Akrobat mit Vorliebe für gefährliche Tiere

In der "Galerie im Büro" des SWR-Studios Trier sind zurzeit Ton-Teller mit Tieren zu sehen. Bernie Roos von der "Weggemeinschaft Vulkaneifel" hat sie unter der Anleitung der künstlerisch-pädagogischen Fachkraft Renate Ring bemalt.

 Die Ton-Teller mit Tieren, die Bernie Roos (links) unter Anleitung von Renate Ring (rechts) in der Keramikwerkstatt der Weggemeinschaft Vulkaneifel gestaltet hat, sind in Trier zu sehen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Die Ton-Teller mit Tieren, die Bernie Roos (links) unter Anleitung von Renate Ring (rechts) in der Keramikwerkstatt der Weggemeinschaft Vulkaneifel gestaltet hat, sind in Trier zu sehen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Niederstadtfeld/Schutz/Trier. "Nein." Bernie Roos macht nicht viele Worte. Der 31-Jährige ist Autist, und die Kommunikation mit Menschen fällt ihm schwer. Er stammt aus Kirn an der Nahe und lebt und arbeitet seit 1995 bei der "Weggemeinschaft Vulkaneifel" mit Wohn- und Werkstätten in Darscheid, Hörscheid und Niederstadtfeld. Beim Besuch des Trierischen Volksfreunds bleibt er beharrlich bei seinem Nein: Er wird keine Teller mehr bemalen, obwohl er all die Jahre wohl mehr als 60 Stück mit seinen Lieblingsmotiven - den Tieren, besonders den gefährlichen - unbefangen gestaltet, viel beachtet ausgestellt und gut verkauft hat. "Weil Renate nicht mehr da ist." Das muss nun wirklich als Erklärung reichen.Erste Ausstellung in der Sparkasse Daun

Renate - das ist die Künstlerin Renate Ring aus dem Niederstadtfelder Nachbarort Schutz. Von 2001 bis 2006 hat sie jeden Dienstag- und Mittwochnachmittag mit Bernie Roos und weiteren seelenpflegebedürftigen Erwachsenen getöpfert, gezeichnet und glasiert. Sie hat ihre Gruppe zu einer Gemeinschaftsausstellung in der Kreissparkasse Daun geführt, sie hat dort mit Bernie Roos eine Einzelausstellung bestückt (der TV berichtete). Anfang des Jahres gab sie die Arbeit in der Keramikwerkstatt der Weggemeinschaft auf. "Gern und ungern", sagt sie und erinnert sich: "Wie anstrengend war es manchmal, und wie viel Freude hatten wir miteinander!" Es sei ein freiwilliger Abschied nach einer sehr schönen, ungetrübten Zeit gewesen, erklärt die 68-Jährige.Weiche und gedeckte Töne

Dass nun die von ihr initiierte Ausstellung in Trier zustande gekommen ist, freut sie sehr. "Meine Teller. Bernie Roos", heißt die Schau mit 30 Exponaten, von denen die meisten Leihgaben aus Privatbesitz sind. Die Teller haben einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimetern. Sie sind mit Engobe-Farben bemalt; so sind sie nicht knallbunt, sondern haben weiche, gedeckte Töne. Bernie Roos ist ein Künstler auch im Spiel mit der Rundung: Er passt seine Formen dem Teller an, beispielsweise wenn er einen Ast um den Rand herum legt. "Die Stücke sind im Lauf der Jahre immer schöner, genauer und sauberer geworden", bescheinigt ihm seine Lehrerin Renate Ring. Bernie Roos sei herausragend kreativ und technisch besonders begabt, sein Ausdruckswillen habe ihn eine unverwechselbare Darstellungsweise finden lassen. Die Freude anderer an seinen Tellern habe ihn angespornt und ihn eifrig gemacht. Ein altes Tierkunde-Schulbuch sei seine Quelle gewesen; hier entdeckte er Löwen, Tiger, Affen, Schlangen und Krokodile, vereinfachte ihre Darstellung, veränderte die Szenarien. "Und da er ein Zahlen- und Zeitakrobat ist, erscheinen auf jedem Teller Hinweise auf Tages-, Nacht- und Jahreszeiten", erklärt Renate Ring. Mit Blick auf die Ausstellung sagt sie: "Ich glaube, dass Bernie stolz ist auf seine Tellergalerie. Und ich bin sicher, dass ihm die Anerkennung, die er dadurch erfährt, alles andere als gleichgültig ist." Schließlich macht Bernie Roos doch noch ein Zugeständnis hinsichtlich seiner weiteren künstlerischen Tätigkeit: "Ich möchte mit Renate die Arche Noah auf ein großes Blatt malen."Die Ausstellung "Meine Teller. Bernie Roos" ist bis zum 29. Juni zu sehen, und zwar montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr.

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