Alles dreht sich um den Apfel

BITBURG-ERDORF. Sie hat an Stellenwert verloren, ist aber immer noch beliebt bei den Bürgern: die alljährliche Obstversteigerung in Bitburg. Am Samstag wurde wieder geboten, gekauft und schwadroniert.

"Dat hei as alles Bio-Obst, do as neist gespritzt", gibt Ortsvorsteher Johann Schmitz zu Beginn der Auktion bekannt. An der Kapelle in Erdorf, wo die gleichnamige Straße endet und ein Wirtschaftsweg der Gemeinde beginnt, haben sich am Samstagmorgen rund ein Dutzend Männer versammelt. Die meisten kommen aus dem Ort, ein Bademer ist dabei. Früher kamen die Viezbauern aus der ganzen Region und auch aus Trier bis nach Erdorf. Sie steigerten mit um die besten Viezäpfel. Die Erdorfer Äpfel waren bekannt für ihre Qualität und Eignung als Basis für den beliebten "Pootz Viez". Entlang des Wegs stehen wie in einer Allee die Obstbäume.Handeln ausdrücklich erwünscht

"Hier haben wir einen roten Viezapfel. Der trägt dieses Jahr wieder ganz schön", preist Schmitz den ersten Baum an. "Wat get da davier?" fragt er in Erdorfer Platt in die Runde. "Eich genn en Euro", sagt Johann Fandel. "Wä get mie?" fragt Schmitz weiter. "Den hot et letzt Joar och net mie kost", wirft Fandel ein. "En dreht dies Joar awwer besser", kontert Schmitz. "Eijo got, dann genn eich da zwing", gibt Fandel nach. "Dan hoste en", so Schmitz. Gleichzeitig schneidet er mit seinem Messer einen kleinen Teil der Baumrinde ab. Auf dem jetzt sichtbaren hellen Stück des Baumstammes trägt er die Versteigerungsnummer ein. Unterdessen notiert auch Werner Becker auf seiner Unterlage, wer welchen Baum zu welchem Preis ersteigert hat: "Da ist natürlich eine exakte Buchführung nötig, sonst weiß nachher keiner mehr, an welchen Bäumen er pflücken darf. Außerdem müssen wir den Erlös korrekt abrechnen." - "Damat die Bebriger hier nei Hall bauen konnen", spielt einer im Hintergrund auf die geplante Stadthalle in Bitburg an. Die Teilnehmer marschieren weiter, unterhalten sich und erinnern sich an früher. Da wurde nach der Versteigerung meistens noch ein ordentlicher Zug durch die Kneipen des Ortes gemacht. An den Stammtischen in den Gasthäusern ging das Gefeilsche munter weiter. Manch einer sah sich da im Nachteil: "Zo deier, zo wenig drohn, et gow emmer eppes zo maulen", hieß es. Johann Schmitz bleibt am nächsten Baum stehen und ruft: "Weißer Holzapfel", wartet einen Moment und stellt fest: "Kein Bedarf. Dann sind sie für die Vögel des Himmels." Dann nähern sich die Männer erneut Bäumen mit schönen roten Viezäpfeln. Der Erdorfer Peter Ewen hat sich schon Tage vorher angesehen, was diesmal alles im Angebot ist: "Eich sein an Äppeln bekannt." Auch er braucht das Obst für Viez. Rund 200 Liter keltert er jedes Jahr für den Eigenbedarf. Josef Schleder aus Badem ist mit dem Fahrrad gekommen. Er braucht Äpfel für Viez "onn e besjen Braandewein".Erdorfer Äpfel beliebt für Viez und Schnäpse

An geeigneter Stelle werden mehrere Bäume zu einer Versteigerungseinheit zusammengefasst. Für vier Euro kann Schleder das Obst später ernten. "Freher hon se sech immer got zastrieden, wie de Äppel knapp woren", erinnern sich die Männer an Auseinandersetzungen. Heute sei kaum einer mehr bereit, sich für einen Korb Äpfel lange zu bücken. Rund 50 Euro kommen schließlich zusammen. Auf den Ausgleichsflächen entlang des Radweges in Richtung Metterich wurden 60 neue Obstbäume angepflanzt. Bis die zur Erntereife angewachsen sind, dauert es ein paar Jahre. Dann werden sie in die Versteigerungsmasse einbezogen. Auch werden die inzwischen teilweise alten Bäume gefällt und durch Neue ersetzt. Der Fortbestand der Tradition ist gesichert.

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