160 000 Liter Wasser als stille Reserve

JÜNKERATH/PRÜM. Die Feuerwehren der Verbandsgemeinde Obere Kyll haben wegen anhaltender Trockenheit ein Netzwerk von Landwirten zusammengestellt, die in ihren Güllefässern Löschwasser bereithalten.

Die Nachrichten bringen täglich neue Horrorszenarien von Wald- und Flächenbränden. Auch in der Eifel mussten die Feuerwehren in den vergangenen Wochen vermehrt ausrücken (der TV berichtete)."Wir haben uns gefragt, wie wir einer Wasserknappheit bei Einsätzen vorbeugen können", berichtet Josef Humpertz (51), Stellvertreter des Wehrleiters Helmut Bauer und Mitglied der Feuerwehr Stadtkyll. Alle erreichbaren Wehrführer der Verbandsgemeinde trafen sich vor einer Woche und schmiedeten einen ehrgeizigen Plan. Jeder warb in seinem Dorf dafür, dass Landwirte ihre Güllefässer zur Verfügung stellen. Die Fässer werden derzeit in den meisten Betrieben nicht gebraucht. Noch am selben Tag gab es die ersten Zusagen. Bauern füllten die gründlich ausgespülten Tanks mit Wasser aus Flüssen oder Bächen und meldeten ihre "Speicherkapazität" der Wehr."In ein Güllefass passen je nach Größe 4000 bis 10 000 Liter, in eines unserer Löschfahrzeuge nur 2500", sagt Humpertz. "Auf diese Weise haben wir inzwischen eine Reserve von 160 000 Litern zusammenbekommen." Die schiere Masse allein ist noch nicht alles: In jeder der 16 Ortsgemeinden machen Landwirte mit. Eine Liste mit allen Telefonnummern liegt in der Feuerwache in Jünkerath, damit die Bauern sofort alarmiert werden können. Vor Ort lassen sie das Wasser in einen 5000-Liter-Sack ab, aus dem Schläuche der Feuerwehr gespeist werden. Für den nötigen Druck sorgen Pumpen.Schlepper fahren da, wo Löschfahrzeuge passen

Bei entsprechendem Anschluss könnten Schlauch und Pumpe auch direkt ans Fass gekoppelt werden. Doch dann wäre der Tank gebunden, und das Umkoppeln zum nächsten Tank würde wertvolle Zeit kosten. Bei der Entleerung in den Sack kann die Pumpe dagegen ununterbrochen laufen, während das Fass postwendend wieder irgendwo aufgefüllt wird.Bauern können auch selbst etwa Wege oder Felder direkt aus den Fässern heraus nass spritzen, um so die Ausbreitung der Flammen zu verlangsamen. Der Vorteil: Mit ihren Schleppern kommen die Bauern da hin, wo schwere Löschfahrzeuge passen müssen. Humpertz: "Wir danken den Landwirten für ihr Verständnis und die Bereitschaft, uns zu unterstützen." Für den Niederkyller Johann Hüppen ist das Ehrensache: "Früher war mein Fass auch schon mal im Einsatz beim Flächenbrand. Im Moment hängt es gefüllt und abfahrbereit am Trecker."Trockenheit und hoher Verbrauch bergen ein doppeltes Problem: Neben der höheren Gefahr von Bränden gerade fernab von Wasserleitungen könnte es auch bei einer Entnahme aus dem öffentlichen Versorgungsnetz zu Engpässen kommen. Ist der Wasserdruck zu gering, können Feuerwehren ihren Job logischerweise nicht richtig erledigen. Das Kreiswasserwerk (KWW) Bitburg-Prüm hat Bürger bereits zum sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass aufgefordert. Mehr noch: Fünf Tage lang fuhr das Technische Hilfswerk (THW) mit Tankanhängern der Milch-Union Hocheifel sowie einmal auch der Eifelperle Trinkwasser aus dem Hochbehälter Oberlauch zu den Behältern Bleialf, Gondelsheim und Gericht bei Hallschlag-Kehr. "Durch diese Anstrengung hat niemand auf Wasser verzichten müssen. Wir haben die Lage im Griff, auch dank der unbürokratischen Hilfe von THW und Molkereien", berichtet ein KWW-Sprecher auf TV -Anfrage. Im Brandfall kann im jeweiligen Hochbehälter eine Reservekammer geöffnet werden.

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