Herrlich haarlos

Saarbrücken · Rasur, Wachs, Laser: Es gibt vielfältige Methoden, wie Männer lästige Körperhaare loswerden können.

 Auch dieses männliche Fotomodell hat sich für eine haarlose Brust entschieden. Foto: Kiuikson/Fotolia

Auch dieses männliche Fotomodell hat sich für eine haarlose Brust entschieden. Foto: Kiuikson/Fotolia

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Saarbrücken Ist ein Mann ohne Körperbehaarung attraktiver oder gar hygienischer? Laut einer Umfrage des Magazins "Men's Health" sind das die hauptsächlichen Gründe, warum Männer ihren Körper mit dem Rasierer oder anderen Mitteln bearbeiten. Sie wollen Gerüche vermeiden und anziehender wirken, weil sie denken, dass auf glatter Haut zum Beispiel "ihre Bauchmuskeln besser zur Geltung" kommen.
Soziologen bezeichnen diese Gründe häufig als vorgeschoben. Es gehe eher ums Dazugehören. Und zwar zu einer jungen Zielgruppe. Zu diesem Ergebnis kam bereits vor einigen Jahren eine Studie der Universität Leipzig: Je jünger desto haarloser, lautet die Bilanz. Demnach ist Haarentfernung für mehr als ein Drittel aller jungen Männer nach eigener Aussage ein Muss: An erster Stelle stehen dabei die Achseln, noch vor dem Genitalbereich und dem Oberkörper wie Brust und Rücken.
Isabel Aragón Quintero, die in Saarbrücken die "Waxoase" leitet, hat ihre eigenen Erfahrungen gesammelt. "Etwa 20 Prozent meiner Kunden sind männlich. Der Durchschnitt ist, so tippe ich, Mitte oder Ende 20. Die zweitgrößte Gruppe ist 40 plus." Die Depiladora, also professionelle Enthaarerin, bietet das Glätten von Brust, Bauch, Rücken, Nacken und Schultern mit Honigwachs im Paket an. Dieses sogenannte Waxing ist teurer als die gängige Nassrasur, hält dafür aber auch länger, weil die Haare nicht nur oberflächlich abgetrennt, sondern mitsamt der Wurzel entfernt werden. "Je nach Haarwuchs bis zu vier Wochen", berichtet die Saarbrückerin.
Die Vorteile von Waxing liegen für sie auf der Hand: "Beim Rasieren oder Epilieren oder Haarentfernung per Creme kommt es häufig zu Hautreizungen oder auch zu Pickeln und eingewachsenen Haaren. Das hat man beim Wachsen nicht." Das bedeutet allerdings nicht, dass Waxing eine völlig unproblematische Prozedur ist. Die Haut darf keinen Sonnenbrand haben, keine offenen Wunden oder andere Reizungen. Einen Tag vorher solle man sie auch nicht mehr mit chemischen Pflegeprodukten behandeln oder im Chlorwasser gewesen sein, so die Expertin. Weitere Hürde: Waxing wird oft als schmerzhaft empfunden. Honigwachs wird auf die entsprechende Körperstelle aufgetragen und gegen die Haarwuchsrichtung abgezogen. Die Härchen werden dabei mit ausgerissen. Ein Empfinden wie beim Entfernen eines Pflasters, sagen Fachleute.
Monika Ferdinand vom Bundesverband Deutscher Kosmetiker/innen erklärt: "Die Haut muss vor einer solchen Behandlung unbedingt frei von Pflegerückständen sein, also frei von Fetten oder Ölen. Zudem sollten die Härchen höchstens vier bis sechs Millimeter lang sein. Wenn sie länger sind, muss man sie vorher kürzen." Hinterher sollten unbedingt eine kühlende Lotion und eine rückfettende Feuchtigkeitslotion aufgetragen werden, um die Haut zu beruhigen.
Männer, die ins Studio zu Isabel Aragón Quintero kommen, wissen, auf was sie sich einlassen. "Wer auf meiner Liege landet, ist vom Waxing ohnehin schon überzeugt. Da muss man keine Vorbehalte abbauen", erzählt sie. Und verrät dann noch: "Bei den meisten hat die Freundin schon zuvor schmerzhafte Experimente mit Wachs gemacht, so dass sich die Männer freiwillig in die Hände eines Profis begeben." Meistens lassen sich ihre Kunden den Rücken enthaaren. "Wahrscheinlich, weil sie da selber nicht so gut dran kommen", vermutet die Waxing-Expertin. An zweiter Stelle stehen bei ihren Kunden Brust und Bauch.
Tatsächlich scheint ein behaarter Rücken vielen Männern Sorgen zu bereiten. Die Industrie hat deshalb spezielle Teleskop-Stäbe entwickelt, die bei der Rasur helfen sollen, sogenannte Rückenrasierer, an denen die Klinge an einem bis zu 45 Zentimeter langen Bügel befestigt ist. Das Haar soll sich damit sogar trocken entfernen lassen. Testergebnisse liegen zu diesen noch relativ jungen Produkten bislang nicht vor. Hersteller von herkömmlichen Nass- und Elektrorasierern wie Gillette raten eher dazu, sich bei der Rückenenthaarung Hilfe zu suchen. Sind die Rückenhaare lang, sollten sie erst auf wenige Millimeter getrimmt werden, um verstopfte Klingen zu vermeiden. Danach am besten eine Dusche nehmen, um das Haar geschmeidig zu machen, Rasiergel auftragen und schließlich von einem Helfer oder einer Helferin mit sanften Zügen abrasieren lassen. Die gleichen Schritte empfehlen die Experten für Brust und Bauch: erst trimmen, dann rasieren.
Wenn es schnell gehen soll, sei die Nassrasur immer noch die erste Wahl, bestätigt der Kosmetikerverband. Nachteil: Sie hält nicht lange und muss nach wenigen Tagen wiederholt werden. Ebenso können kleinere Schnittverletzungen und eingewachsene Haare die Folge sein. Nachteile hat auch Enthaarungscreme: Ihre Anwendung ist zwar schmerzfrei, kann aber allergische Reaktionen und Hautreizungen hervorrufen. Auch Epilation mit Hilfe eines Epiliergerätes, bei der die Haare an der Wurzel entfernt werden, gilt nicht gerade als hautschonend und ist nach Expertenansicht auch nicht für alle Körperregionen geeignet.
Bleibt noch der Wunsch, die Haare per Laser dauerhaft zu entfernen. Das ist im Vergleich zu anderen Enthaarungsmethoden die teuerste Variante. Beim Hautarzt oder einem entsprechenden Laser-Experten sind je nach Farbe und Dicke der Haare meist mehrere Sitzungen notwendig, bis die entsprechende Körperstelle haarfrei ist. "Am besten funktioniert die Behandlung bei dunklen Haaren auf heller Haut", erklärt der Dermatologe Johannes Müller-Steinmann. "Dunkle Haare verfügen über mehr Melanin, einen dunklen Farbstoff. Dadurch nehmen die Haarwurzeln die Lichtenergie besser auf." Problematisch sehen Fachleute auch die Selbstenthaarung per IPL-Technologie. IPL steht für "Intense Pulsed Light". Dabei werden die Haarwurzeln durch Lichtimpulse zerstört. Dermatologen warnen allerdings, dass die Kontrolle fehle und man sich bei falscher Anwendung selbst schaden könne.

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