1000 Ideen für 50 Blocks

BITBURG. Kommunalpolitiker und Experten haben erstmals darüber beraten, was aus der Bitburger Housing werden soll. Sie wollen dafür sorgen, dass die Liegenschaft für die Stadt ein Glücksfall und kein Albtraum wird.

Dass direkt beim ersten Zusammentreffen von Kommunalpolitikern und Planern das Ei des Kolumbus gefunden würde, hatte wohl kein Beteiligter gedacht. Dafür ist die derzeit noch von der US-Air-Force genutzte und in einigen Jahren frei werdende Bitburger Housing einfach zu groß. Allein 50 Wohnblocks mit rund 1200 Wohnungen befinden sich auf dem Areal an der Mötscher Straße. Und die sollen in den Jahren 2009/ 2010 geräumt werden (der TV berichtete). Diese Perspektiven waren laut Bürgermeister Joachim Streit mit ein Grund dafür, sich zusammenzufinden. "Weitere Treffen und Beratungen werden stattfinden", sagte Streit.Neue Erkenntnisse aus der Universität

Wichtige Grundlagen für die anstehenden Beratungen lieferten Holger Pansch und Hilmar Schlimming. Die beiden Studenten der Universität Trier schreiben derzeit gemeinsam eine Diplomarbeit über Perspektiven für ein freigemachtes Housing-Gelände vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung Bitburgs bis 2020. Aus der Analyse der Entwicklung der Einwohnerzahl der Stadt heraus zeigten die Geographen auf, wie sich der Bedarf an Wohnungen in Bitburg entwickelt. Prosperiert die Stadt, so werden im Bitburg des Jahres 2020 vermutlich 14 500 Menschen innerhalb der Stadtgrenzen leben. Das sind 3,5 Prozent mehr als heute. Läuft es hingegen schlecht, wird es in 15 Jahren elf Prozent weniger Bitburger geben als heute. Dann hätte die Stadt noch 12 500 Einwohner. Derzeit sind es rund 13 800. Diese Zahlen sagen nur zum Teil etwas darüber aus, wie viele Wohnungen die Bitburger in 15 Jahren nutzen. "Der Trend geht zu kleineren Haushalten und größeren Wohnungen", sagte Holger Pansch. Daraus ergibt sich, dass bei sinkender Einwohnerzahl 2020 im Negativ-Szenario rund 300 Wohneinheiten weniger als 2010 gebraucht werden. Bleibt die Zahl der Einwohner konstant, werden rund 300 Wohnungen zusätzlich gebraucht. Boomt die Stadt, werden 2020 mehr als 500 Wohneinheiten zusätzlich benötigt.Wohnungen sollen keine Spekulationsobjekte werden

Untrennbar mit einem Positiv-Szenario verbunden war für Birgit Schmitz vom Deutschen Kinderhilfswerk, dass alle Bevölkerungsgruppen bei den Planungen mitgenommen werden. Sie machte in einem Impulsreferat darauf aufmerksam, dass auch Kinder Ideen entwickeln könnten. Dies könnte sich gerade bei der anstehenden Konversion der Housing als großer Vorteil erweisen. Was diese Konversion bedeuten könnte, zeigte Joachim Streit auf. Er verdeutlichte, dass innerhalb kurzer Zeit ohne Probleme bis zu 1000 preisgünstige Eigentumswohnungen auf dem Housing-Areal entstehen könnten. "Wir können diese Umwandlung aber nur wollen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt würden." So dürften die Wohnungen beispielsweise nicht zu Spekulationsobjekten werden. Die Eigentümer müssten auch für einen gewissen Zeitraum verpflichtet werden, den Wohnraum selbst zu nutzen. Zudem müsste der Bund als Eigentümer der Stadt Geld geben, damit diese in die Neuordnung und Infrastruktur investieren könne. Stadtratsmitglied Paul Baustert (CDU) setzte den Schwerpunkt seines Beitrags an ganz anderer Stelle. Er fragte, ob eine öffentliche Diskussion über eine Konversion der Housing nicht die Amerikaner verschrecke und ob nicht besser intern diskutiert werden sollte. Dem widersprach Bürgermeister Streit. "Seit drei Jahren ist bekannt, dass die Amerikaner abziehen wollen. Wir müssen langsam beginnen, uns Gedanken zu machen." Auch für den Landtagsabgeordneten Michael Billen (CDU) war nicht die Frage bedeutend, ob die Liegenschaft aufgegeben wird. Er regte an, offensiv mit den Militärs ins Gespräch zu kommen und über Teilrückgaben zu sprechen. "Ansonsten stehen einzelne Wohnblocks schon Mal vier Jahre leer. Nach dieser Zeit reißt man die Blocks dann sowieso besser ab", sagte Billen. Nähe zu Betrieben bietet Perspektiven

Weiteres Thema der ersten Gesprächsrunde war unter anderem die Teilnutzung des Geländes für Gewerbe. Dabei wurde deutlich, dass die Nähe zu bestehenden Betrieben Perspektiven für die Zukunft birgt. Stadtplaner Klaus Zimmermann sprach in diesem Zusammenhang davon, dass es am sinnvollsten sei, einige Häuser abzureißen und andere baulich zu verändern.

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