Airbase auch unter Trump wichtig - Politikwissenschaftler referiert in Speicher

Speicher · Wie kam es zur Wahl des amerikanischen Präsidenten und was bedeutet das für hiesige Militärstützpunkte? Antworten darauf hat Gordon Friedrichs in Speicher gegeben.

 Politikwissenschaftler Gordon Friedrichs erklärt, was zur Wahl Donald Trumps geführt hat und welche Folgen das für die Militärstützpunkte in Europa hat. TV-Foto: Uwe Hentschel

Politikwissenschaftler Gordon Friedrichs erklärt, was zur Wahl Donald Trumps geführt hat und welche Folgen das für die Militärstützpunkte in Europa hat. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Zu den Merkmalen von Demokratien zählt, dass die gewählten Politiker in der Regel die Mehrheit der Bevölkerung abbilden. Deshalb ist bei einem Regierungswechsel selten mit einem drastischen Politikwechsel zu rechnen. In den USA scheint dieses Prinzip nicht mehr ganz hinzuhauen. Denn dort regiert seit Anfang des Jahres Donald Trump.
Wie es dazu kam, erklärt Gordon Friedrichs. Der Politikwissenschaftler der Uni Heidelberg ist auf Einladung der Atlantischen Akademie (siehe Info) ins Rathaus Speicher gekommen. Gemeinsam mit rund 60 Zuschauern geht er der Frage nach, wie der politische Kurs in den USA unter Trump einzuordnen ist und welchen Einfluss dieser auf die Zukunft der US-Militärstützpunkte in Rheinland-Pfalz haben könnte. Vor allem aber geht es Friedrichs darum, die Entwicklung zu skizzieren, die zur Wahl Trumps geführt hat.
Wie Friedrichs erklärt, habe es zwischen der amerikanischen Regierung und der Bevölkerung seit Ende des Zweiten Weltkriegs eine stille Vereinbarung gegeben: Die USA sichern den Menschen Arbeit und Wohlstand und bekommen dafür im Gegenzug von der Bevölkerung innerpolitischen Rückhalt für ihre Rolle in der Weltordnung. Nach Auffassung der Trump-Anhänger jedoch werde diese Abmachung längst nicht mehr eingehalten, sagt Friedrichs. Hinzu kämen eine extreme Polarisierung der Gesellschaft und eine Radikalisierung der Wähler. Das habe sich auch in der Wahrnehmung der Kandidaten widergespiegelt. "Hillary Clinton wurde als deutlich liberaler wahrgenommen als sie ist", sagt der Politikwissenschaftler. Während gleichzeitig 60 Prozent der republikanisch-konservativen Wähler der Auffassung seien, die Republikaner müssten noch konservativer sein.
Das sind laut Friedrichs Faktoren, die zur Wahl Trumps geführt haben. Entscheidend sei nun, inwieweit der Präsident an dem festhalten wird, was er im Wahlkampf angekündigt hat: ob die USA wirklich ihr Engagement in der Nato und der Weltordnung drastisch zurückfahren und die Krisenherde der Welt anderen überlassen, um sich vorrangig um innerpolitische Probleme zu kümmern.
Friedrichs ist diesbezüglich wenig besorgt: "Trumps America-First-Prinzip ist nicht im Interesse des Kongresses. Deshalb unterstützt dieser auch nicht die Verteidigungspolitik des Präsidenten", erklärt er. "Die Generäle im Umfeld Trumps haben ein hohes Interesse daran, dass die Militärbasen erhalten bleiben - und es gibt nach wie vor viele Akteure im Weißen Haus, die diese Ansicht teilen." Insofern sehe er Stützpunkte wie die Airbase Spangdahlem nicht gefährdet. "Dass sich andere Staaten militärisch stärker einsetzen, damit die USA weniger Beitrag leisten müssen, würde die USA eher schwächen als stärken", erklärt Friedrichs. "Und es sieht so aus, als setze sich diese Erkenntnis auch bei Trump so langsam durch."Extra: ATLANTISCHE AKADEMIE


Die Atlantische Akademie ist eine von der rheinland-pfälzischen Landesregierung 1996 gegründete, von einem überparteilichen Verein getragene und mit Landesmitteln geförderte, gemeinnützige Institution. Sie hat sich die Pflege der transatlantischen Beziehungen und die umfassende Information über Politik und Gesellschaft der USA zum Ziel gesetzt. Von Vorträgen, über Seminare und Konferenzen bis hin zu Schulworkshops widmet sich die Akademie der Vermittlung unterschiedlicher transatlantischer Themen aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik.

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