Äthiopiens Kinder

Die aus Daun stammende Judith Dausend hat ihre leitende Funktion an einer Erzieherschule in Stuttgart aufgegeben und widmet sich seit März diesen Jahres ehrenamtlich einem Kindergartenprojekt in der nordäthiopischen Stadt Hawzien. Zurzeit ist sie bei ihren Eltern in Manderscheid zu Besuch. Dort sprach sie mit dem TV über das Projekt und stellte den Trägerverein vor.

Daun/Manderscheid. Kurze Haare, randlose Brille, himbeerfarbenes Sommerkleid, gleichfarbige Halskette: Judith Dausend sitzt auf dem Balkon des Hauses ihrer Eltern am Stadtrand von Manderscheid und erzählt. Sie nennt die wesentlichen Stationen ihres Lebens, spricht von Geistesblitzen und Vorahnungen, schwärmt von den vielen liebenswerten und hilfsbereiten Menschen, denen sie in Äthiopien begegnete, sagt: "Was ich in der kurzen Zeit dort erlebt habe, wird sich auf mein ganzes weiteres Leben auswirken.""Stuttgart: Das ist vorbei"

Doch der Reihe nach: Judith Dausend ist 1959 in Daun geboren, ging dort in die Grundschule und machte am Geschwister-Scholl-Gymnasium die Mittlere Reife. Sie wurde biologisch-technische Assistentin und arbeitete an der Universitätsklinik in Berlin. Ihr ursprünglicher Berufswunsch Erzieherin holte sie ein, führte sie zur Ausbildung nach Stuttgart und als Kindergarten-Gruppenleiterin nach Hamburg. Nach der Rückkehr nach Stuttgart machte sie Karriere: 16 Jahre lang war sie maßgeblich in der Organisation der Erzieherschule tätig, an der sie Jahre zuvor selbst gelernt hatte. Immer wieder in ihrem Leben habe sie eine Ahnung gehabt, dass sich etwas ändern werde. "So war es auch im Sommer vor zwei Jahren", erzählt Judith Dausend. Da habe sie gewusst: "Stuttgart, das ist vorbei." Dabei habe es zunächst keinen konkreten Plan gegeben. Vielmehr habe sich die Idee ihrer derzeitigen Aufgabe in Etappen entwickelt: ins Ausland gehen, Afrika ins Auge fassen, Äthiopien auswählen, auf ein Projekt in der Stadt Hawzien (siehe Hintergrund) stoßen."Vieles ist anders"

 Sammelt zurzeit bei ihren Eltern Kraft und Ideen für ein Kindergartenprojekt im äthiopischen Hawzien: Judith Dausend Foto: privat, TV-Grafik: Birgit Keiser

Sammelt zurzeit bei ihren Eltern Kraft und Ideen für ein Kindergartenprojekt im äthiopischen Hawzien: Judith Dausend Foto: privat, TV-Grafik: Birgit Keiser

"Ich habe viel über Äthiopien gelesen und ziemlich bald Feuer gefangen", erinnert sich Judith Dausend. Nach äthiopischer Rechnung sei sie nicht 48, sondern erst 41 Jahre alt, sagt sie lachend. Hintergrund sei, dass in Äthiopien noch nach dem Julianischen Kalender gerechnet werde. "In Äthiopien ist vieles anders", erklärt sie auch mit Blick auf Leben, Musik, Sprache, Schrift und Essen. Die Menschen hätten ein anderes Zeitgefühl. So dauert die traditionelle Kaffeezeremonie eineinhalb Stunden. Mit Achtung und Respekt vor den Einheimischen kreisten ihre Gedanken um die Frage: "Wie kann man helfen ohne überzustülpen, wie helfend in eine Zusammenarbeit kommen, wie anknüpfen an das dortige Leben mit seinen Traditionen", fragte sich Judith Dausend.In diesem Jahr war sie von März bis Juni "zur Begegnung und Wahrnehmung" in Hawzien. Dort hat der 2002 von Einheimischen gegründete und seither von Deutschen unterstützte Verein "Phoenix Hawzien" einen Kindergarten gebaut, den zurzeit 37 Kinder in einer Gruppe besuchen. Die weiteren Ziele sind die Anlage eines Kräuter- und Heilkräutergartens, die Aufforstung des drei Hektar großen Grundstücks, der Ausbau des Kindergartens zu einer Begegnungsstätte, die Errichtung einer Schule mit Werk- und Ausbildungsstätten und einer Baumschule. "Der Impuls der dortigen Menschen möge auf die ganze Stadt ausstrahlen", wünscht sich Judith Dausend.Wer sich für das Projekt "Phoenix Hawzien" interessiert und es unterstützen möchte, kann sich bis Anfang September an die Heimatadresse von Judith Dausend wenden: Kyllblick 16, 54531 Manderscheid, Telefon 06572/679, E-Mail: jdausend@msn.com.Ein Spendenkonto ist eingerichtet von der Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe bei der GLS Gemeinschaftsbank Bochum, Konto 12330010, BLZ 43060967, Stichwort Phoenix Äthiopien.

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