Alten- und Pflegeheim sorgt für Wirbel

BOLLENDORF. Bollendorf soll ein Alten- und Pflegeheim bekommen. Das ist die Auffassung der Mehrheit des Gemeinderates, die in der Sitzung am Dienstagabend beschlossen hat, dafür einen Teil des Bolzplatzes zu verkaufen.

Lanciert oder nicht lanciert? An der vermutlich zweiten Demo in der neuzeitlichen Bollendorfer Geschichte - einige erinnern sich wage an die erste, die sich gegen die Zwangsversetzung des Bollendorfer Pfarrers richtete - scheiden sich die Geister. "Das war von der CDU eingefädelt", sagt Ortsbürgermeister Alfons Gläsener (SPD). Dieser solle zur Kenntnis nehmen, dass es Menschen gebe, die sich sehr wohl eine eigene Meinung bilden könnten, meint Hermann Schmitz, CDU-Ortsverbandsvorsitzender. Fakt ist: 20 bis 40 Jugendliche und Kinder (die Angaben schwanken) protestierten am Dienstagabend mit Spruchbändern und Plakaten gegen den Grundsatzbeschluss, den die Mehrheit des Gemeinderats derweil in nicht-öffentlicher fasste. Inhalt: Die Gemeinde ist bereit, maximal 5000 Quadratmeter (zu je 52 Euro) des 9000 Quadratmeter großen Grundstücks zu verkaufen, zu dem der Bolzplatz gehört. Die Fläche soll für den Bau eines Alten- und Pflegeheims genutzt werden. Der potenzielle Betreiber des Heims, Stephan Riedl, will dort mit Hilfe von Investoren eine Einrichtung schaffen, in der 100 Senioren verpflegt werden können. Die Gemeinde ist bereit, sich mit zwei Euro pro Quadratmeter an den Planungskosten zu beteiligen. Einen Investor gibt es noch nicht, aber Interessenten, sagt Riedl, der bereits ein Pflegeheim in Schwäbisch Gmünd betreibt und weitere plant. Wie das Heim aussehen wird, ist ebenfalls noch nicht klar. Schließlich habe man nicht anfangen können zu planen, da es keinen Grundsatzbeschluss gegeben habe, sagt Riedl.Einer von vielen Dingen, die die CDU in Bollendorf an dem Projekt stört. "Die Finanzierung ist ebenso ungeklärt wie die verkehrsmäßige Erschließung des Grundstücks", sagt Schmitz. Ebenso bezweifelt er, ob - wie von der Gemeinde vorgesehen - der eigentliche Bolzplatz, der nur ein Teil des Grundstücks ist, unberührt bleibt. "Sollte dies nicht möglich sein, ist vom Gemeinderat eine Entscheidung erforderlich", heißt es zwar in dem Beschluss. Schmitz gibt aber zu bedenken: "Von dem Grundstück liegen 2000 Quadratmeter im Hang und sind daher baulich nicht nutzbar."Da sei es wahrscheinlich, dass der Bolzplatz, der für Feste und Schulsport genutzt wird, von dem Projekt berührt werde. Auch die Informationspolitik des Ortsbürgermeisters bemängelt Schmitz. Im Rat, in dem der Beschluss über das Projekt auf CDU-Antrag bereits einmal vertagt worden war, sei man nicht ausreichend informiert und der Beschluss viel zu schnell gefasst worden. Auch in der Sitzung am Dienstag habe man darauf hingewiesen, dass es für eine Entscheidung noch zu wenig Informationen gebe.Vorwürfe, die Gläsener zurückweist. Die Entscheidung habe man schnell treffen müssen, damit der Betreiber es sich nicht anders überlegt. Alle Informationen habe er weiter gegeben. Zwar habe er die Ratsfraktionen von einem Gesprächstermin mit Riedl nicht schriftlich informieren lassen, aber mündlich. Schließlich waren etwa 25 Teilnehmer bei dem Gespräch dabei - darunter Vereinsvertreter und Mitglieder aller Ratsfraktionen.Nur Teile davon fühlen sich ebenfalls schlecht informiert. Das Konzept, ein Heim in den Ort zu integrieren und dabei Plätze für Senioren zu schaffen, die mit ihren Familien Urlaub in Bollendorf machen, überzeuge ihn, sagt Horst Zwank, SPD-Fraktionsvorsitzender. Zudem müsse man noch einmal Entscheidungen treffen, wenn die konkreten Planungen vorlägen. An diesem Punkt könne er sich auch eine Bürgerversammlung - die die CDU vor dem Grundsatzbeschluss gerne gesehen hätte - vorstellen. Überstürzt sei der Beschluss sicher nicht.Betreiber lässt sich nicht abschrecken

Das sieht auch Harald Burghard (Freie Liste) so. Seine Fraktion sehe in dem Altenheim eine Chance. Immerhin würden damit 70 bis 80 Arbeitsplätze (Voll- und Teilzeit) geschaffen und der Tourismus belebt. Zudem bliebe der Bolzplatz ja erhalten. Und für den Platz, auf dem nun der Musikpavillon steht, werde Ausgleich unter dem Gemeindegebäude und bei der Neugestaltung der Allee geschaffen.Die Vereinsgemeinschaft indes gehört offenbar nicht zu den Befürwortern des Projekts in dieser Form. Der Vorsitzende, Robert Steinmetz, war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.Betreiber Riedl lässt sich von den Querelen jedenfalls nicht abschrecken. Er bleibt davon überzeugt, dass er alle zur Verfügung stehenden Informationen mitgeteilt hat. Auch wenn die Entscheidungsfindung, die "sehr schnell" vonstatten gegangen sei, im Rat länger gedauert hätte - er hätte an dem Projekt festgehalten, sagt er. Sogar die Teilnahme an einer Bürgerversammlung habe er angeboten. Seit einigen Monaten sei er schon im Gespräch mit der Verbandsgemeinde Irrel und habe sich letztlich Bollendorf für das 7,5-Millionen-Euro-Projekt als Wunschstandort ausgesucht. In Betrieb gehen soll die Einrichtung, die ohne öffentliche Zuschüsse entsteht, Ende 2004/Anfang 2005.

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