Eigene Wohnung als Feind: Tipps für Allergiker

Bonn (dpa/tmn) · Allergiker sind geplagt. Manche nur saisonal zum Pollenflug einer Pflanze, andere immerzu, denn kleine Tierchen in den Betten reizen Augen und Nase. Doch man kann etwas Linderung schaffen - und zwar im Alltag in ihrem Zuhause, aber auch schon beim Hausbau.

 Übliche Staubsauger wirbeln besonders viel Staub auf. Für Allergiker sind Modelle mit HEPA-Filtern besser geeignet. Foto: Christin Klose

Übliche Staubsauger wirbeln besonders viel Staub auf. Für Allergiker sind Modelle mit HEPA-Filtern besser geeignet. Foto: Christin Klose

Für Allergiker kann die eigene Wohnung zum Feind werden. Wenn die Augen tränen, die Nase läuft oder sogar Atembeschwerden auftreten, sind oft Chemikalien, Pollen oder Tiere schuld. Es gibt aber Wege, Allergene fernzuhalten oder zu reduzieren.

„Vor allem im Hausstaub können sich viele Allergene ansammeln, angefangen bei Hausstaubmilben, Tierhaaren, Schimmelpilzsporen bis zu Pollen“, sagt Prof. Torsten Zuberbier von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Der Staub sammelt sich auf dem Fußboden, in den Gardinen, Teppichen und Betten an. „Aber auch Inhaltsstoffe von Innenraumfarben können sowohl die Haut als auch die Atemwege reizen und eine Allergie auslösen.“ Symptome sind Niesanfälle, Schnupfen, Husten, Nesselfieber oder allergisches Asthma. „Als Grundregel für Allergiker gilt: So gut es geht, den Kontakt mit dem Allergen meiden“, betont Zuberbier. So geht das:

Milbendichte Überzüge für Matratzen und Bettwäsche: „Für Hausstauballergiker sind Herbst und Winter besonders kritische Zeiten“, sagt Erhard Hackler von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe. „Denn obwohl die meisten Hausstaubmilben durch die niedrige Luftfeuchtigkeit während der Heizperiode absterben, erhöht sich die Allergenbelastung.“ Die Exkremente der Milben trocknen aus, zerfallen und werden als Feinstaub aufgewirbelt.

Teppiche und Betten sind besonders belastet. „Darin sammeln sich Haare, Textilfasern, Federteilchen und auch abgestoßene Hautschuppen, von denen sich Hausstaubmilben hauptsächlich ernähren“, erklärt Hackler. Milbendichte Überzüge verhindern, dass die Partikel aus Matratzen und Bettwäsche in die Atemluft gelangen. Gleichzeitig werden die Milben von der Nahrungszufuhr abgeschnitten, weil sie nicht mehr an die Hautschuppen herankommen. „Um ihre volle Wirkung zu erzielen, sollten die Überzüge Matratzen und Bettwäsche von allen Seiten hermetisch umschließen“, betont Hackler. „Und waschbar sein.“

Pollenschutzgitter an allen Fenster und Türen: Schutzgitter, die sich auf jede beliebige Größe zuschneiden und am Fensterrahmen befestigen lassen, halten Blütenpollen draußen. „Wissenschaftlichen Studien zufolge wird das Eindringen von Pollen in den dahinterliegenden Raum durch solche Gitter im Durchschnitt um 90 Prozent verringert“, erklärt Hackler. Damit können auch Allergiker im Frühling und Sommer Fenster öffnen und sind weitgehend geschützt.

Staubsauger mit Filter: Gerade beim Staubsaugen wird viel Staub aufgewirbelt. „Abhilfe versprechen Staubsauger mit Wasserfilter“, sagt Hackler. Die angesaugte Luft wird nicht in einen Staubbeutel, sondern in ein Wasserbad geleitet und dabei von Staubpartikeln weitgehend gereinigt und angefeuchtet. Alternativ dazu gibt es Staubsauger mit HEPA-Filtern. Am effektivsten sind Filter der Klasse 13, die eine Filterleistung von 99,95 Prozent aufweisen. Wer neu baut oder saniert, sollte über Zentralstaubsauger nachdenken, bei denen die Abluft nach draußen geleitet wird, rät der Bauherren-Schutzbund. Ein Leitungssystem verbindet die Etagen des Hauses mit einem Sammelbehälter. Beim Saugen damit wird kein Staub aufgewirbelt.

Grundstückswahl: Pollenallergiker sollten darauf achten, dass sich möglichst keine allergieauslösenden Pflanzen in der Nähe befinden. „Betroffene wissen meist, was sie besonders beeinträchtigt“, sagt Volker Neuert, Berater beim Bauherren-Schutzbund. Er rät, im Eingangsbereich einen Schleusenraum einzuplanen.

Allergiegeeignete Baustoffe: „Aus manchen Baustoffen gasen Allergene aus“, erklärt Neuert. Das lässt sich durch die Auswahl natürlicher, möglichst chemisch unbehandelter Baustoffe vermeiden. „Aber Vorsicht: Auch Naturmaterialien können Allergieauslöser enthalten, wie zum Beispiel Terpene in unbehandeltem Kiefernholz oder Caseine in Naturfarben.“ Für den Innenbereich sind allergikergeeignete Putze, Lehm-und Kalkputze empfehlenswert. „Bei Farben sollten nur Produkte verwendet werden, die auf ihre Allergikerfreundlichkeit geprüft wurden.“ Eine Orientierung geben Prüfzeichen etwa von natureplus, vom eco-Institut und Tüv Nord sowie Blauer Engel und das ECARF-Siegel.

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