4500 Kindern auf die Welt geholfen

NEIDENBACH. Seit 50 Jahren ist Antonia Hoss als freiberufliche Hebamme tätig. Die heute 73-Jährige war in dieser Zeit bei rund 4500 Geburten Wegbegleiterin ins Leben.

 Der Garten bleibt das Hobby: Antonia Hoss arbeitet seit 50 Jahren erfolgreich als Hebamme. In ihrem Garten findet sie Entspannung.Foto: Rudolf Höser

Der Garten bleibt das Hobby: Antonia Hoss arbeitet seit 50 Jahren erfolgreich als Hebamme. In ihrem Garten findet sie Entspannung.Foto: Rudolf Höser

Ihr freundliches Lächeln ebnet den Weg zueinander. Wer sie bisher nicht kannte, fühlt sich gleich wohl in ihrer Gegenwart. Sie strahlt Lebensfreude und couragierte Sachlichkeit aus. Im Wohnzimmer von Antonia Hoss, wo modern verputzte Wände in Pastellfarben, Kamin, Eichenmöbel und der bequeme Lederfernsehsessel das Bild bestimmen, steht es immer griffbereit: das Telefon. Und bevor der Kaffee fertig gebrüht ist, klingelt es schon. "Entschuldigung", rechtfertigt sich die pflichtbewusste Hebamme. Nach wenigen Minuten klärt Antonia auf: "38 Grad Fieber und keine Medikamente im Haus. Die jungen Mütter machen sich das Leben heute manchmal selber schwer", scherzt sie. Wochen- und oft monatelang nach der Geburt ist die Hebamme noch immer der Mensch des Vertrauens für frischgebackene Mütter. "Früher waren Schwangerschaft und Geburt ganz normale Dinge. Das spielte sich alles im Alltag der Großfamilien ab. Die Hausgeburt war der Normalfall. Heute ist das ganz anders", sagt Hoss. Geboren und aufgewachsen in Neidenbach, begann sie mit 21 Jahren im Oktober 1953 ihre Ausbildung an der Landesfrauenklinik in Wuppertal-Elberfeld. Ihr Examen legte sie am 18. März 1955 ab. Im anschließenden halbjährigen Praktikum in Köln war sie bei 132 Geburten dabei. Mit ihrer Mutter, sie war ebenfalls Hebamme, praktizierte Antonia Hoss zunächst gemeinsam. "Eine der Töchter müsse Hebamme werden. So hatte es der damalige Kreisarzt gewollt", erinnert sich Antonia. Die Wahl ihrer Mutter fiel auf sie, die sie doch eigentlich Gärtnerin werden wollte. Bis 1969 war sie als Beleghebamme im Krankenhaus Kyllburg tätig, seither in der Klinik in Gerolstein. Die technische Entwicklung habe sehr viel verändert. Vorsorge, Mut-terpass und die lückenlose Dokumentation in Geburtsprotokollen einschließlich des zehntätigen Zeitraums nach der Entbindung seien gute Fortschritte, meint Hoss. "Sehr viel schöne Erinnerungen, die Freude über die Geburt des Stammhalters, lachende Gesichter, auch Tränen der Freude bleiben da für immer haften", sagt die Geburtshelferin. Aber in ihren vielen Berufsjahren hat sie auch die Schattenseiten erlebt: Fehl- und Totgeburten gehören zu den schmerzlichen Erfahrungen. "Die Mütter erst einmal auffangen, einfach die Hand halten und weinen lassen, erst einmal schweigen", das ist ihr Rezept, mit diesen Situationen umzugehen.

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