…und sie lieben sich doch?

BITBURG-PRÜM. Gerade die älteren Semester wissen ein Lied davon zu singen. Es war schon ein Kreuz mit der Gebietsreform in den 70er Jahren. Die Frage, ob der Kreis Bitburg-Prüm inzwischen wirklich eine Einheit verkörpert, vermag derweil immer noch niemand zu beantworten. Liebe auf den ersten Blick? Nein, die war es jedenfalls nicht.

Das Thema ist der Dauerbrenner schlechthin. Die Gebietsreform der 70er Jahre beschäftigt immer noch wüst diskutierende Stammtischbrüder, angestrengt nachdenkende Parteigänger und bibbernde Mitarbeiter von Behörden und Verwaltungen - besonders im Prümer Land. Und auch im Karneval, der ja in seinem Innersten bekanntlich die ernsthafteste Sache der Welt ist, erschüttert so mancher Treppenwitz in diese Richtung die holde Narrenschar immer wieder bis ins Mark. Ist da wirklich zusammengewachsen, was zusammengehört? Naja! Ich erinnere mich noch genau. Ich war gerade mal 13 Jahre alt, als mein Vater wochenlang schimpfte: "Jetzt geht es dem Kreis Prüm an den Kragen, alles geht nach Bitburg. Unverschämt. Was machen die bloß, unsere Kommunalpolitiker?" Dabei war er sonst ein so zurückhaltender Mann. Doch in diesem Fall schien die Prümer Volksseele in ihm zu kochen. Was zu viel ist, ist zu viel.Diskussion fast bis aufs Blut

Für mich bedeutete diese dem Vernehmen nach fast bis aufs Blut geführte Diskussion, dass ich mich pubertierenderweise nicht nur noch mit den in diesem Alter ansonsten wichtigen Dingen beschäftigte, sondern auch - zumindest am Rande - mit Kommunalpolitik. Zumindest bekam ich mit, wie mein Prümer Vorgänger beim TV , Karl-Heinz Schäfer, den Griffel spitzte, das PRÜ-Kennzeichen aus der Landschaft verschwand und mein bester Freund nach Bitburg zog. Dessen Vater hatte nämlich bis dahin einen wichtigen Job in Prüm bekleidet. Nun, da dieser Job noch wichtiger wurde, musste der in der neuen Kreisstadt verrichtet werden. Komisch. Den bitteren Ernst der Lage bekam ich erst im Erwachsenenalter zu spüren. Als ich von der Walz zurückkehrte, lernte ich sehr schnell, was Bitburger und Prümer voneinander hielten. Den Bitburgern schien es (aus Prümer Sicht) ein Vergnügen zu sein mit ansehen zu können, wie eine Behörde nach der anderen weiter südlich rückte. Für eine Sondersitzung des Stadtrats ließ ich 1987 sogar meine Frau an ihren Geburtstag allein (es hat mir wirklich leid getan!), weil ich wenigstens in der Stunde der Rettung des Katasteramts zugegen sein wollte.Am Telefon die Meinung gegeigt

Es dauerte nicht lange, da bekriegte ich mich sogar - regelrecht von Amts wegen - mit meinem Bitburger TV -Kollegen Damian Schwickerath. Während er mit Nachdruck die Landwirtschaftsschule für die Kreisstadt einforderte, war ich natürlich völlig anderer Meinung. Nachdem wir uns am Telefon ordentlich die Meinung gegeigt hatten, ließen wir unsere Kommentare, die gegensätzlicher kaum sein konnten, bereits am nächsten Morgen auf unsere Leser wirken, wodurch wir den Begriff der Meinungsvielfalt - unsere Schreibmaschinen regelrecht malträtierend - ebenso mit Leben wie mit Emotionen füllten. Die Landwirtschaftsschule befindet sich heute übrigens - unter einem anderen Namen - in Bitburg. Doch der gemeine Prümer gibt ja bekanntlich nie auf. Immerhin können wir uns unter anderem damit schmücken, die schönere und größere Kirche zu haben, eine tolle neue Stadthalle, das Eifel-Literatur-Festival und seit Jahren die besseren Werte in der Arbeitslosenstatistik. Das ist doch auch etwas. Außerdem lernt man im Laufe der Jahre durchaus gönnerhafte Menschen aus dem Südkreis kennen. Ich erinnere mich da an eine Begegnung mit einem älteren Ehepaar aus dem Altkreis Bitburg, das in der Wolfsschlucht hinab auf die Ski-Hütte blickte. Der Mann sagte: "Das eine muss man den Prümern ja lassen; sie haben eine schöne Gegend!" Sie gingen danach schnell weiter, mein Blick muss Furcht erregend gewesen sein. Welche Meinung haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, zur Gebietsreform der 70er Jahre und der Zusammenlegung der beiden Kreise? Schreiben Sie uns in aller Kürze per E-Mail unter eifel-echo@volksfreund.de oder per Fax unter 06551/959539.

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