Mit der Keulentruppe zur Weltherrschaft

Aus einer kleinen Siedlung eine die Welt beherrschende Zivilisation zu schaffen: Das ist schon immer die zentrale Aufgabe von "Civilization". Vor einigen Wochen ist nun der fünfte Teil der Serie erschienen, mit dem Entwickler Fireaxis hofft, an den Erfolg des Vorgängers anzuschließen.

 In Civilization 5 ist die mühsam aufgebaute Nation ständig in Gefahr, von anderen Zivilisationen angegriffen zu werden. Zum Schutz baut der Spieler zum Beispiel die Chinesische Mauer, die im Spiel auch schon mal in Frankreich stehen kann. Foto: Christian Brunker

In Civilization 5 ist die mühsam aufgebaute Nation ständig in Gefahr, von anderen Zivilisationen angegriffen zu werden. Zum Schutz baut der Spieler zum Beispiel die Chinesische Mauer, die im Spiel auch schon mal in Frankreich stehen kann. Foto: Christian Brunker

Ein Siedler und eine kleine Gruppe keulenschwingender Barbaren: So sieht die Keimzelle großer Völker aus. Am Ende soll daraus ein weltumspannendes Imperium werden, dass entweder in militärischer, kultureller, diplomatischer oder technischer Sicht die Welt dominiert. "Schaffe eine Zivilisation, die die Zeiten überdauert" - so ist der Auftrag in "Civilization" beschrieben. Dieser Weg durch die Jahrtausende hat auch in der fünften Auflage nichts von seiner Faszination verloren.

Mehr Bürger bedeuten mehr Unzufriedenheit



Die Zahl der wirklichen Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger ist überschaubar und schon nach den ersten Runden wird klar, dass auch diese Version absoluten "nur noch diese eine Runde"-Suchtcharakter hat, der Nächte verdammt kurz werden lässt. Verschwunden sind Religion oder Umweltverschmutzung, dafür sind neue Sozialpolitiken hinzugekommen. Mit denen kann der geschickte Staatenlenker unter anderem bestimmte Vorteile für eine aggressive Expansion gewinnen.

Denn im Gegensatz zum Vorgänger ist eine große Ausdehnung des eigenen Reiches nicht mehr ganz so einfach möglich. Je mehr Städte und Bürger man sein eigen nennt, desto stärker wächst die Unzufriedenheit im Reich - und das hat durchaus Auswirkungen. Sind die Leute nicht zufrieden, ist das Wachstum der Städte eingeschränkt bis ganz gestoppt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die einst stolze Zivilisation nur noch die popeligste Provinz im russischen Imperium ist oder ganz im Staub der Geschichte verschwindet. Wer sich aber im Gegensatz dazu darum bemüht, dass alle glücklich sind und Kolosseen, Theater oder später Sportstadien baut, der profitiert von immer wieder auftretenden "goldenen Zeitaltern", in denen die Forschung flott vorangeht und die Einnahmen in der Staatskasse steigen.

Die Folge dieser Neuerung ist, dass man sich früh festlegen muss, welche Richtung man anstrebt: ein großes Reich mit starkem Militär oder doch eine kleine, aber feine und kulturell hochstehende Zivilisation? Beides zusammen ist nur auf den allereinfachsten Schwierigkeitsgraden möglich. Auch die Wahl des Volkes spielt eine Rolle. So honorieren die Inder zwar große Bevölkerungszahlen in den Städten, aber es dürfen nicht zu viele davon sein.

Optisch erlaubt die in Sechsecke gegliederte Karte ein deutlich realistischeres Erscheinungsbild der Welt, als das noch beim Vorgänger mit seinen Vierecken der Fall war.

Große Auswirkungen auf die Militärstrategie hat, dass auf jedem Feld nur noch eine Einheit stehen darf. Städte, in denen sich 20 verschiedene Einheiten übereinander stapeln, sind damit Vergangenheit. Der Rest des Spiels folgt dem bekannten Prinzip: Errichte Siedlungen an möglichst günstigen Orten mit Zugang zu Luxusgütern, schaue zu, wie die Bevölkerung wächst und baue nach und nach wichtige Gebäude, die entweder die Forschung, die Kultur oder das Militär voranbringen. Hilfe gibt's dabei von einem Beraterstab für Wirtschaft, Handel, Außenpolitik, Forschung und Militär. Während die Zeit voranschreitet, muss man sich immer wieder Barbarenhorden und natürlich auch den Konkurrenten erwehren. Neu hinzugekommen sind die Stadtstaaten, die nur aus einer Siedlung bestehen und sich nicht ausdehnen. Mit ihnen können die Spieler handeln oder Bündnisse schließen - oder sie auch erobern.

Stärken:

-Hohe Langzeitmotivation mit Suchtfaktor

-Große Zahl unterschiedlicher Zivilisationen mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen

-Mehrere Wege zum Sieg

-Abgestufte Schwierigkeitsgrade

Schwächen:

-Zivilisationen-Auswahl eher schwach, so gibt es zwar Osmanen, Araber, Siamesen, etc. aber keine Kelten oder Wikinger

-Installation über Steam (Internetplattform für Softwaredownloads) gewöhnungsbedürftig

-Video-Intro kann nicht übersprungen werden

Fazit: Civilization V ist eine absolut würdige Fortsetzung der erfolgreichen Reihe. Es gibt auch keinen Grund, am funktionierenden Konzept größere Änderungen vorzunehmen. So bleibt der große Suchtfaktor, der schon bei den Vorgängern an den Computer gefesselt hat. Schade, dass die Interaktion mit den KI-gesteuerten Gegnern immer noch nicht überzeugend funktioniert. Außerdem ist die Auswahl zu stark auf den östlichen Bereich fokussiert. So gibt es zwar Osmanen, Araber, etc. zu wählen, aber keine Kelten. Dennoch: Für Fans der rundenbasierten Strategiespiele ein absoluter Kauftipp.

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