Acht Mönche und bunter Sand

BITBURG. Ein Hauch von Tibet ist bei den fünften Tibettagen im Haus Beda in Bitburg zu spüren. Etwa zehn Tage haben acht Mönche an einem Sandmandala – einem spirituellen Kunstwerk – gearbeitet.

Die Männer-Runde ist heiter. Befremdlich ist ihre Kleidung - Kutten in den Farben orange und rot. Inmitten des Hauses Beda in Bitburg knien sie auf bunten Kissen auf dem Fußboden: drei Mönche aus Tibet. Mit Bleistift und Lineal zeichnen sie akribisch Formen und Linien auf ein quadratisches Holzbrett. Konzentriert aber dennoch mit einer routinierten Gelassenheit machen sich die Mönche aus einem tibetischen Kloster in Südindien an das Zeichnen der groben Konturen für ein Sandmandala. Wenn anschließend die Konturen mit farbigen Sand gefüllt werden, verlassen sich die Mönche ganz auf ihre Intuition. Das Wort Mandala bedeutet soviel wie Kreis und bezeichnet ein kreisförmiges oder quadratisches Gebilde. Ein Sandmandala ist ein buddhistisches Mediationsgemälde aus buntem Sand. Symbolische Formen ordnen sich um einen Mittelpunkt, der das Symbol oder Bild der Gottheit zeigt. Ist das Mandala nach tagelanger Arbeit endlich fertig gestellt, wird das Kunstwerk wieder zerstört und den Fluten eines Flusses übergeben. So will es die Tradition. Es soll die Vergänglichkeit des Lebens symbolisieren. Zum Streuen des gefärbten Sands auf die zarte Bleistiftzeichnung wird ein kleines Metallrohr verwendet, dessen vorderes Ende eine winzige Öffnung hat. Hinten wird das Röhrchen breiter, um den bunten Sand einzufüllen. Durch rhythmische Schläge mit einem Stäbchen gegen das Rohr, fällt der Sand auf die vorgesehene Stelle der Zeichen-Vorlage. Dies erzeugt ein schrabbendes Geräusch, das Besucher der Ausstellung "Tibet - Mythos und Wirklichkeit" zur spontanen Meditation inspiriert. Warum die Mönche mitsamt ihrem tibetischen Herden-Begleithund "Yogi" aus dem fernen Indien nach Bitburg kamen? Ihnen geht es um den Frieden in der Welt. Dafür malen die Mönche auch das Mandala, sagt Jampa Legdhen Lama, Lehrer der Philosophie und Meditation. Übersetzt wird sein Englisch von Iris Sedlar von Amitayus, dem Zentrum für fernöstliche Medizin in Bitburg. Sie war es auch, die die Mönche in die Eifel eingeladen hat. Sedlar ist fasziniert: "Das ist ein einmaliges Erlebnis für die Besucher, die den Mönchen bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken dürfen." Das Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hatte den Mönchen geraten, nach Europa zu reisen. Jampa Legdhen Lama will mit seinen sieben geistlichen Brüdern dem Westen die tibetische Kultur näher bringen und Spenden für das buddhistische Kloster in Indien sammeln. Einer der Mönche streut noch sorgfältig Sand auf einen grünen Zweig. Dann ist es nach etwa zehn Tagen Arbeit am Mandala soweit. Jampa Legdhen Lama bläst das Horn. Die Meditationsmusik im Hintergrund wird abrupt beendet. Die Mönche ziehen um das fertig gestellte Mandala und sprechen dazu Gebete. Erst wenig, dann immer mehr und mehr verschwimmt das Sandgemälde unter den Händen der Mönche. In einer Metallschale gehäuft geht es dann mit dem Sand zum Einlauf der Prüm in den Stausee nach Biersdorf. Zuvor aber wurde der Sand ausgetauscht. Sedlar: "Wir wissen nicht wie der Sand in Indien verarbeitet wurde. Es könnte sein das er nicht nach unseren Umweltrichtlinien hergestellt wurde." Also wanderte der Mandala-Sand stattdessen in kleine Tütchen, die sich die Besucher mit nach Hause nehmen durften. Die Ausstellung "Tibet - Mythos und Wirklichkeit" ist noch bis zum Sonntag, 22. Oktober im Haus Beda in Bitburg zu sehen. Bei den Veranstaltungen dreht sich alles um Tibet. Am Samstag, 21. Oktober, ist die Ausstellung geschlossen. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 06561/944591.

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