40 Zentimeter bis in die Römerzeit

BITBURG. Nach mehr als acht Jahren soll nun das Grabungsschutzgebiet "Römisches Kastell Bitburg-Beda" Wirklichkeit werden. Dieses Gebiet soll Archäologen Zeit und Grundstücksbesitzern Sicherheit bringen.

 1889 kamen Reste von Turm C in der Nähe des heutigen Hauses der Jugend zum Vorschein. In der Trierer Straße wurden mehr als 100 Jahre später in einem Sarkophag gläserne Grabbeigaben gefunden, die Glasrestauratorin Alexandra Lutz bearbeitete. Foto: TV-Archiv Josef Tietzen

1889 kamen Reste von Turm C in der Nähe des heutigen Hauses der Jugend zum Vorschein. In der Trierer Straße wurden mehr als 100 Jahre später in einem Sarkophag gläserne Grabbeigaben gefunden, die Glasrestauratorin Alexandra Lutz bearbeitete. Foto: TV-Archiv Josef Tietzen

Rund 40 Zentimeter unterhalb des heutigen Geländeniveaus beginnen im Bereich des Kastells in Bitburg Schichten, die Funde aus der Römerzeit bergen, schätzt Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum in Trier. Diese Zeugnisse der Vergangenheit sollen nun durch das Grabungsschutzgebiet "Römisches Kastell Bitburg-Beda" vor unkontrollierter Zerstörung geschützt werden. Ein entsprechender Antrag liegt seit 1998 bei der zuständigen Kreisverwaltung vor. Erst vor wenigen Monaten wurde deutlich, wie schnell geschichtliche Zeugnisse verloren gehen können. Beim Bau einer Stütze für die Orgel in der Pfarrkirche Liebfrauen stießen Arbeiter auf vermutlich römisches Mauerwerk. Eine genauere Untersuchung dieses Fundes unterblieb (der TV berichtete). ADD soll an Pflichtaufgaben erinnern

Nach Ansicht der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm sei dieser Fall in Bitburg der einzig negative Eingriff in die Bodensubstanz während der vergangenen Jahre gewesen. Das wird beispielsweise von Denkmalpflegerin Marie-Luise Niewodniczanska anders gesehen, die ähnlich wie Stephan Garçon seit Jahren für das Gebiet kämpft. Garçon hat in Sachen Grabungsschutzgebiet auch an die zuständige Ministerin geschrieben. In ihrer Antwort schreibt Doris Ahnen, dass nicht nur im Landkreis Bitburg-Prüm die Ausweisung von Grabungsschutzgebieten verzögert werde. Das Ministerium habe deshalb die obere Denkmalschutzbehörde, die ADD in Trier, gebeten, die Kreisverwaltungen "an ihre gesetzlichen Pflichtaufgaben zu erinnern". Es sei schließlich schwer zu vermitteln, wenn das Land mit einer großen Ausstellung Konstantin des Großen gedenke, ohne dass authentische Zeugnisse wie das Kastell in Bitburg entsprechenden Schutz genießen würden. Die Bitburger Kreisverwaltung macht für die lange Bearbeitungszeit die Stadt Bitburg verantwortlich. Bis zum Dezember 2006 habe die Verwaltung auf eine Stellungnahme der städtischen Gremien gewartet. Außerdem sei vor dem Erlass der Verordnung eine ausführliche Bürgerinformation vonnöten. Inzwischen hat der Bauausschuss die Einrichtung eines Grabungsschutzgebiets einstimmig begrüßt. Im Bitburger Kastell wendet sich alles zum Guten

Karl-Josef Gilles, der selbst auch schon im Bereich des Bitburger Kastells gegraben hat, stellt derweil fest, dass es grundsätzlich schwierig sei, Grabungsschutzgebiete im Landkreis Bitburg-Prüm durchzusetzen. Über einen Antrag vom 10. September 1999 zur Unterschutzstellung von 19 vor- und frühgeschichtlichen Wallanlagen im Kreisgebiet sei ebenfalls noch nicht entschieden. Steht der Termin für eine Unterschutzstellung der Ringwälle noch in den Sternen, so wendet sich im Bitburger Kastell scheinbar alles zum Guten. Obwohl die entsprechende Verordnung noch nicht in Kraft ist, informierte die Stadtverwaltung die Trierer Archäologen über einen geplanten Bau in der Hans-Lehnert-Gasse. "Dort befinden wir uns außerhalb der Stadtmauer im Bereich des Festungsgrabens", sagt Gilles, der zwei dieser Gräben für möglich hält. Der Archäologe verweist in diesem Zusammenhang auf die Vorteile einer Grabungsschutzzone. Erhalte das Landesmuseum frühzeitig von Erdarbeiten Kenntnis, würden sich Museum und Bauherr oft schnell einig über eine Dokumentation der Funde. Würden die Archäologen nicht vorher informiert und werde etwas gefunden, könne es sein, "dass wir die Baustelle für Wochen lahm legen müssen", sagt Gilles.

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