Asbest kann schnell zur tödlichen Gefahr werden

Köln · Der Stoff ist längst verboten. Doch bei der Sanierung sollte Vorsicht oberstes Gebot sein.

 Selbst Bodenkleber kann Asbest enthalten. Er sollte mit äußerster Vorsicht vom Fachmann entfernt werden. Foto: dpa

Selbst Bodenkleber kann Asbest enthalten. Er sollte mit äußerster Vorsicht vom Fachmann entfernt werden. Foto: dpa

Foto: Markus Scholz (dpa-tmn -dpa-)

Köln (dpa) Asbest riecht nicht, es strahlt nicht, es diffundiert nicht. Und lange ist es kein Problem. Doch wenn das alternde Baumaterial zerfällt und Fasern abgibt, wird es zur großen Gesundheitsgefahr. Möglich ist das in vielen der vor 1995 errichteten Gebäuden. Hier einige Fragen und Antworten zu dem Thema. Wie gefährlich ist Asbest? Werden die Fasern eingeatmet, können sie sich in der Lunge festsetzen. Spätfolgen aus dem ungeschützten Umgang mit Asbest sind häufig Krebserkrankungen. "Der fahrlässige Umgang mit Asbest kann nicht nur gravierende gesundheitliche Folgen haben, sondern auch eine strafrechtliche Verfolgung wegen eines Umweltvergehens nach sich ziehen", erklärt Andrea Grimm von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Fest gebundene Fasern wie im Asbestzement, der für Dächer und Wände verwendet wurde, sind unbedenklich - zumindest, solange sie nicht beschädigt werden", erklärt Torsten Mußdorf, Geschäftsführer des Norddeutschen Asbest- und Gefahrstoffsanierungsverbandes in Hamburg. "Neben dem fest gebundenen Asbest können sich auch noch verschiedene schwach gebundene Werkstoffe im Haus befinden. Die sind gefährlicher als der fest gebundene, weil sie dazu neigen, im Alterungsprozess Fasern abzugeben." Wie lässt sich das Risiko einschätzen? Um sich und ihre Umgebung nicht in Gefahr zu bringen, sollten Bauherren einen Fachmann fragen, bevor sie mit den Umbauten beginnen. "Denn gerade bei der energetischen Sanierung sind asbesthaltige Komponenten betroffen", erläutert Markus Ruf vom Tüv Rheinland. Wenn eine Wärmedämmung auf die Fassade aufgebracht wird, müssen oft vorher asbesthaltige Teile entfernt werden. Auch beim Abnehmen des alten Putzes oder von Faserplatten können Fasern frei werden. Sogar der Fensterkitt in Holzfenstern kann den gefährlichen Stoff enthalten, ebenso wie die Ummantelungen der Heizungsrohre, Fußbodenkleber oder Spachtelmassen. "Viele haben das nicht mehr auf der Rechnung", sagt Verbraucherschützerin Grimm. Sie empfiehlt, bei Asbestverdacht eine Laboranalyse in Auftrag zu geben, um sicherzugehen. Wann brauche ich einen Sachverständigen? Eine Asbestsanierung sollte von vornherein in die Planung und Kalkulation von Bauarbeiten eingezogen werden. "Schließlich geht es um die Gesundheit der Bewohner", betont Ruf. Sachverständige untersuchen, welche Komponenten betroffen sind und in welcher Form und Konzentration asbesthaltige Materialien vorliegen. "Und sie geben auch Tipps, wie Bauherren ihre Sanierungs- und Entsorgungskosten reduzieren können", sagt Mußdorf. Denn nicht alle betroffenen Bauteile müssen zwangsläufig entfernt werden. Wenn zum Beispiel die Fensterbänke bei den Arbeiten nicht beschädigt werden, kann die Entsorgung entfallen. Man kann sich auch überlegen, ob man die Wände und das Dach so lässt, wie sie sind. Auch vom grauen Welldach der Garage geht keine Gefahr aus, wenn es so in Ruhe gelassen wird, dass sich keine Fasern lösen.Was passiert mit den asbesthaltigen Materialien? "Schon beim einfachen Zerschlagen von Teilen werden sehr viele Asbestfasern freigesetzt, die noch nach Jahrzehnten gesundheitliche Schäden anrichten können", warnt Mußdorf. Daher gilt: "Die Entsorgung gehört in die Hand geprüfter Firmen, die das entsprechende Werkzeug dafür haben." Um alle Fasern zu entfernen und das Kontaminieren der Umgebung zu verhindern, muss der Staub mit einem speziellen Industriestaubsauger unter Schutzbedingungen vollständig entfernt werden. "Asbesthaltige Materialien und Baustoffe gehören als Sondermüll auf den Recyclinghof."Extra: EIN VERBORGENES PROBLEM

Wenn ein Umbau oder die energetische Sanierung des Hauses ansteht, kann ein verborgenes Problem akut werden: Asbest. Seit Mitte der 90er Jahre gilt zwar ein Verwendungsverbot. Doch in vielen älteren Häusern ist die gefährliche Faser zu finden. "Früher war Asbest ein ganz normaler Stoff, der in vielen Komponenten verwendet wurde", erklärt Markus Ruf vom Tüv Rheinland. Ab den 1930er Jahren wurde er in mehreren Tausend Produkten eingesetzt, etwa in Zement, Bodenbelägen und Dachabdeckungen, aber auch bei Brandschutzklappen in Lüftungskanälen.

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