65.000 Euro bar auf die Hand: Zwei Männer vom Amtsgericht wegen schweren Betrugs verurteilt

Bitburg · Unglaubliche Masche: „Ich dachte, dass das nicht klappen würde“, sagt der Angeklagte vor dem Bitburger Amtsgericht, „weil keiner so dumm sein würde, so eine plumpe Geschichte zu glauben.“ Dem 24-Jährigen und seinem 30-jährigen Komplizen wird vorgeworfen, einen 48-Jährigen um 65.000 Euro betrogen zu haben, indem sie sich als Autovermittler ausgaben, der ältere telefonisch, der jüngere vor Ort.

Zwei weitere Male - einmal in Prüm, einmal in Ahlen - hätten die Roma versucht, mit dieser Masche Geld zu erbeuten, seien aber gescheitert. In Prüm wurden Interessent und Autohaus-Mitarbeiter misstrauisch, in Ahlen gerieten sie an einen verdeckten Ermittler und wurden festgenommen.

Die Masche: Er habe per Kleinanzeige einen Porsche gesucht, erzählt der Geschädigte aus Duisburg. Darauf habe sich ein Mann bei ihm gemeldet. Im Internet werde ein solcher Wagen von einem Autohaus in Neuss angeboten. Er kenne den Eigentümer und könne ihm das Fahrzeug günstiger verkaufen - wenn er bar zahle. Der Porsche gefällt dem 48-Jährigen, er verabredet sich mit dem Mittelsmann in Neuss. Dieser kommt ihm vor dem Autohaus entgegen und sagt, der Besitzer sei "angefressen", weil er nun das Geschäft mache. Deshalb habe er ihn als Gutachter ausgegeben. Der 48-Jährige spielt mit.

Die Geldübergabe: Als die beiden ungestört sind, fordert der Mittelsmann das Geld. "Meine innere Stimme sagte, ,Hier stimmt was nicht' und ich sagte, ,ich kann Ihnen doch das Geld nicht einfach so geben'", erzählt der Betrogene. Darauf habe der Angeklagte gesagt, "Mich kennt hier jeder", und das habe tatsächlich so gewirkt, so wie er über den Porsche verfügte. Er gibt ihm 65.000 Euro bar auf die Hand. Dieser gibt vor, die Fahrzeugpapiere zu holen, und flüchtet. Als der Autohaus-Mitarbeiter und der Geschädigte den Betrug bemerken, ist es zu spät. "Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich darauf hereingefallen bin", sagt der Geschädigte. Aber der Angeklagte habe ihn und die Mitarbeiter gut getäuscht. Er sei sehr selbstbewusst aufgetreten.

Die Entschuldigung: Selbstbewusst wirkt der 24-Jährige vor Gericht nicht mehr. "Ich möchte mich sehr herzlich bei Ihnen entschuldigen", spricht er den Geschädigten leise an. "Ich hatte zu der Zeit keinen Strom, kein Wasser, ein zweijähriges Kind, und meine Frau war hochschwanger." Er habe mehr als 30.000 Euro Schulden gehabt, weil er zunächst alleine seine Großeltern, später seine Familie versorgen musste. "Das Geld reichte hinten und vorne nicht", sagt er und schlägt vor, dem Geschädigten das Geld in Raten zurückzuzahlen. "Wahrscheinlich ist es nicht, dass Sie viel zurückbekommen", kommentiert Richter Udo May, "aber die Geste ist ja schon mal was."
Die Geschichte des 30-jährigen Angeklagten klingt ähnlich. Als er von seiner Kindheit erzählt, bricht er in Tränen aus. "Mein Vater hat meine Stiefgeschwister mehr geliebt als mich", sagt er, der zunächst bei seinen Urgroßeltern, dann bei der neuen Familie seines Vaters aufwuchs. Mit 14 heiratete er auf Roma-Art, mit 16 bekam er sein erstes Kind. Inzwischen hat er sieben Kinder zu versorgen, seine Frau sitzt hochschwanger im Zuschauerraum. Auch sie weint.

Die Beute: Die Beute hätten sie geteilt, davon habe er Schulden bezahlt, sagt der jüngere Angeklagte. Sein Komplize will von den 65.000 Euro nichts gesehen haben, wie seine Anwälte nach einer kurzen Unterbrechung verkünden. Ob das stimmt und wo das Geld dann ist, wird nicht geklärt.

Das Urteil: Der 24-Jährige wird zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und elf Monaten verurteilt - sein Komplize zu einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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