33 Namen ohne Geschichte

BITBURG. Vergessen oder verdrängt? 33 Gräber ausländischer Menschen, die vermutlich alle Ende des Zweiten Weltkriegs in Bitburg gestorben sind, geben der Stadt Bitburg zurzeit Rätsel auf. Auch nach Recherchen in den Akten der Stadt bleiben viele Fragen zu den Gräbern auf dem Friedhof an der Erdorfer Straße offen.

Unauffällig liegen sie in einer Reihe: 33 Steintafeln in Kreuzform mit Namen darauf. Dass es sich um Gräber handelt, ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Kein Geburtsdatum, kein Sterbedatum, keine Ortsangabe. Um die Tafeln herum ranken Bodendecker. Zwischen dem "normalen" Friedhof in der Erdorfer Straße in Bitburg und den Soldatengräbern liegt ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Außer dem Friedhofsgärtner, der das Beet pflegt, scheint sich kaum jemand für diese Gräber zu interessieren. Nur auf den Steinen von Janina Petrzycka und Jossif Breiwo stehen Grablichter. Dem Bitburger Stephan Garçon, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, ist die Gräberreihe zufällig aufgefallen. "Nach der Gedenkfeier vor zwei Jahren auf dem jüdischen Friedhof in Bitburg bin ich noch ein bisschen über den Friedhof gegangen. Dabei habe ich die Gräber entdeckt. Dass man überhaupt nichts über diese Menschen und die Umstände ihres Todes erfährt, empfand ich als beschämend", erklärt Garçon.Nach Kriegverletzungen in Bitburg gestorben

Der Hobby-Heimatforscher machte sich auf Spurensuche. Da die Namen der Toten russisch oder polnisch klingen, lag die Vermutung nah, dass es sich um Kriegsgefangene handelte. Denn davon gab es auch in der Eifel einige. Eine Anfrage der SPD-Fraktion im Stadtrat bei Bürgermeister Joachim Streit brachte folgendes Ergebnis: Im Bitburger Standesamt existieren Unterlagen über die 33 Verstorbenen. Sie waren Fremdarbeiter, die nach Auskunft des Historikers Peter Neu im Raum Irrel/Ferschweiler eingesetzt waren. Den Namen nach zu urteilen sind auch Frauen darunter. Bei drei Namen steht der Zusatz "Kind" in den Akten. Den Unterlagen zufolge sollen sie bei "Kriegshandlungen" verletzt worden und später im Bitburger Krankenhaus gestorben sein. Ob es sich dabei um Bombenangriffe oder etwa Erschießungen durch die Deutschen handelte, bleibt offen. Was bleibt, sind lediglich die Namen der 33 Toten und deren Gräber. Bei einem Großteil steht in den Akten als Sterbedatum nur "1944", bei anderen "unbekannt". Da nur so wenig bekannt ist, sei laut Stadt eine Überführung in die Heimatländer nicht möglich gewesen. Doch wo war deren Heimat? "Für mich ist die Antwort des Bürgermeisters unbefriedigend. Mich stört, dass so viele Fragen unbeantwortet bleiben", sagt Garçon. Er möchte, dass die Namen eine Geschichte, eine Bedeutung bekommen. "Das ist doch gerade mal 60 Jahre her. Dennoch weiß keiner, was damals passiert ist." Eine Gedenktafel, die über das Schicksal der 33 Menschen aufklärt, hat er auch Bürgermeister Joachim Streit vorgeschlagen. "Darüber sollten wir in einer der nächsten Sitzungen des Ältestenrates diskutieren", verspricht Streit. Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht können wir mit Ihrer Hilfe Licht in dieses dunkle Geschichtskapitel bringen. Vielleicht haben Sie selbst mitbekommen, was damals passiert ist oder kennen Erzählungen von Zeitzeugen. Schreiben Sie oder rufen Sie uns an: Trierischer Volksfreund, Hauptstraße 39 a, 54634 Bitburg, Telefon 06561/9595-34. Die E-Mail-Adresse lautet eifel@volksfreund.de

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