Alte Aussicht findet neue Freunde

GÖNNERSDORF. Seltene Orchideen und artenreiche Tierwelt: Das Naturschutzgebiet Gönnersdorf hat für Natur-Interessierte einiges zu bieten. Ein neuer Rundwanderweg informiert über das seltene Biotop.

Es ist ein atemberaubender Blick auf Gönnersdorf und eine wunderschöne Landschaft, der sich den Naturliebhabern auf dem Plateau südlich der Gemeinde bietet. Seit Jahren kämpfen einige Menschen für die Erhaltung des Magerrasens und die dort beheimatete Tier- und Pflanzenwelt. Angesichts dieses Ausblicks wird schnell klar, warum. Ein neu angelegter Rundwanderweg mit sieben Informationstafeln soll nun dafür sorgen, dass sich auch die Besucher der Vielfalt und Einzigartigkeit des Gebiets bewusst werden, denn das Landschaftsbild hat sich in Gönnersdorf in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Wo früher Kiefern, Fichten und Büsche wucherten, zeigt sich heute Kalkmagerrasen mit zahlreichen Orchideenarten, Wacholder und seltenen Insekten. Dieser Biotoptyp prägte ursprünglich das Landschaftsbild der Kalkeifel. Bis in die 1960er Jahre hinein wurde auf den Flächen Landwirtschaft betrieben. Aufgrund moderner Techniken rentierte sich das bald nicht mehr, so dass das heutige Naturschutzgebiet langsam zuwuchs. Die Bedeutung des Magerrasens erkannt

Die Gönnersdorfer, allen voran Biologe Klaus Cölln, Biotopbetreuer Gerd Ostermann und der frühere Ortsbürgermeister Hans-Josef Heinzen erkannten schnell, welche Bedeutung der Magerrasen für das Landschaftsbild und die dort angesiedelte Flora und Fauna hat. 1988 begannen einige ehrenamtliche Helfer in Kooperation mit dem Naturschutzbund (Nabu) und der Forstverwaltung mit den ersten Pflegemaßnahmen. "Zunächst wurden aber keine wirklichen Fortschritte gemacht, weil es einfach zu wenige Helfer waren", erinnert sich Klaus Cölln. Das änderte sich, als sich die Gönnersdorfer Patenkompanie, die vierte Kompanie des Fernmeldebataillons 281 aus Gerolstein, der Sache annahm. Seit 15 Jahren kümmern sich die Soldaten nun um die Erstpflege des Gebiets und befreiten es so von Bäumen und Büschen. Cölln: "Zeitweise waren hier sogar 140 Soldaten an einem Tag unterwegs. Das ist natürlich ein Traum für jeden Naturschützer." Damit das Naturparadies aber nicht sofort wieder zuwächst, pflegen örtliche Landwirte gegen Bezahlung die freigelegten Flächen nun auf Dauer. Die Finanzierung der Freilegung hat die Stiftung für Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz übernommen. Dafür holte sie sich Unterstützung aus Brüssel. Die Stiftung stellte einen Förderantrag bei der Europäischen Union, die dem seltenen Biotop das Prädikat "besonders schützenswert" verlieh, wie Moritz Schmitt, Projektleiter der Stiftung, berichtet. Grund genug für die EU, das Gönnersdorfer Naturparadies in ihr "Life Natur"-Projekt aufzunehmen, das sich dem Schutz der bedrohten Biotope Europas widmet. Neben den Einheimischen wissen auch Touristen die Landschaft zu schätzen. "Es gibt ganze Gruppen, die nur wegen der Orchideen kommen", erzählt Klaus Cölln. Für ihn hat die Pflege des Naturschutzgebiets somit einen weiteren positiven Nebeneffekt: "Hier fördert der Naturschutz also auch die Wirtschaftskraft."

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