Aktengebirge im Team bewältigt

TRIER. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde nun bei der Trierer Justiz ein Riesen-Projekt abgeschlossen: Innerhalb von zwei Jahren ist es 16 Justizbeschäftigten gelungen, rund 2,5 Millionen Grundbuchseiten per Scanner auf eine Computer-Datei zu übertragen.

Das landesweite Projekt der rheinland-pfälzischen Justiz steht auch insgesamt vor dem Abschluss. Ziel war es, alle 2,3 Millionen Grundbücher des Landes in ein elektronisches Archiv zu übertragen. Gleichzeitig wurde die Spezialsoftware "Solum Star" zur maschinellen Bearbeitung von Grundbüchern eingeführt. Bei "Solum Star" handelt es sich um eine gemeinsame Entwicklung von 13 Bundesländern in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens. Die elektronisch erfassten Grundbücher lassen sich in Zukunft auch außerhalb der Grundbuchämter von Berechtigten einsehen und nutzen. Dieser Service der rheinland-pfälzischen Justiz kann von Banken, Sparkassen (Hypothekendarlehen), Versicherungen, Notaren sowie von Landes- und Kommunalbehörden genutzt werden.Freiwillige Mitarbeiter aus der Justiz

Zur Übertragung der herkömmlichen Grundbuchblätter im Format DIN-A-3 in die elektronischen Dateien hatte die Justiz in Alzey, Kaiserslautern, Koblenz und Trier so genannte Grundbuch-Umstellungszentren (UZB) eingerichtet und mit extra zusammengestellten Teams besetzt. Allerdings wurde niemand zum Seitenscannen "abkommandiert" - die Teams in den Zentren bestanden ausnahmslos aus Freiwilligen aus den Reihen der Justiz. In Trier wurde das UZB im Gebäude des Arbeits- und Sozialgerichts an der Dietrichstraße eingerichtet. Im restaurierten "Alten Schwurgerichtssaal" dieses historischen Barockbaus - wo in den 50 er-Jahren noch "schwere Jungs" vor ihre Richter hatten treten müssen - sollten dann ab Juli 2001 Rechner, Bildschirme, Scanner, Aktenkisten und Regale die Szene beherrschen. Anfang September 2001 gaben Justizminister Herbert Mertin und der damalige Trierer Landgerichtspräsident Heinz-Peter Kann den Startschuss zum Beginn der Übertragungsarbeiten. Das Trierer Team bestand aus 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die für rund zwei Jahre ihre Schreibtische bei den Land- und Amtsgerichten Trier, Koblenz, Bitburg, Wittlich und Saarburg geräumt hatten. Und sie standen zunächst vor einem Aktenberg: Lastwagenweise wurden die Grundbücher aus dem Landgerichtsbezirk an die Dietrichstraße gefahren und dort "verarbeitet". Das Trierer UZB war zuständig für die Grundbuchämter der Amtsgerichte Trier, Saarburg, Hermeskeil, Bitburg, Prüm, Bernkastel-Kues und Daun. Hinzu kamen aus organisatorischen Gründen die Grundbücher der Amtsgerichte Cochem und Mayen, die zum Landgerichtsbezirk Koblenz gehören. Am Mittwoch wurden in Trier die letzten Grundbücher, im Amtsjargon "Blätter" genannt, in die EDV eingescannt. Die riesigen "Schwarten" - die ältesten sind noch per Hand in Sütterlinschrift ausgefüllt - verschwinden nun für immer in dunklen Aktenkellern. Exakt 548 062 Grundbücher mit rund 2,5 Millionen Einzelseiten hat das Trierer Team seit September 2001 übertragen. Ursprünglich war der Abschluss der Aktion für den 31. März 2004 geplant gewesen. Doch die Trierer unterboten dies um über vier Monate.Vier Monate schneller als geplant

Dazu UZB-Leiter Johannes Thieltges am Mittwoch : "Zunächst war das für uns alles Neuland. Doch mit wachsender Routine und durch ständige Verbesserung der Arbeitsabläufe wurden wir immer schneller." Das "schnelle Team" saß am Mittwoch derweil vor leeren Regalen an den ebenso leeren Arbeitstischen, auf denen da und dort noch ein Bildschirm leuchtete. Doch so richtig schien sich niemand im barocken Saal an der Dietrichstraße über das Geleistete freuen zu können. "Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn so eine gewachsene Arbeitsgruppe wieder auseinander gerissen wird", meinte Thieltges. Erfolgreiches Ende eines Akkord-Jobs im Dienste Justizias. Gestern kam der Möbelwagen und holte die Einrichtung ab - aus dem UZB entsteht wieder ein normaler Gerichtsaal.

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