Alles Müller oder was?

PRÜM. Wer Schrauben, Elektrowerkzeuge, Rasenmäher, Pflanzen, Haushaltswaren oder Geschenke braucht und im Altkreis Prüm wohnt, kommt an den Geschäften und Märkten von Franz Müller und Wilhelm Müller wohl kaum vorbei. Vier davon gibt es in und um Prüm. Sie wurden vor 100 Jahren als gemeinsames Kolonialwarengeschäft von den Zwillingsbrüdern Franz und Wilhelm gegründet.

Am 26. Juni 1906 ließen die Zwillinge ihr Geschäft beim Fachverband deutscher Eisenwaren und Hausrathändler als Mitglied eintragen. Die Gründerväter Franz und Wilhelm kamen aus Bitburg. "Der Onkel von Franz hatte schon die Gerberei Zangerle in Prüm. Ich schätze, deshalb kamen die Brüder hierher", glaubt Leo Müller, der Sohn von Franz. Das Geschäft der beiden war am Johannismarkt Nummer 6, dem heutigen Standort vom Haushaltswarengeschäft Wilhelm Müller. Schräg gegenüber, am Johannismarkt Nummer 7, dem späteren Eisenwarenhandel von Franz Müller und heutigem Bekleidungsgeschäft "Der Modemarkt" war damals das Lager für Salz, Schleifsteine und später auch Eisen. "1913 haben sich die Brüder den ersten Firmenwagen gekauft. Das war damals das zweite luftbereifte Auto in Prüm", erinnert sich Leo Müller. Ein Jahr später mussten beide in den Ersten Weltkrieg. Das Geschäft lief aber weiter und wurde unter anderem von Wilhelms Frau geführt. 1921 trennten sich die beiden, nachdem Franz geheiratet hatte. Wilhelm bekam das Haus am Johannismarkt Nummer 6 und kümmerte sich um Haushaltswaren. Franz bekam die Nummer 7, schräg gegenüber und verkaufte Landmaschinen und Eisenwaren. Pastor leiht Geld für den Neustart

"Ab 1936 erlebten beide Geschäfte einen enormen Aufschwung durch den Bau des Westwalls", erzählt Leo. Der Zweite Weltkrieg brachte großes Unheil über die Familien. Einerseits wurden beide Geschäfte 1944 im Bombenhagel zerstört, andererseits starben Franz und zwei seiner Kinder. Ein weiterer Sohn, Leo, galt Jahre lang als vermisst, bis sich herausstellte, dass er in russischer Gefangenschaft war. Im Sommer 1949 kehrte er als Kriegsinvalide zurück. In den ersten Jahren verdiente er sich Geld als LKW-Fahrer beim Onkel im Fuhrgeschäft und begann damit, allmählich das Geschäft wieder aufzubauen. "Die Banken wollten mir kein Geld geben", sagt Leo. "Nur der Prümer Pastor Kleusch hat mir 500 Mark geliehen, was damals viel Geld war. Am 3. Juni 1953 konnte er die Eisenwarenhandlung wieder eröffnen. Der erste Fuhrpark bestand aus einem Fahrrad und einem Leiterwagen. "Das Rad hab ich mir für 20 Mark auf Raten gekauft und bin mit der Aktentasche auf dem Gepäckträger zu den Bauern gefahren." 1953 lernte er seine spätere Frau Anneliese, eine Lehrerin der Prümer Landwirtschaftsschule, auf einer Karnevalsveranstaltung im "Goldenen Stern" kennen. Sie übernahm die Buchhaltung, während sich ihr Mann Leo um den Verkauf kümmern konnte. In den ersten Jahren half noch Onkel Josef . Als in den 70er-Jahren die Landmaschinen immer größer wurden, musste sich Leo über's gesamte Stadtgebiet verteilt Lagerflächen mieten. Nicht zuletzt auch wegen der Gefahr von Diebstahl ein untragbarer Zustand. Deshalb kaufte er 1976 eine stillgelegte Ziegelfabrik in Niederprüm und baute auf dem Gelände seinen Landmaschinenverkauf auf. 1984 folgte im Stammgeschäft ein Umbau mit der Errichtung eines eigenen Haushaltswarengeschäftes. 1989 entstand in Niederprüm zusätzlich ein 750 Quadratmeter großer Eisenwarenmarkt, der 1997 erweitert wurde und seitdem eine Verkaufsfläche von rund 2000 Quadratmetern hat. Der Eisenwarenhandel wurde 1994 komplett nach Niederprüm verlegt und das Unternehmen unter Leos Söhnen Joachim und Franz junior aufgeteilt. Diesmal bekam Franz das Haushaltswarengeschäft in Prüm und der Bruder Joachim den Landmaschinen und Eisenwarenverkauf in Niederprüm. Bei Franz Müller in Niederprüm wird am Sonntag, 7. Mai, ab 10 Uhr mit einem großen Schautag gefeiert. Besonderes Highlight: Vorführung der "Stihl Timbersports", einer weltweiten Wettkampfserie im Sportholzfällen. Bei Wilhelm Müller wird ab Herbst gefeiert.

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