Ahnungsloser Vorstand

BITBURG. Landrat Roger Graef hat dem Ältestenrat des Kreistags bekräftigt, dass ihm das Ausmaß des Naturpark-Desasters erst nach der Erhöhung der Kreisbürgschaft für den Verein Naturpark Südeifel bekannt wurde. Derweil hat Naturpark-Geschäftsführer Bernd Kanzler gebeten, von seinem Posten entbunden zu werden.

Nachher ist man immer klüger. Landrat Graef hat im Ältestenratdes Kreistags Bitburg-Prüm und bei einer Pressekonferenzeingeräumt, dass er in der Rückschau "manche getroffene odermöglicherweise unterlassene Personalentscheidung" kritischbeurteilt. Dies gelte auch für die Zusammenarbeit zwischenVorstand und Geschäftsführung des Vereins Naturpark Südeifel.Dessen bisheriger Geschäftsführer Bernd Kanzler hat gebeten, vonseinen bisherigen Aufgaben entbunden zu werden, um sich stärkerwissenschaftlicher Arbeit widmen zu können. In welcher Form es überhaupt noch Jobs im Naturpark geben wird, ist unklar. Vereinsvorsitzender Roger Graef stellte fest, dass es inzwischen Ziel des Vorstands ist, den Verein auf seine ursprünglichen Aufgaben zu reduzieren. Wahrscheinlich wären dann nur noch ein Geschäftsführer und ein Landesplaner beim Naturpark beschäftigt. Ehe der Verein jedoch soweit zurück gefahren wird, müssen die Verhandlungen mit dem Trierer Bürgerservice abgeschlossen sein. Dann wird man auch über den Vertrag sprechen, der die Betriebsführung des Gaytal-Parks regelt und Einsparungen sowie Synergie-Effekte bringen soll.

Abseits dieser Wunschvorstellungen eines Naturparks ohne finanzielle Risiken hatte sich Roger Graef mit Fragen der Mitglieder des Ältestenrats des Kreistags auseinander zu setzen, die noch einmal Akteneinsicht nehmen werden. Vertreter der Fraktionen im Kreistag wollten - aufgeschreckt durch die Berichterstattung im TV - von Graef wissen, ab wann er von der finanziellen Schieflage des Vereins gewusst hat. Wäre er vor Ende Juli 2002 informiert gewesen, hätte er dem Kreistag nicht die volle Wahrheit gesagt, als es um eine Bürgschaft für den Verein gegangen war. Erst am 16. Oktober habe ihm der Geschäftsführer erklärt, dass es Probleme gebe, betonte Graef. Auch über das Ende der Qualifizierungsmaßnahmen - wichtiger Pfeiler des Naturpark-Konzepts- sei er spät informiert worden. Einen in den Medien zitierten Vermerk habe er nicht erhalten. "Wohl gab es am 30. September 2002 den Entwurf eines Vermerks über Gespräche mit der Arbeitsverwaltung". Dieser sei ihm aber nicht vorgelegt worden.

Auch zu angeblich vergessenen ESF-Mitteln (der TV berichtete) nahm Graef Stellung. Die entsprechenden Stellen hätten erklärt, dass alle beantragten ESF-Mittel abgerufen worden seien, sagte Graef. Es sei jedoch richtig, dass "in einem Zeitraum von Oktober 1998 bis Februar 2000 keine ESF-Mittel beantragt wurden". Auch davon habe er jetzt erst Kenntnis erlangt. Das Nichtbeantragen werde nun überprüft. Sollte sich herausstellen, dass dadurch dem Verein ein Schaden entstanden ist, werde man den Fall der Versicherung vorlegen.

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