, ist noch zu verzeihen, ebenso der fehlende Blick aus den Seitenfenstern während des Fahrends. Enttäuschend ist die Tatsache, dass selbst bei der stärksten Kollision das eigene Fahrzeug nahezu unbeschädigt erscheint. Im Hintergrund wirkt allerdings ein Schadensmodell, dass den Grad der Beschädigung in Form einer einfachen Grafik am Bildschirmrand anzeigt.

Fazit: Rennsportfans, die Wert auf Realismus legen, können bei GT5 davon ausgehen, für ihr Geld ein sehr gutes Spiel zu bekommen - eine bessere detailgenaue und grafisch beeindruckende Simulation für den virtuellen Asphalt gibt es zumindest für die Playstation 3 derzeit nicht. Gelegenheitsspieler, die jedoch bereits ähnlich realistische Rennspiele ihr Eigen nennen, etwa Need for Speed Shift (PS3), Forza 3 (Xbox) oder GTR (PC), sollten sich den Kauf überlegen, da die Unterschiede im Vergleich nicht so erheblich ins Gewicht fallen. So kann beispielsweise das optisch ebenfalls gelungene Need for Speed auch mit einem genauen Fahrgefühl kontern.

Info: Gran Turismo 5 ist exklusiv für die Sony Playstation 3 erschienen, empfohlen ab 9 Jahren. Angesichts der Ladezeiten ist eine Vollinstallation auf der Konsolen-Festplatte (8 GB) empfehlenswert. Preis: etwa 60 Euro.

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