Homefront: düster, dramatisch, großartig

Trier · Es ist eine der aufwendigsten Produktionen des Softwaremarktes: THQ zeigt in Homefront eine verstörende Zukunftvision

Jeder Shooter dreht sich um Krieg oder zumindest Scharmützel, die Aussichtslosigkeit jeglicher Diplomatie, die direkte Konfrontation mit Waffengewalt. So soll der Spieler mit der Intensität des Gefechts, der Schläue der künstlichen Gegner und der Vielfalt des Waffenarsenals an den Bildschirm gelockt werden. Schnelle Reaktionen sind gefragt, innere Reflexionen nicht. In Homefront sollen die Dinge anders laufen. Der TV hat das Action- Drama vorab getestet. So düster, beklemmend und verstörend war noch kein Shooter vorher. Die Story verursacht Gänsehaut.

Die Welt in Homefront leidet unter den Folgen einer seit 15 Jahren andauernden Energie- und Wirtschaftskrise. Die globalen Märkte sind schon lange zusammengebrochen und um die schwindenden Rohstoffreserven toben erbittert geführte Kämpfe. Die USA können die enormen Kosten für die Unterhaltung der Streitkräfte nicht mehr aufbringen. 2017 brechen massive innere Unruhen aus, die öffentliche Ordnung löst sich auf. Chaos herrscht. Die innere Auflösung beendet auch die außenpolitische frühere Stärke als Weltmacht.

Das scheinbar Unmögliche geschieht im Jahr 2025: Die ehemalige Supermacht USA wird in einer Blitzaktion von den 20 Millionen Mann starken Armeen der Großkoreanischen Republik unter Diktator Kim Jong Un, der neuen atomaren Supermacht, besetzt. Ein Polizeistaat diktiert fortan den Alltag in Amerika. Dissidenten oder Rebellen werden mit allen Mitteln verfolgt, die Bevölkerung brutal unterdrückt und Teile des Landes sind radioaktiv verseucht. Der neue Polizeistaat hat Sportstadien zu Gefangenenlagern umfunktioniert und große Einkaufszentren in Panzerdepots verwandelt. Massengräber und öffentliche Hinrichtungen gehören zum Alltag. Eine furchtbare Zukunftsvision, die in düsteren und drastischen Bildern gezeigt wird.

Der Spieler übernimmt eine Rolle im bewaffneten Widerstand, durchläuft im Einzelspielermodus den Kampf gegen die Besatzungsmacht Korea und findet einen Multiplayermodus vor, der in seiner Vielseitigkeit mit Genregrößen wie Battlefield Bad Company 2 und Modern Warfare 2 konkurrieren kann. Diesen konnten wir jedoch noch nicht testen, weshalb die TV- Bewertung vorerst nur für die Solokampagne gilt. Die Gefechte sind intensiv und vor allem schonungslos. Der furchtbare Hintergrund mit einer unsagbar leidenden Zivilbevölkerung unter der Herrschaft einer brutalen Besatzungsmacht ist ständig präsent.

Wer Homefront spielt, erlebt ein bedrückendes Drama im Stil des Klassikers "Die rote Flut" (Red Dawn) aus dem Jahr 1984. Kein Wunder: Dessen Regisseur John Milius hat auch das Drehbuch zu Homefront verfasst.

Die Dramatik weicht nach der Einspielphase der gewohnten Action-Routine. Hier zeigt sich Homefront als typischer Shooter. Der Spieler absolviert Schleicheinsätze, frontale Angriffe und schließlich auch eine Flugmission. Die Spielmechanik und die eher harmlosen Gegnermassen heben Homefromt nicht aus der Masse heraus. Die Story und Inszenierung dagegen schon. Die brutale Besetzung und Unterdrückung der USA wird ohne jede ironische Distanz gezeigt und setzt - hoffentlich - beim Spieler Denk- und reflexionsprozesse in Gang, die es in Shootern normalerweise nicht gibt. Allein dafür lohnt sich das Durchspielen der eher kurzen Solokampagne, die in sechs bis sieben Stunden erledigt ist.

• Homefront: Veröffentlicht von THQ, frei ab 18 Jahren. der Titel erscheint für Xbox 360 (getestet), Playstation 3 und Windows.

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