XCOM Enemy Unknown: Außerirdisch gut!

Trier · 1993 erschien X-Com: Enemy Unknown (in Deutschland hieß es Ufo) auf der Bildfläche, machte Millionen von PC-Spielern zu überzeugten Anhängern der Rundenstrategie und wurde zu einem der besten Titel der Spielegeschichte. Firaxis hat es gewagt und X-Com neu produziert. Das Ergebnis ist gewaltig, intensiv und ungeheuer motivierend. Chefentwickler Jake Solomon stellt sich dem TV-Interview.



Die Computer- und Videospieler waren in den 90ern einiges gewohnt. Frustvermeidung und Userkomfort waren damals nicht unbedingt die höchsten Prioritäten der Entwickler, Tutorials gab es nicht, und auch der schnelle Klick auf YouTube, wo Hunderte Fanvideos jede denkbare knifflige Stelle lösten, war noch pure Science Fiction. Der Fan musste sich seinen Weg ins Spiel erarbeiten. Das alte X-Com, veröffentlicht vom damaligen Marktgiganten Microprose, war typisch für seine Zeit. Der Zugang war enorm schwer. Aber war man mal drin, kam sehr schnell echte Begeisterung auf. Und hielt sehr lange an. Manche Fans spielen das 19 Jahre alte Teil heute noch.

X-Com wurde zum riesigen Erfolg mit mehreren von Preisen und Lob überhäuften Nachfolgern. Der Name X-Com gehört heute zu den Marken, die den Spielemarkt geprägt und Genres definiert haben. Need for Speed. Wing Commander. Jagged Alliance. Metal Gear Solid. Command and Conquer. Ultima. Doom. Ein Remake birgt enorme Gefahren. Firaxis, das Studio der Entwicklerlegende Sid Meier, hat es getan. Zum Glück. das neue X-Com ist ein Hammer, dessen Elemente sich zu einem in seiner Intensität und Komplexität wirklich seltenen Spielerlebnis verbinden.

Aliens greifen die Erde an. Sie sehen fies aus, sie sind fies, und sie sind überall. Der Spieler tritt auf zwei Ebenen gegen die Invasionsstreitmacht an. Er steuert ein Sondereinsatzkommando im rundenbasierten Kampf gegen die außerirdischen Angreifer und organisiert gleichzeitig die Verteidigung der Erde, dirigiert die Streitkräfte und lenkt Forschung und Technik. Beide Ebenen hängen eng zusammen, die globale Verteidigungsstrategie hängt vom Erfolg der Einzelmissionen ab.

Da rundenbasierte Strategie heute schon mächtig old school ist und viele nach 1990 Geborene damit vielleicht nicht mehr besonders viel anfangen können, ein Wort der Erklärung: Eine Runde läuft. Der Spieler wählt aus, welche Aktionen seine Figuren in dieser Runde ausführen. Schießen? Ausrüstung einsetzen? Eine bestimmte Position einnehmen? Ist die Runde rum, kommt der Gegner an die Reihe. Hat der Spieler eine taktisch bescheuerte Entscheidung getroffen, die seine Figuren beispielsweise völlig ungeschützt in Schussweite der Aliens positioniert, darf er ihrer Exekution zusehen und sich verabschieden. Denn eingreifen kann er dann nicht mehr.

X-Com: Enemy Unknown zieht den Spieler unwiderstehlich in ein atmosphärisch dichtes und strukturell durchdachtes Gameplay. Der Spieler wird bestens unterhalten. Näheres zum Spiel verrät uns Chefentwickler Jake Solomon - der von sich behauptet "Ich habe ein Jahr meines Lebens damit verbracht, nichts anderes zu machen als das alte X-Com zu spielen." Jake spielt die Spiele von Sid Meier schon seit er noch ein kleiner Junge war. Er machte später an der Universität von Oklahoma seinen Abschluss in Informatik. Im Jahr 2000 schloss er sich dann der Firaxis-Familie an und arbeitet seitdem unter Sids strenger Führung. Er liebt die Rolling Stones, College-Football, UFO: Enemy Unknown und seine Familie - nicht zwingend in dieser Reihenfolge.

Taktische Rundenstrategie war mal ein sehr erfolgreiches Genre, aber heute haben jüngere Spieler wahrscheinlich noch nie einen solchen Titel gespielt. Die Fans wollen Action. Wir wollt ihr die Rundenstrategie wiederbeleben und gleichzeitig diese Action bieten?
Jake Solomon: Das Spiel ziegt dir konsequent die Auswirkungen deiner Entscheidungen. Wir haben viel daran gesetzt, eine hohe emotionale Intensität zu erschaffen. Die Kamera schnellt im Gefecht auf die Schulterhöhe deiner Leute, du bist mittendrin im Kampf. Wenn du weisst, dass du ein herausforderndes Spiel mit vielen schweren Entscheidungen spielst, fühlt sich jeder Erfolg doch gleich viel besser an. Ich glaube, dass nicht nur Old School Gamer die Schönheit des neuen X-Com erkennen werden.

Die Aliens sehen wirklich fies aus. Welche Vorlagen haben euch bei der Gestaltung inspiriert?
Jake Solomon: Wir haben uns stark an den Aliens aus dem alten X-Com orientiert, das seinerseits stark vom Ufo-Kult geprägt war. Du findest die klassischen kleinen grauen Männchen, aber auch insektoide Kampfmaschinen.
Es ist das typische Bild der klassischen "Außerirdische erobern die Erde"-Stories und Filme. Wenn du ein schwebendes Alien mit einem riesigen Kopf, aber keiner Schusswaffe siehst, dann schießt es wahrscheinlich nicht auf dich. Aber achte auf Gedankenkontrolle.

Welche Truppen und Technik kontrolliert der Spieler?
Jake Solomon: Du bist der Commander von X-Com. Die besten Wissenschaftler, Ingenieure und Soldaten der Erde arbeiten für dich. Zwar hast du schon zu Beginn des Spiels die besten Technologien der Erde zur Verfügung - aber das wird nicht reichen! Du wirst Alien-Technologie erobern und für deine Zwecke nutzen und adaptieren müssen, wenn du eine Chance zum Ü*berleben haben willst.

Fazit: Wer früher gerne Strategietitel wie Age of Empires oder sogar das alte X-Com gespielt hat, ist hier gut aufgehoben. Wer das nicht getan hat, ebenfalls. Jörg Pistorius
XCOM: Enemy Unknown: Publisher Take 2 Interactive, Entwickler Firaxis. Erschienen für Xbox 360 (getestet), Playstation 3 und PC. Frei ab 16 Jahren.

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