Alles, was man erreichen kann

BITBURG/ORSFELD. (mws) Einen Querschnitt durch sein Schaffen zeigt Hans-DieterMues im Amtsgericht Bitburg. Der Trierische Volksfreund sprach mit dem Orsfelder Maler und Objektkünstler, der am heutigen Freitag, 14. November, 60 Jahre alt wird.

"Ich feiere nicht gern", gesteht Hans-Dieter Mues, "ich habe in meinem Leben erst zwei Geburtstage gefeiert - den 21. und den 50." 1943 in Halle an der Saale geboren, wuchs Mues in Essen auf. Nach einer Ausbildung zumLackierer kam der "Kohlenpottjung", wie er sich selbst gern nennt, 1972 in die Eifel. Hans-Dieter Mues arbeitete bei einer Ladenbaufirma, bis er 1980 die Meisterprüfung ablegte und in Orsfeld eine Autolackiererei eröffnete. Airbrush-Dekors für PKW und Motorräder waren seine Spezialität. Nach einem Arbeitsunfall musste Mues in den 80er Jahren die Werkstatt schließen und baute sich als freischaffender Künstler eine neue Existenz auf. Sein handwerkliches Rüstzeug half dem Autodidakten, eine einzigartige Lack-Maltechnik zu entwickeln. Vor allem Katastrophen wie das Flugzeugunglück von Ramstein oder den Absturz der Raumfähre "Challenger" - zu sehen im Bitburger Amtsgericht - bildete er in seinen Werken ab. "Ich halte es für die Pflicht eines Künstlers, seine Zeit zu dokumentieren", erklärt Mues: "Und ich habe mir dabei nicht die schönen Dinge ausgesucht, sondern die Katastrophen." Rund 200 Bilder hat der Maler und Objektkünstler in 18 Jahren geschaffen. "Man kann mit Lack nicht so produzieren wie bei Aquarell oder Öl", sagt er. Durch Trockenphasen, die er abwarten müsse, dauere es bis zu drei Monate, bevor ein Bild fertig sei. Und in dieser Zeit fließt einiges an Farbe: Mehr als 20 Liter Lack stecken in manchen seiner Gemälde. Seine größte Plastik, das fast drei Meter hohe "Tschernobyl", steht im fränkischen Lauda-Königshofen. Auch in Privatsammlungen in den Benelux-Ländern, den USA oder Indonesien finden sich Werke des 60-Jährigen. Knapp ein Jahr nach seiner ersten Ausstellung wurde Mues 1985 mit der Pieter-Paul-Rubens-Medaille ausgezeichnet. Preise wie der "Phoenix", der "Oscar de France" und das Kommandeurskreuz des Ordens "Cordon Bleu de Saint Esprit" sind inzwischen hinzu gekommen; zahlreiche Urkunden zieren eine Wand in seiner Kellergalerie. Diese richtete der Wahl-Eifeler im März 1988 ein - von der Theke bis zur Sitzgruppe ist alles selbst gebaut. Nicht nur mit Farben, Metall und Glas kann der Künstler umgehen. Aus Holz hat Hans-Dieter Mues eine Vogel-Voliere auf der Terrasse seines Orsfelder Hauses gezimmert. Das Gehege gehört "Felix", Mues' zahmer Elster. "Das Tier war krank und nach einer Operation glaubte keiner, dass es überlebt", erzählt der 60-Jährige, der sich seit längerem um verletzte und verwaiste Vögel kümmert. Zum runden Geburtstag von Hans-Dieter Mues zeigt das Amtsgericht Bitburg einen Querschnitt durch sein Schaffen. "Es ist voraussichtlich meine letzte Ausstellung", sagt der Künstler. Neue Mues-Bilder wird es nicht geben. Denn aus gesundheitlichen Gründen darf der Orsfelder nicht mehr malen: Lösungsmittel haben im Lauf der Jahre seinen Körper vergiftet. Doch er lässt sich nicht unterkriegen: "Ich akzeptiere meine Krankheit, aber so etwas wie Aufgeben kenne ich nicht. Ich habe alles erreicht, was man erreichen kann. Jetzt fange ich an, mein Leben zu genießen - mit meinem neun Monate alten Enkelkind, das sehr wichtig für mich ist." Die Geburtstagsausstellung mit Werken Hans-Dieter Mues' im Bitburger Amtsgericht wird heute, Freitag, 14. November, um 17 Uhr eröffnet. Informationen im Internet unter www.galerie-mues.de

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