Als die Mühlen noch klapperten

Mürlenbach · Ernst Becker stellt die Geschichte der Mürlenbacher Mühlen in einem Buch vor. Auch wenn in Archiven üblicherweise nur geflüstert wird - einmal konnte Becker sich einen Hurra-Ruf bei seinen Recherchen nicht verkneifen.

 Die Heimatgeschichte lässt ihn nicht los: In seinem neuen Buch widmet Ernst Becker sich den Mürlenbacher Mühlen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Die Heimatgeschichte lässt ihn nicht los: In seinem neuen Buch widmet Ernst Becker sich den Mürlenbacher Mühlen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Mürlenbach Eigentlich sollte Schluss sein mit dem Bücherschreiben, hatte sich Ernst Becker nach seinem vierten Werk (siehe Info) vorgenommen. Doch das geschichtliche Interesse an seinem Heimatdorf Mürlenbach lässt den pensionierten Bundesbahnbeamten einfach nicht los. Dass aber die Mürlenbacher Mühlen Stoff für ein ganzes Buch böten, hätte der 76-Jährige zu Beginn seiner Recherchen nicht für möglich gehalten. Einen Aufsatz wollte er ihnen ursprünglich widmen. Doch nun hält er das fertige Werk mit 132 Seiten in den Händen.
Und er sagt: "Es war eine reizvolle Aufgabe, den Mühlen, die im Lauf der Zeit in Mürlenbach klapperten, wieder einen Platz in der lokalhistorischen Erinnerung zu geben. Das sind wir den Menschen, die sie gebaut und darin gearbeitet haben, schuldig."
Eigentlich hatte Ernst Becker die Grindelborner Mühle bloß erwähnen wollen. Nur dass auf ihr ein Fluch gelegen haben soll, weil der Erbauer der Mühle das erste Korn an einem zweiten Weihnachtstag gemahlen habe, ist mündlich überliefert.
Was Ernst Becker schließlich herausgefunden hat, kann er hieb- und stichfest mit Akten belegen, und es füllt in seinem Mühlenbuch allein an die 30 Seiten. Fündig wurde Becker in einer Nebenstelle des Landeshauptarchivs in Rommersdorf bei Neuwied am Rhein, wo tonnenweise Notariatsakten bis zum Jahr 1900 lagern. Für die etwa sechs Jahrzehnte, die die 1842/43 erbaute Mühle bestanden hat, weist Ernst Becker 14 verschiedene Eigentümer und Pächter nach - "das ist höchst ungewöhnlich", meint er.
Als "den größten Hammer" bezeichnet er die Entdeckung eines Beiblattes zu dem Verkaufsakt von 1889. Darauf war handschriftlich das Anwesen mit Wohnhaus, Mühle und Ökonomiegebäude beschrieben - bis ins kleinste Detail, so dass Becker Zeichnungen anfertigen und diese virtuell in ein Foto von dem heutigen Gelände einfügen konnte.
"Da habe ich laut Hurra!' gerufen", erzählt er lachend über den Augenblick der Entdeckung des Beiblattes. "Dabei flüstern die Forscher in den Archiven immer nur", räumt er augenzwinkernd ein. An zwei weitere untergegangene Mahlmühlen, zwei Schneidemühlen, eine Ölmühle und eine Walkmühle in der Gemarkung Mürlenbach erinnert der Autor ebenso wie er einen Einblick in die Mühlenkunde gibt und die Berufe Mühlenbauer und Müller vorstellt. Er beleuchtet die historische Entwicklung der Mühlen.
Und natürlich beantwortet er die Frage, warum Mühlen klappern. So viel sei hier verraten: Es hat mit einem Rüttelschuh zu tun.Extra: ZUM BUCH


Das Buch "Mürlenbacher Mühlengeschichte(n)" von Ernst Becker ist gebunden, hat 132 Seiten im DinA4-Format und enthält mehr als 90, meist farbige Fotos. Es kostet 34,90 Euro und ist beim Autor in Mürlenbach, Birresborner Straße 18, sowie in der Buchhandlung Raabe in Gerolstein erhältlich. Die zuvor erschienenen Titel von Ernst Becker sind: "Don-Bosco-Haus Mürlenbach - Chronik" (2011), "Denkmäler in und um Mürlenbach" (2012), "Die Flurnamen von Mürlenbach" (2014) und "Alte und neue Mürlenbacher Geschichten" (2015).

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