104 Eier und vier Beine

SCHÖNECKEN. Gute Bedingungen, ein spannender Wettkampf und begeisterte Zuschauer – die Schönecker Eierlage gewann in diesem Jahr Raffer Torsten Alf.

Oft kopiert - nie erreicht: Einer der ältesten und originellsten Eierbräuche in Deutschland findet alljährlich im Burgflecken statt - und das bereits seit mehr als 500 Jahren. In diesen Jahrhunderten gab es stets zu gleichen Anteilen Siege für den Raffer und den Läufer. Ausrichter ist traditionell die Schönecker Junggesellensodalität, ein Freundesbündnis, hervorgegangen aus einer Bruderschaft. Nach dem Bruderkuss geht es los

Es ist alljährlich der gleiche Ritus - immer wieder feierlich und sportlich fair. Am Morgen des Ostermontags geht es vom Vereinslokal in die Kirche, angeführt wird der Festzug vom Musikverein und begleitet vom St. Josef-Handwerkerverein. Festlich geschmückt präsentiert sich Schönecken, Fahnen begrüßen die Gäste und bunte Uniformen bestimmen das Straßenbild. Um 14 Uhr ist es dann soweit: In der Von-Hersel-Straße reichen sich zwei junge Männer die Hand und geben sich flink den Bruderkuss - das Spektakel kann beginnen! Das Duell in diesem Jahr: Läufer Jörn Gerling (24) gegen Raffer Torsten Alf (26). Sofort sind die vielen tausend Besucher in ihren Bann gezogen. Es ist eng "in der Gass", Helfer schirmen den Raffer ab, feuern ihn an. 104 Eier, im Abstand von 62,5 Zentimeter in einer Sägemehlspur ausgelegt, hat Torsten Alf aufzuheben und im Korb unter strenger Aufsicht abzulegen. Seine Laufstrecke laut "Summenformel": 6,825 Kilometer. Derweil macht sich Jörn Gerling auf den Weg nach Seiwerath - 7,6 Kilometer lang, und das mit gehörigem 122-Meter-Anstieg. Entscheidung auf der Zielgeraden

Ansagen durch den Lautsprecher informieren im Dorf und lassen die begeisterten Zuschauer teilhaben am Spektakel an beiden Schauplätzen. Die Spannung steigt gegen Ende des Eier-Wettkampfs, als Torsten Alf sich über die letzten hundert Meter kämpft. Das letzte Ei des Raffers fliegt derweil in den Schönecker Nachmittagshimmel - das Spiel ist aus! Nach 35,35 Minuten ist das Spektakel entschieden, Böllerschüsse signalisieren den Abschluss der Eierlage. Der stolze Sieger heißt in diesem Jahr Torsten Alf. Fair läuft er dem unterlegenen Kameraden entgegen und begleitet ihn ins Ziel. Auch ihm gilt der brausende Beifall des Publikums. "Es ist eine Herausforderung und Ehre, an der Eierlage teilzunehmen", sagte Jörn Gerling vor dem Wettkampf. Er und sein Junggsellen-Freund haben ihre Sodalität und den gesamten Ort bestens vertreten. Doch nicht allein der Sieg zählt, olympisch geht es zu beim Schönecker "Eiertanz": Dabei sein ist alles! Für ihren treuen Traditionsdienst werden die beiden Matadore festlich geehrt. Auf der Treppe des historischen Vereinslokals am Fuße der Burg erhalten Jörn und Torsten ihre Urkunden und Siegerpreise. Auch die Jubilare werden ausgezeichnet: das "Silberpaar" Michael Vicktorius und Klaus Koch sowie "Goldjubilar" Erich Schmitz. Danach ziehen alle mit Musik ins Festzelt. Raffer und Läufer führen den Ehrentanz auf, sodann geht es rockig in die Schönecker Feiernacht.

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