Aller guten Wege sind drei

BITBURG. Welche Bedeutung das Wort Gören im Namen der Bitburger Straße Görenweg hat, ist unbekannt. Das Rätsel um die Hans-Lehnert-Gasse scheint hingegen gelöst.

TV-Leser wissen mehr. Dieser Spruch hat sich wieder bewahrheitet. Hedwig und Manfred Disch aus Bitburg haben nämlich herausgefunden, woher die Hans-Lehnert-Gasse ihren Namen hat. "Mein Urgroßvater hieß Leonhard Disch und war Mitbegründer des Bitburger Creditvereins", sagt Manfred Disch. Dies sei der Grund gewesen, das Sträßlein in Bitburgs Altstadt nach dem 1826 geborenen Disch zu benennen, dessen Familie dort ein Haus hatte, das den Namen "Händelchen" trug. Übersetzt man nun noch den Namen Leonhard in den Dialekt ergibt das Lehnert. Und aus der Verballhornung von Händelchens Lehnert wurde Hans-Lehnert. Nach der morgendlichen Lektüre des TV-Artikels über Straßennamen in Bitburg habe sie zu ihrem Mann gesagt: "Das ist doch die Straße, die nach dem Opa deines Vaters benannt wurde", berichtet Hedwig Disch. Daraufhin studierten die Dischs alte Dokumente. Ein Anruf bei der Volksbank brachte dann die Gewissheit, dass Leonhard Disch einer der Begründer des Bitburger Creditvereins von 1863 ist. Das Institut hieß ab 1942 Bitburger Bankverein und firmiert seit den 70er Jahren als Volksbank Bitburg, sagt Rudolf Rinnen von der Volksbank. Die Dischs haben übrigens begonnen, angeregt durch den Zeitungsbericht, weiter in der Familiengeschichte zu forschen. Sie würden sich zudem freuen, wenn das Straßenschild "Hans-Lehnert-Gasse" geändert wird und auf den wahren Namenspaten - Leonhard Disch - hinweisen würde.Auf, in und unter Goeren

Keinen Namenspaten gibt es für den Görenweg. Auch wenn es gleich drei Wege mit diesem Namen gab. Der älteste Bitburger Vermessungsplan von 1826 kennt laut Stadtarchiv Bitburg die Flurnamen "Auf Goeren", "In Goeren" und "Unter Goeren". Alle drei Flurbezeichnungen liegen heute innerhalb der Stadt, und zwar zwischen Römermauer, Görenweg, Rautenberg, Neuerburger Straße und Konrad-Adenauer-Platz. Anfang des 19. Jahrhunderts habe es auch drei Görenwege gegeben, teilt das Archiv mit: "Als ,Goerenweg' bezeichnete man die Straße, die auch heute noch diesen Namen trägt", heißt es in der Erklärung. Häuser habe es dort nicht gegeben. Daneben habe es den "Oberen Görenweg" gegeben. "Das ist die heutige Straße ,An der Römermauer'." Außerdem sei ein "Unterer Görenweg" überliefert, der in etwa quer durch das heutige Brauereigelände verlief. Diese drei Straßen umschlossen ein Dreieck, das aus Gartenparzellen bestand und den Flurnamen "Auf Gören" trug. Nur in einer Ecke dieses Dreiecks stand ein Gebäude: Das Eckhaus zwischen Unterem und Oberem Görenweg gehörte dem Brauer Wallenborn. "Es ist das alte Sudhaus am heutigen Bierbrunnen, die Keimzelle der Bitburger Brauerei", teilt das Archiv mit. Die Bedeutung des Flurnamens "Goeren" ist bislang allerdings nicht bekannt. Auch die Anfang des 18. Jahrhunderts belegte Bitburger Familie Girens, die ab 1748 als Familie "Caspar Görentz" in auftaucht, steht wohl nicht in Verbindung mit den Görenwegen. Auch die Deutung, dass der Görenweg früher bevorzugter Tummelplatz ungezogener Kinder war, ist wohl eher karnevalistischen Ursprungs.

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