Unsere persönliche Grenze von Kunst- und Pressefreiheit

Daun · "Ilmtaler Asyl Abwehr", so lautet die menschenverachtende Aufschrift eines zum Weltkriegspanzer umgestalten Karnevalswagens des Faschingsumzugs im oberbayerischen Steinkirchen bei Pfaffingen.Unsere Meinung steht schnell fest, als wir ein Bild des Wagens im Internet entdecken: "Wie naiv müssen Menschen sein, um so eine Dummheit, so einen Hass zu verbreiten?" Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, sollen die anwesenden Menschen auch noch zu jubeln und zu applaudieren begonnen haben, als der flüchtlingsfeindliche Umzugswagen im Februar dieses Jahres an ihnen vorbeifuhr! Der für die Organisation verantwortliche Verein OCV Steinkirchen betonte natürlich, es gebe "keinerlei rechtsradikale Tendenzen unter den Mitgliedern".

Dass dies eine Lüge ist, sollte spätestens bei den weiteren Schriftzügen wie "Asylpaket III" oder dem schwarzen Kreuz auffallen!
Hier geht Satire zu weit! Das ist Volksverhetzung und kein harmloser Karnevalsspaß mehr!
Doch das heißt nicht, dass es nur schlechte Beispiele für Satire gibt. Satire kann auch positive Dinge bezwecken, wie beispielsweise in dem Artikel "Herzlos! Bauer will muhende Kurzhalsgiraffe töten und an Menschen verfüttern" (Februar 2014) der satirischen Zeitschrift "Postillon".
Hier wird Satire mit Comedy verbunden. Der Artikel berichtet darüber, dass ein oberbayerischer Landwirt bereits 13 Kurzhalsgiraffen und sechs Kurzrüsselzwergelefanten getötet und an Menschen verkauft habe. Nun wolle er noch eine weitere Kurzhalsgiraffe töten. Zuerst fragten wir uns, was das bedeutet. Doch dann wurde uns klar, dass mit diesen Bezeichnungen Kühe und Schweine gemeint sind. Dass diese mit Zootieren, die man niemals essen würde, verglichen werden, regt einen zum Nachdenken an.
Man realisiert, dass es eigentlich genauso grausam ist, "normale" Bauernhoftiere zu töten, wie Tiere aus dem Zoo zu schlachten und zu essen. Die Satire regt dazu an, darüber nachzudenken, warum in unserer Gesellschaft Rinder und Schweine selbstverständlich tagtäglich zu Tausenden geschlachtet werden, es aber offensichtlich ein Tabu ist, Zootiere zu schlachten.
Zusammenfassend können wir sagen, dass Satire nicht alles darf, obwohl es viele Aspekte und gute Gründe dafür als aber auch dagegen gibt. Satire sollte im Generellen jedoch keine bösen Absichten haben, um zum Beispiel jemanden der Öffentlichkeit vorzuführen oder ihn schlecht darzustellen, so wie es bei der "Ilmtaler Asyl Abwehr" der Fall ist.
Schließlich grenzt diese Form der Satire dort schon an Volksverhetzung, da damit die Menschen zum Hass gegen die Flüchtlinge und Asylbewerber angestachelt werden. Wird Satire aber dafür verwendet, die Menschen zum Nachdenken anzuregen, beispielsweise über ihr Verhalten, dann kann es natürlich auch Vorteile haben, da dabei mit der Satire etwas Bestimmtes im Volk bewirkt werden möchte.
Zwar will mit den schlechteren Beispielen von Satire auch etwas erreicht werden, doch ist dies selten im Sinne der Mehrheit.
Im Internet begegnet man häufig Satire, die wir persönlich als sehr grenzwertig einstufen und uns fragen, inwiefern eindeutig illegale Satire im Internet bekämpft werden kann. Durch die Anonymität und den unserer Meinung nach teils übertriebenen Schutz der Kunstfreiheit wird es schwer, zu verhindern, dass Einzelpersonen oder Gruppierungen zu Hass und Gewalt aufstacheln. Denn wie man am Beispiel der Pegida-Bewegung sieht, reicht es häufig völlig aus, dass einige wenige ihre radikale Meinung publizieren (was, wie wir feststellen mussten, öfter als gedacht auch durch Satire Ähnliches geschieht). Kurt Tucholsky lebte in einem Zeitalter ohne die Gefahr des Internets. Wer weiß, ob er heute noch genauso antworten würde wie vor 97 Jahren.
Katharina Fröhlig, Anna Stuber, Svala Neumaier, Carina Schulte, Klasse 9b

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