Als der Kaiser nach Kyllburg kam

KYLLBURG. Vor 50 Jahren hat Kyllburg erneut die Stadtrechte bekommen. Die Erinnerung daran haben die Kyllburger und ihre Gäste mit Festakt, Kammerkonzert und historischem Markt aufgefrischt.

Seit dem Jahr 1256 besaß Kyllburg die Stadtrechte. Als Folge der preußischen Gesetzgebung von 1856 aber verlor der Ort dieses Privileg, das er 100 Jahre später wiedererlangte. Seither ist Kyllburg die kleinste Stadt in Rheinland-Pfalz. "Wir sind heute noch stolz auf die Stadtrechte. Doch die Zeiten sind andere geworden. Wir müssen in Kyllburg versuchen, neue Wege zu gehen, um die Stadt weiter nach vorne zu bringen. Dazu muss es uns gelingen, die Menschen auf diesen Weg mitzunehmen", sagte Stadtbürgermeister Winfried Müller dem TV. Der Parteilose wünscht sich, dass die Sache stets im Vordergrund steht. Die Resonanz der Bürger auf den Festakt enttäuschte Müller jedoch. Erstmals erwähnt wurde die Stadt am 16. Juli 800 im goldenen Buch der Abtei Prüm. Verzeichnet ist dort eine Schenkung mehrerer am Kyllberg gelegener Ländereien an die Abtei. 1239 ließ Erzbischof Theoderich von Trier die Kyllburg als Grenzfeste erbauen. Damit wollte er die Nordgrenze des Erzbistums gegen die Dynasten von Malberg schützen.Eisenbahnbau fördert Wirtschaft und Tourismus

Beim Festakt stellte Alfred Weides die Geschichte und Kultur Kyllburgs in den Mittelpunkt seines Vortrages. Erwähnung fanden dabei die Entwicklung im Mittelalter, die Gründung des Kollegialstifts und der Baubeginn der Stiftskirche. Um 1815 verlor die Kyllburg ihre Bedeutung als Schutz- und Trutzburg. Die Stadt wurde zu einer Bürgermeisterei erklärt. Durch ein Gesetz für die Rheinprovinz von 1856 verlor Kyllburg die Stadtrechte - die Einwohnerzahl lag unter 10 000 Bürgern. Kurioserweise nahm Kyllburg gerade in der Folgezeit einen Aufschwung: Das Wirtschaftsleben kam nach den Kriegen in Schwung. Der Bau der Eisenbahnstrecke von Trier über Kyllburg nach Köln 1873, die landschaftlich schöne Lage und die klare Eifelluft förderten die Anfänge des Tourismus. Es entstanden Hotels wie der "Eifeler Hof" mit 130 Betten. Sogar Kaiser Wilhelm II. besuchte Kyllburg 1911. Heute kämpft die kleine Stadt wie viele andere Kommunen mit den Tücken der Zeit. Das kulturelle Erbe, insbesondere der Stiftsberg mit Kirche und Kreuzgang, verpflichten zur Nachhaltigkeit. Das haben die Kyllburger erkannt und einen Förderverein gegründet. Es sind auch gerade die Vereine in den Bereichen Musik, Sport und Kultur, die das Leben vor Ort prägen. "Der Zusammenhalt ist gut. Ich fühle mich in Kyllburg wohl, habe hier gebaut und musiziere im Verein", sagt die junge Kyllburgerin Anke Krämer. Seit mehr als 60 Jahren lebt Herbert Stolz in der Stadt: "Kyllburg ist wunderbar. Da sind die Stadtrechte nur Teil des Ganzen."Staatssekretär überbringt Glückwünsche

Den Festakt in der Stiftskirche gestalteten Musikverein, Kirchenchor "Cäcilia" und Männerquartett "Harmonie" Kyllburg. Nach der Begrüßung durch Winfried Müller überbrachte Staatssekretär Roger Lewentz die Glückwünsche des Landes Rheinland-Pfalz. Das hochkarätige Konzert mit Villa Musica, das bunte Markttreiben in der gesperrten Hochstraße und die Angebote im Rahmen des 106. Deutschen Wandertags füllten das Jubiläumswochenende. Stadtrechte und Kurstatus bleiben die Markenzeichen von Kyllburg. Sie mit Leben zu erfüllen, gilt als Aufgabe aller Bürger.

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